„Your Europe, Your Say!“ 2023: „Junge Leute wissen oft gar nicht, dass sie eine Stimme haben, die von der EU gehört werden kann.“

19. April 2023

Das vom Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss organisierte Event „Your Europe, Your Say!“ bietet Schüler*innen aus ganz Europa die Gelegenheit, sich in Brüssel mit Gleichaltrigen auszutauschen. Dabei werden Schwerpunkte wie Demokratie und politische Bildung aus der Perspektive von Jugendlichen behandelt. Jährlich sollen so Vorschläge für eine bessere Zukunft erarbeitet werden. Die gesammelten Empfehlungen werden schließlich an die EU-Organe weitergegeben und müssen von ihnen diskutiert werden. Österreich wurde dieses Jahr von drei Schüler*innen der HAK/HAS Tulln vertreten.

Auch das biber-Magazin wurde nach Brüssel eingeladen und konnte Daniel, Elena und Julian somit direkt vor Ort interviewen. Die drei haben am letzten Tag mit uns darüber geredet, welche Themen die Teilnehmenden besonders beschäftigt haben, was sie über Politikverdrossenheit denken und wie man auf unterschiedlichen Ebenen dagegen vorgehen könnte.

von Šemsa Salioski

Foto: Šemsa Salioski
Foto: Šemsa Salioski


biber: Könnt ihr zusammenfassen, welche Probleme und Lösungsvorschläge in euren Gruppen diskutiert wurden? Was davon war in dem so durchgemischten Setting für den Großteil insbesondere von Bedeutung?

Elena: Wir waren uns alle darüber einig, dass das EU-System sehr komplex ist und sich viele nicht ausreichend informiert fühlen, was im Alltag zu noch mehr Desinteresse führen kann. Unser Vorschlag war daher die Entwicklung einer neuen App, in der vereinfacht erklärt wird, wie die EU funktioniert und was gerade passiert. Es wäre auch cool, wenn man dabei Wege finden würde, die wichtigsten Entscheidungsträger*innen besser kennenzulernen, damit man auch Gesichter zu den Informationen hat.

Daniel: Meine Gruppe hat mehr finanzielle Förderung von Initiativen seitens der EU verlangt. Jugendliche brauchen mehr Motivation eigene EU-bezogene Initiativen ins Leben zu rufen. Wir dachten daran, die Infos dazu mit Werbung auf den Social Media-Kanälen der Schulen zu verbinden. Die EU könnte somit für junge Leute greifbarer werden und das Engagement oder Interesse am Geschehen ankurbeln.

Julian: Auch in meiner Gruppe ging es darum das Desinteresse zu bekämpfen – und zwar spielerisch. Unser Vorschlag war daher ein Wissensquiz, bei dem die Gewinner*innen am Ende nach Brüssel eingeladen werden. Ziel wäre es, sich dann vor Ort mit Leuten aus den EU-Institutionen zu treffen und so die Möglichkeit zu bekommen, direkt gehört zu werden.

biber: Heute ist der letzte Tag. Wie hat euch die Veranstaltung insgesamt gefallen?

Daniel: Es war cool mich über Themen unterhalten zu können, über die ich in Österreich sonst nichts höre. Zum Beispiel, wie die Bildungssysteme in den anderen europäischen Ländern funktionieren -  da gibt es so massive Unterschiede! Ich habe so viel lernen können.

Julian: Andere Kulturen kennenlernen und die eigenen Fremdsprachkenntnisse einsetzen zu können, hat mich bei dem Event besonders interessiert. Man hat sehr leicht Kontakte knüpfen können, weil die Leute extrem freundlich und offen waren.

Elena: Ich habe mich auch darauf gefreut neue Leute aus ganz Europa kennenzulernen! Die meisten sind sich gegenseitig auf Instagram gefolgt, um in Kontakt zu bleiben. Jede*r musste sich passend dazu auch mit Personen aus anderen Ländern das Zimmer teilen. Nur hätten wir drei uns gewünscht, dass wir vorher erfahren hätten, um welche Länder es sich handelt, einfach um sich über die Kultur zu informieren. Einerseits für Gesprächsstoff, andererseits auch um No-Gos zu vermeiden. 

Biber:  Wie steht ihr drei persönlich zum Thema (EU-)Politikverdrossenheit? Wer müsste was in Zukunft anders machen, um dem entgegenzuwirken?

Julian: Ich finde es schade, dass viele eher Schlechtes mit der EU verbinden. Das liegt wahrscheinlich an der negativen Berichterstattung. Man schiebt die Schuld bei Herausforderungen oft auf die gesamte EU und selten auf Einzelpersonen oder die einzelnen Staaten. Beim Medienkonsum könnte man selbst aktiv darauf achten, unterschiedliche Perspektiven und Medien in verschiedenen Sprachen zu beachten.

Daniel: Junge Leute wissen oft nicht, dass sie eine Stimme haben, die von der EU gehört werden kann. Oft fehlen leider die Informationen dazu, wie genau das funktioniert. Deswegen gehören Initiativen von und für die Jugend gefördert! Man sollte dabei auch immer wieder daran erinnern, was wir der EU alles zu verdanken haben: Unkompliziertes Reisen, freier Warenverkehr, kein Roaming und so viel mehr.

Elena: Es ist leider echt so, dass oft das Basiswissen fehlt und man dann keine Motivation hat, sich überhaupt mit Politik auseinanderzusetzen. Die Verantwortung beim Thema Bildung liegt aber bei den Staaten und nicht der EU. Schulen können hier so viel mehr tun: Aufklärung, Engagement aktiv fördern etc. Wir drei sind ja nur deswegen hier, weil unsere Schule darauf achtet. Auch andere Schulen müssen aktiv werden, wenn sie wollen, dass ihre Schüler*innen mitreden und mitbestimmen können.

Bereich: 

Das könnte dich auch interessieren

Collage: Zoe Opratko
   Keine Bevölkerungsgruppe wird in...

Anmelden & Mitreden

5 + 5 =
Bitte löse die Rechnung