"Qualität im Journalismus stärken" - Peter Hanke im Interview

21. Januar 2021

Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke über die Medienpolitik der neuen Wiener Stadtregierung.

von Simon Kravagna, Foto: Zoe Opratko

Foto: Zoe Opratko
Foto: Zoe Opratko

Peter Hanke ist Wiener SPÖ-Stadtrat für Finanzen und Wirtschaft. Er verantwortet unter anderem auch den Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien und die Wiener Medieninitiative.

 

ALMANAH: Herr Hanke, welche Medien lesen Sie so am Morgen?


PETER HANKE: Alle für Wien relevanten Tageszeitungen und einige internationale Medien wie die Süddeutsche. 

Die digitalen Ausgaben oder die klassische Zeitung? 

Ich bin Jahrgang 1964. Ich gönne mir noch jeden Tag in der Früh eine halbe Stunde analogen Medienkonsum und lese Zeitungen. Tagsüber nutze ich orf.at und einige Social-Media-Plattformen. So komme ich gut informiert über den Tag. 

Wenn Sie ein Medium gründen würden, welches wäre das? Was fehlt in Österreich?

Beim Thema Wirtschaft wird die Luft sehr dünn. Das tut mir persönlich weh. 

Die Möglichkeit ein neues Wirtschaftsmedium zu gründen gäbe es. Seit zwei Jahren hat die Stadt Wien eine spezielle Förderschiene aufgebaut. Wie sieht die Bilanz der „Wiener Medien-Initiative“ aus? 

Sehr positiv. Die Zahl der Einreichungen ist sehr hoch und es wurden bisher mehr als 40 Projekte gefördert. Die Förderung ist aber auch ein Anreiz für viele Entscheidungsträger in der Medienbranche, noch intensiver über die Zukunft nachzudenken, sich darüber verstärkt auszutauschen und innovativer zu werden. 

Von den Förderungen zu den Inseraten: Im Koalitionsvertrag mit den NEOS heißt es, dass künftig Anzeigen an Kri terien wie Innovation, Weiterbildung und journalistische Sorgfalt gebunden sein sollen. 

Wir werden diese Kriterien in der Koalition genau erarbeiten. Wir wollen in Wien eine korrekte und qualitativ hochwertige Medienlandschaft haben.


Ein mögliches Kriterium könnte die Mitgliedschaft von Medien im Presserat sein, der die Einhaltung des Ehrenkodex für die österreichische Presse überwacht. Ist für Sie vorstellbar, dass nur in Medien inseriert wird, die diesem Gremium angehören? 

Nein, ich glaube nicht, dass das ein brauchbarer Weg ist. Wir werden das strukturierter überlegen. Ein guter Ansatz ist etwa, mit unseren Auflagen die journalistische Aus- und Weiterbildung zu stärken. In diesem Bereich ist auch überprüfbar, was wirklich in den Medienhäusern passiert. 

Wann werden die Kriterien für die Zusammenarbeit mit Medien final feststehen?


Ich glaube, dass das ein Prozess ist, der über die nächsten Jahre gehen wird. Wir sollten uns auch nicht anmaßen, allein darüber zu entscheiden, was guter und qualitativ hochwertiger Journalismus ist. Wir werden also nicht ein Beurteilungsschema von 1 bis 5 vorlegen und dann sagen: „Wer bei Punkt 4 durchfällt, der bekommt keine Inserate von der Stadt.“ So funktioniert das nicht. Die Bandbreite wird größer sein. Unser Ziel ist es jedenfalls, Qualität im Journalismus zu stärken.“ 

 

*Dieser Artikel ist im Almanah - Jahrbuch für Diversität und Integration in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft 2021 erschienen

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