"Wir essen Steine"

19. April 2013

 

Wir essen Steine“

Rund 800 Kilometer von Wien entfernt leben in Rumänien hunderte Kinder auf der Straße. Die österreichische Organisation „Concordia“ gibt ihnen eine Chance, dem Elend zu entkommen.

Eine mit tiefen Schlaglöchern übersähte, matschige Straße führt in das Romaviertel in „Mimiu“ am Stadtrand von Ploiesti. Es weht eisiger Wind. Die Hütten der mehr als einhundert Roma-Familien stehen auf dem Gelände einer verfallenen Erdöl-Raffinerie. Die zehnköpfige Familie Stojka wohnt in einer Baracke ohne Strom oder Heizung. Ein dünner Teppich ist über den nackten Erdboden in der Hütte gelegt.

Dabei hat Herr Stojka noch Glück. Er hat Arbeit, die Kinder gehen in die Schule, und er braucht nur noch 2 Jahre bis zur Pension. Mit seinem Verdienst von 50 Euro im Monat kommt die Familie aber nicht aus. „Wir essen Steine“ sagt er. So nennt man hier ein Gericht aus Kartoffeln und Kraut. An ein Entkommen aus dieser Siedlung glaubt Herr Stojka nicht: „Unsere Kinder werden in Mimiu bleiben“ sagt er entmutigt. Denn die Kinder würden neben der Schule auch eine Perspektive für die Zukunft benötigen.

Hilfe aus Österreich

Diese Chance bietet der österreichische Verein  „Concordia“. Diese Hilfsorganisation, gegründet von Jesuiten-Pater Georg Sporschill hat 1991 in Bukarest, der Hauptstadt Rumäniens, mit sozialen Projekten angefangen. Vor 22 Jahren hat Pater Sporschill begonnen, sich um die Straßenkinder zu kümmern. Der Verein ist inzwischen gewachsen: neben Streetwork gibt es auch ein eigenes Sozialzentrum. Kinderhäuser und Wohngemeinschaften bieten Jugendlichen die Chance, in ein normales Leben zu finden.

Schritt für Schritt werden Kinder und Jugendliche betreut. Der Straße den Rücken zu kehren ist schwer. Es gibt immer wieder Rückfälle. Wer es aber einmal geschafft hat, kann eine Berufsausbildung beginnen. In einer eigenen Bäckerei wird zum Beispiel der Bäckerberuf angeboten. Der charismatische Oberösterreicher Andreas Resch ist Bäcker- und Konditormeister und Leiter der Bäckerei. Er kam für ein soziales Jahr nach Rumänien, und blieb wegen des starken Zusammenhalts bei Concordia.

„Die Arbeit hier ist kein Dauerglücksgefühl“- sagt er -„Rückschläge – wenn etwa ein Jugendlicher wegläuft und erst nach Monaten wieder kommt - müssen verarbeitet werden.“

Die Bäckerei stellt das Brot für den gesamten Concordia Verein in Rumänien her. Die Ausbildungs-Abschlüsse entsprechen den Auflagen und sind EU-weit anerkannt.

Kinderheime für verstoßene Kinder

In den Kinderhäuser „Abraham“ und „Montafon“ wird für die Kleinsten gesorgt. Oft geben Familien, die in den Westen arbeiten oder betteln gehen, ihre Kleinkinder einfach bei der Wohlfahrt ab. Wer großes Glück hat, wird Concordia zugeteilt. In einem Internat wachsen diese Kinder dann mit Gleichaltrigen auf. Die Erzieher sind gleichzeitig Ersatzmütter und -väter. Elena Matache ist eine der Erzieherinnen. „Ich unterrichte die Kinder hier wie meine eigenen. Und genauso stolz bin ich auf sie, wenn sie die Schule schaffen“ sagt sie mit Leidenschaft in der Stimme.

Mit Fussball und Internet gegen Drogen

Ins Sozialzentrum „Lazarus“, in Bukarest kommen die Kinder direkt von der Straße. Hier bekommen sie etwas zu essen, einen Schlafplatz und medizinische Hilfe. Viele von ihnen haben AIDS. Neuartige „Badesalz“-Drogen sind gerade gefragt, die direkt in die Venen geschossen werden. Die Kinder wissen nichts von der Gefahr, wenn sie Nadeln teilen. Aufgestauter Frust über eine Diagnose kann im Turnsaal abgebaut werden. Hier können die Kinder ein „Kickerl“ wagen, wenn es draußen wieder einmal Minusgrade hat.

In einem anderen Raum gibt es einen Computer, die Jugendlichen können im Internet surfen. Durch gutes Benehmen und Mithilfe in der Küche können  sich die Jugendlichen Punkte verdienen, die „Tigri“ genannt werden. Das ist die offizelle „Währung“ im Sozialzentrum. Die Punkte können im „Geschäft“ des Sozialzentrums gegen Hosen, Pullover und Jacken eingetauscht werden. So lernen sie, dass sie durch eigene Arbeit etwas an ihrer Lage ändern können. Und mit der Hilfe von Concordia gibt es einen Partner auf dem steinigen Weg aus der Hölle der Straße …

 

Von Adam Bezeczky
 
 

 

Spendenkonto:

Raiffeisenbank Wien, KtoNr. 7.034.499, BLZ 32000, IBAN: AT663200000007034499, BIC:RLNWATWW

 

Wieso gibt leben so viele Kinder auf der Straße?

Der Diktator Nicolae Ceaușescu hat in Rumänien 25 Jahre lang regiert. (1965 bis 1989) Er wollte die Bevölkerung von 19 Mio. auf 30 Mio. Einwohner steigern. Er ließ Verhütungsmittel, Abtreibung und auch die Aufklärung in der Schule verbieten. Durch schlechte Wirtschaftspolitik von Ceaușescu, der sich „Genie der Karpaten“ nennen ließ, gab es Nahrungsknappheit und Verzweiflung in vielen Familien. Oft wurden Kinder verstoßen, und landeten auf der Straße.

 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

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Kommentare

 

dann steht es im biber auch falsch...isch gucke gleisch und mache gut - tips taruhan bola, daftar ibcbet

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