Erdogan gegen Gülen, Brunnenmarkt gegen Hoher Markt. - Auch in Österreich scheint die ehemals geschlossene, konservative türkische Community gespalten. 

von Amra Duric, Nikolina Novakovic und Marko Mestrovic (Fotos)

„Erdogan hat in meiner Stadt viel bewirkt, ihm haben wir unsere Straßen zu verdanken“, sagt Hava (57). Die arbeitsuchende Türkin bekennt am Brunnenmarkt ihre Liebe zu Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan und ist überzeugt: Ohne Erdogan wäre die Türkei verloren.

 „Erdogan ist mein Held, ohne ihn wären viele Menschen in der Türkei arbeitslos“, sagt Hasan Koc (45). Nach der Befragung wollte der Erdogan-Fan das Foto des Politikers gar nicht mehr aus der Hand geben. 

 „Er ist kein Kopftuchgegner, das schätzen wir sehr“, schwärmen die beiden Schülerinnen Jasmin (15) und Jeta (16).

„Die Tapes waren fake und überhaupt sind alle Beweise gegen Erdogan falsch. Er hat das selbst schon beweisen können“, versichern uns die beiden Bäcker Karer (25) und Erol (19).

 „Wenn es einen 3.Weltkrieg gibt, wird Erdogan ihn gewinnen. 20 Millionen junge Leute stehen hinter ihm.“ Ibrahim (21) und Süleyman (17) sind bereit für Erdogan in den Krieg zu ziehen.

„Es geht nicht darum wer im Recht ist. Gülen hat keine Schuld, er wird immer nur gerne beschuldigt. Es wird ihm viel untergeschoben, aber es gibt keine Beweise gegen ihn“, sagt die interkulturelle Pädagogin Gül (28) vor dem Gülen-nahen „Friede-Institut“ im ersten Bezirk.

„Er hat Schulen auf der ganzen Welt eröffnet und somit viele Städte mit der türkischen Kultur bekannt gemacht“, schwärmt die Akademikerin Yavuz (36) über den Prediger Gülen.

„Er verbreitet Toleranz, Respekt und Bildung“, meint Rana (32). Obwohl sie gerade in Karenz ist, ist es ihr wichtig zu verdeutlichen, dass sie Akademikerin ist. 

Erdogan polarisiert auch in der biber-Redaktion. Pro & Contra