DER KNOCHENJOB

Ich habe einen Samstagsjob bei einer großen Supermarktkette im 11. Wiener Gemeindebezirk. Meine Haupttätigkeit liegt an der Kassa von 08:00-18:00. In dieser Zeit lernt man die witzigsten und kuriosesten Kunden kennen. Diesbezüglich möchte ich meine „Top-5-Kunden“ genauer erläutern.

Quicky

Einerseits gibt es die jungen, dynamischen Kunden, die ihren Einkauf per Bankomatkarte abschließen. Diese Art von Klientel bevorzuge ich sehr. Insbesondere dann, wenn die neue „Quick“-Funktion ins Spiel kommt. Dies funktioniert so, dass man seine Karte einfach an den Bankomaten anhält und bis 25€ ohne den Code eingeben zu müssen, bezahlen kann.

Die Oldies

Andererseits sind aber auch ältere Menschen vertreten. Diese Art von Kundschaft kann ich überhaupt nicht leiden. Natürlich mag ich Omas & Opas aber wenn diese dann einen Einkauf, der z.B. 3,67€ beträgt, nur mit Kupfermünzen bezahlen, bekomme ich alle Zustände.

Nix verstehen

Da der Migrantenanteil im 11. Bezirk sehr hoch ist, kommen auch diese in großer Anzahl zu mir an die Kassa einkaufen. Ich habe nichts gegen „Ausländer“, im Gegenteil, ich habe selbst Freunde aus der Türkei, Serbien oder Bosnien, doch wenn diese Kunden dann Fragen haben und sich nicht richtig verständigen können, sodass ich nicht weiß, was sie wollen und hinter ihnen 30 Leute genervt darauf warten, zu bezahlen, steigt mein Blutdruck enorm.

Last-Minute-Buy

Ein anderes „Hass-Klientel“ meines Erachtens sind diese, die um 17:50, also zehn Minuten vor Ladenschluss, ihre Besorgungen erledigen. Doch warum kommen sie erst so spät? Denn ab ca. 17:00 werden auf diverse Obst- u. Gemüseartikel einen Rabatt von -25% angehängt. Diesen Rabatt müssen die Kassierer im System eintippen. Dazu kommt es auf zu Komplikationen, da man das „Rabattpickerl“ in der Hektik leicht übersieht, da man wie jeder weiß, bei unserer Supermarktkette an der Kassa sehr schnell sein muss. Ab und zu gibt es auch einen rabattierten Preis auf z.B. Joghurt. Das Joghurt kostet 0,29€ und wenn die Kassierer dann die -10% bei einem Gesamteinkauf von über 100€ vergessen, kommen die Kunden dann wegen 3 Cent zurück und ich muss daraufhin den Chef rufen, dass es als Geldretourgabe gilt. Das regt mich am meisten auf!

Sorry, ich bin reich

Zu guter Letzt komme ich zu den Käufern, die Kleineinkäufe mit Großgeld erledigen. Ein gutes Beispiel von letztem Samstag. Ein ganz normaler Einkauf um 7,80€. Ich habe mir gedacht, dass dieser Mann sicher mit einem 10€-Schein bezahlt, doch dann zieht er plötzlich den berühmt berüchtigten violette Schein heraus. Daraufhin habe ich den Safe öffnen müssen, da wir Kassierer ja nicht so viel Geld in der Kassenlade haben dürfen und so das Retourgeld erstatten kann. Da die Kassierer in unserem Unternehmen Kopfrechnen müssen, kommt es ab und zu zu Fehlern, da wir ja alle nur Menschen sind. Explizit bei solch hohen Beträgen muss man besonders gut aufpassen.

Ich hoffe, ich konnte einen kleinen aber feinen Einblick in mein Samstagleben geben. Ich erledige diesen Job echt gerne, da ich so meinen Vater finanziell unterstützen kann, aber für den Rest meines Lebens möchte ich nicht an der Kassa sitzen, dafür reichen meine Nerven nicht aus.

Armin Beneš ist 19 und besucht die HAK Sacré Coeur. 

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