Dinko Jukic: "Ich plappere nichts nach"

15. September 2010

Er ist jung, sportlich und politisch. Die Rede ist vom Politik-Newcomer Dinko Jukić, 21, ÖVP-Kandidat bei den bevorstehenden Wahlen. Beim biber-Interview im Schweizer Haus spricht Dinko über Schwester Mirna, Neider in der Politik und sagt, warum er niemals auf der Ottakringer Strasse feiern würde.

 

Von Amar Rajković und Lucia Bartl (Fotos)

 

Es ist 11 Uhr vormittags. Der Wiener Prater erwacht zum Leben. Die Fahrgeräte werden geprüft, die ersten Jugendlichen lassen die Rekorde am Punchball purzeln und aus dem Autodrom dröhnt ohrenbetäubende Bum-Bum-Musik. Dinko Jukić erscheint bei unserem Treffen mit kleiner Verspätung. „Sorry, hatte einen Termin.“ Der österreichische Spitzenschwimmer mit Geburtsland Kroatien muss sich erstmal an so viel mediale Aufmerksamkeit gewöhnen. Sein Einstieg in die ÖVP erhitzte nämlich bei weitem mehr die Gemüter, als die Top-Leistungen auf der Schwimmbahn. Dinko erscheint im legeren Freizeitlook, seine Miene ist ernst. Gar nicht typisch für einen 21-Jährigen …

 

biber: Wie kommt man mit 21 Jahren zur Politik?

Dinko Jukić: „Es ist schon Jahre her, seit die Präsidentin der Wirtschaftskammer, Brigitte Jank, im Rahmen der Sporthilfe (private Förderhilfe der österreichischen Wirtschaft, Anm. d. Red.) mir empfohlen hat, ich solle mich mal in der Politik umschauen. Dieser Rat kam mir gerade recht, schließlich wollte ich mich immer schon in der Politik engagieren. Nach Gesprächen mit Norbert Walter und Christine Marek war mir dann klar, dass die ÖVP die richtige Partei für mich ist.“

Böse Zungen behaupten, die ÖVP benutze dich nur wegen deiner Bekanntheit. Deine politische Kompetenz sei mangelhaft.

Ich plappere auf keinen Fall etwas nach und bin auch kein PR-Gag wie Patrick Ortlieb (Abfahrts-Olympiasieger mit einem kurzen Gastspiel bei der FPÖ, Anm. der Red.).

Und wenn die SPÖ angeklopft hätte?

Die soziale Partei, wie sie sich bezeichnet, denkt höchstens an den sozialen Status ihrer Mitglieder und nicht an die Menschen. Nach so vielen Jahren Rot in Wien ist alles langsam verstaubt, es gibt keine neuen Impulse und Ideen.

Was würdest du in Wien ändern?

 

Die Stadt Wien war nur bei meinen Erfolgen da und wollte mich für ihre Zwecke gebrauchen. Als ich Hilfe gebraucht habe, wurde ich nur an unzählige andere Stellen verwiesen. Außerdem verschwinden in Wien viele Gelder, die eigentlich für Sportanlagen vorgesehen wären.

Kannst du das etwas konkretisieren?

Die Sanierung der Wiener Stadthalle kostet 17 Millionen Euro. Zum Vergleich – in Lignano (Norditalien) wird gerade ein 50-Meter-Schwimmbecken um neun Millionen Euro gebaut. Warum der Preisunterschied? Weil die Stadt Wien nur in den Eingangs-, Saunabereich und in neue Liegen investiert. Die Wasserflächen und das Kontingent von den Bahnen bleiben gleich.

 

 

Aber du hast es in Wien doch auch geschafft?

Ich hab’s geschafft, weil ich mir das Motto „was man nicht hat, ohne das muss man“ zu Herzen genommen habe. Nehmen wir doch alle anderen Spitzenschwimmer her. Markus Rogan, Fabienne Nadarajah, um nur die Bekanntesten zu nennen, trainieren im Burgenland, Niederösterreich oder Amerika. Ich bin der Einzige, der in Wien geblieben ist.

Mirna Jukić werden immer wieder Sympathien zur SPÖ nachgesagt. Gibt es jetzt einen Kleinkrieg im Hause Jukić?

Mirna hat sich nie für eine politische Partei engagiert und wird das auch in Zukunft nicht tun. Die SPÖ schmückt sich bekanntlich gerne mit fremden Federn, um mehr Fördergelder abzukassieren. Mirna jedenfalls lässt sich nicht dafür instrumentalisieren.

Gleichzeitig mit deinem politischen „Coming-out“ endete die Karriere der einstigen ÖVP-Vorzeigemigrantin, Şirvan Ekici. Hast du ein schlechtes Gewissen?

Es gibt keinen Grund dafür. Ich habe direkt nach meinem Einstieg Sirvan Ekici ein Angebot zur Zusammenarbeit gemacht. Es wurde abgelehnt. Ihr Abgang war eine breite Entscheidung, sie hätte vieles besser machen können.

Ab April 2011 eröffnet Madame Tussauds im Prater. Wird man Dinko Jukić dort eines Tages als Wachsfigur bewundern können? Wenn ja, mit welcher Berufsbezeichnung?

Ich hoffe, dass es eine Figur von mir geben wird. Am besten mit den Leistungen als Sportler und Politiker. Ich hoffe beides, schön wäre als erster aktiver Politiker, der bei olympischen Spielen teilnimmt. Die Berufe haben auch Gemeinsamkeiten. Als Spitzensportler habe ich schon früh gutes Time-Management führen müssen, eine ideale Voraussetzung für den Beruf eines Politikers.

In welchen Lokalen gehst du am Abend fort?

Die sportliche Karriere lässt wenig zu. Ich bin höchstens ein, zwei Mal im Monat am Abend unterwegs. Dann bevorzuge ich das U4 oder die Cream Lounge auf der Märzstrasse. Auf der Balkanstrasse in Ottakring ist mir zu viel los. (lacht)

Wordrap

 

Jürgen Melzer … ist ein netter Kerl.

Patrick Ortlieb … das kann mir nicht passieren.

Wiener Blut … ist Straches Blödsinn.

Frauen … sind mit Respekt und gleich wie ein Mann zu behandeln.

Disco … steht für Jugendleben, ist nicht wichtig für mich.

Obama … das ist ein neuer Weg.

 

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Kommentare

 

Du sprichst sogar in definitiven Termini für die beruflichen Entscheidungen Deiner Schwester, die, wie Du sagst: "Mirna hat sich nie für eine politische Partei engagiert und wird das auch in Zukunft nicht tun."
Kopftuch für Dich.

und Du sagst, durch das Gerücht, Deine Schwester würde SPÖ-nahe sein, würde die SPÖ mehr Fördergelder erhalten....????? Bitte, denken VOR dem Sprechen dann erledigt sich Letzteres oft von alleine.

"Ihr Abgang war eine breite Entscheidung, sie hätte vieles besser machen können." Bist Du schon so lange in der Politik, dass Du Ihre Arbeit nachvollziehen und beurteilen kannst? - Also doch ein Nachplauderer.

Aber das haben die katholischen Männer in der Partei so an sich, dass sie oft sehr apodiktisch und von oben herab über Frauen und komplexe Arbeitsbeziehungen sprechen.

Obama...das ist ein neuer Weg? Sag' mal, liest Du auch Zeitung? Größter Waffenverkauf der Geschichte von den USA an Saudi-Arabien.....Das ist genau dasselbe, was sie in Afghanistan gemacht haben - nämlich zuerst die Taliban mit Waffen und Geld unterstützt, damit die gegen die Sowjet-Besatzer kämpfen oder wie im Irak, wo die USA, den "freien Markt nutzend" gewinnbringend Waffen verkauft haben, genau an den Mann, den sie dann wegen seiner Brutalität und seiner Politik erhängt haben???

Dinko Jukic, bitte lass Dich nicht auf Vergleiche ein, von denen Du keinen Schimmer hast. Es ist schwer möglich, den Bau eines Bassins in einem EU-Land mit dem eines Umbaus einer Schwimmhalle mit Ausschreibungen in einem anderen direkt zu vergleichen. Vor allem wenn Du die Vergabepraxis nach Berlusconi nicht kennst. Aber als Sportler kennst Du Dich klarerweise in Sportpolitik gut aus. - Ja, ja.

 

@Lampiona: +++++

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