Es soll ein neues Programm entwickelt werden – stelle dir das zuerst einmal bildlich vor… Eine Person sitzt vor dem Computer und tippt die Programmiersprache in den Computer. Ich kann mir gut vorstellen, dass in deiner bildlichen Vorstellung gerade ein Mann vor dem Computer sitzt und du bist nicht alleine!

Du vielleicht, aber  i c h  n i c h t ! Ich sehe m i c h  da  sitzen …

Ich besuche die HAK für Wirtschaftsinformatik (=WINF-HAK) an der BHAK Wien 10 (Schulzweig: Digital Business). Diese Schulausbildung wird nur einmal in Wien angeboten und insgesamt neun Mal in Österreich. Der Unterschied zu einer normalen HAK sind meine speziellen Fächer wie Programmieren, IMCM (=Internet, Multimedia und Contentmanagement), Softwareentwicklung und Wirtschaftsinformatik. Außerdem verwenden wir in jedem (!) Fach unser eigenes Notebook und dürfen damit auch zur Matura antreten. Und ich bin nicht das einzige Mädchen, welches diese Ausbildung macht und später auch in diesem Bereich tätig sein will…

Ich bin auch nicht unabsichtlich in diesen Schulzweig gelangt, sondern aus reinem Interesse. Im letzten Jahr meiner Unterstufe bin ich das erste Mal mit Bild- und Videobearbeitungsprogrammen in Kontakt getreten und habe mir sehr viel selbst beigebracht. Da die BHAK sich in meiner damaligen Wohnumgebung befand, besuchte ich dort den „Tag der offenen Tür“. Nachdem ich von dem Zweig erfuhr und mir berichtet wurde, dass ich dort lerne, wie man z.B. Webseiten gestaltet etc. kam keine andere Schule mehr in Frage...

Von 28  S c h ü l e r n   auf  11

Heute befinde ich mich mit weiteren zehn Schülern in der dritten Klasse – (mit mir) fünf Mädchen und eben sechs Jungs. In der ersten Klasse waren wir 22 Jungs und sechs Mädchen. Der Grund für so eine starke Differenz sind Schüler, welche sich nicht für die Wirtschaftsinformatik HAK interessierten, sondern die Ausbildung einfach so wählten und dann eben mit Fächern wie zum Beispiel IMCM (=Webseitengestaltung, Video- und Bildbearbeitung etc.) nicht zurechtkommen.

U n s e r e  „F r e m d s p r a c h e“  im Digital Business Zweig

Ich LIEBE meine speziellen Fächer und sehe manche nicht als Schulfach sondern eher als Hobby. Seit der ersten Klasse erstellen wir eigene Webseiten mit HTML5 und CSS. Das sind Skriptsprachen, mit denen man Webseiten schreibt, da wir bis auf Englisch keine Fremdsprache haben, sehen wir das als „Fremdsprache“. Für uns ist „< h t m l >“ sowas wie ein „Hallo“ in einer anderen Sprache, der Unterschied ist, dass wir damit keine Unterhaltung starten, sondern eine Webseite anfangen aufzubauen. Und in Programmieren unterhalten wir uns mit Worten bzw. (für uns) Befehlen wie „using System“, „Console.Writeline“ usw. in der Umgebung von C#.

…und das alles… als    M ä d c h e n ..?

Ja, genau. Es ist für viele komisch, dass sich ein Mädchen dafür interessiert.  Aber warum nicht? Ich hatte in den zwei Jahren nie Probleme mit unseren Hauptfächern, also warum nicht. Ein Mädchen/Frau muss doch nicht einen Beruf als Verkäuferin, Frisörin, Kindergärtnerin etc. ausüben. Warum nicht einfach das machen, was einen interessiert? Neben einigen weiteren Schülern bin ich (als Mädchen!) sogar eine der Besten im Programmieren und habe in der Vergangenheit auch Zusatzaufgaben während der Stunde erhalten, da ich sonst zu „unterbeschäftigt“ war. Ich sehe es auch nicht als Beleidigung, wenn man mich „Computerfreak“, oder „Nerd“ nennt – vielleicht werde ich einmal am Erstellen des Programms mitarbeiten, welches du dann verwenden wirst, oder eine Webseite erstellen, welche du besuchen wirst, alles ist möglich!

Und damit kommen wir zum  E n d e: </ h t m l > (=steht für das Ende einer Webseite) und hier als „Danke fürs Lesen und schönen Tag noch!“ :)