Schadi im Theater

24. April 2015

Ich hasse Kompromisse, aber diesmal war es ein Bomben-Deal!

Ein Mädchen lädt mich zu sich nach Hause ein, um mir ihre Briefmarkensammlung zu zeigen, im Gegenzug muss ich nur einmal mit ihr ins Theater. Hoodie und Sneaker weg, Hemd und Lackschuhe her. „Oha Anna, nur alte Leute hier!“, seufze ich. Das Stück heißt „Ziemlich beste Freunde“ und ich habe zugestimmt, weil ich den Film kenne und der Kanake im Film einfach mal der Coolste ist. Licht aus, los geht’s! Gebannt schaue ich zu und merke gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Der Kanake aus dem Ghetto, der sich an die Pariser Schickeria anpasst, oder eher andersrum, fasziniert mich.
Das Licht geht wieder an und ich bin baff. „Schadi, komm mit, es ist Pause!“, sagt Anna.
Bei Orangensaft aus einem Sektglas versuche ich mit den anderen Gästen in meinem besten Deutsch zu diskutieren. Der Gong ertönt, es geht weiter. Bis zum Ende sauge ich jede Bewegung und jedes Wort der Schauspieler auf. Zum Schluss klatsche ich heftigst, um meinen tiefsten Respekt zu zeigen.

Wir gehen zu Anna heim, doch statt der Briefmarken in ihrem Zimmer starre ich die Wand an und sage: „Was hältst du davon, wenn wir Theater-Freunde werden?“. Anscheinend ist es nicht das, was Anna sich erhofft hat, denn sie schmeißt mich direkt aus ihrer Wohnung. Und das, liebe Leser, sind Menschen, die keinen Sinn für Kultur haben. Tzz.

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