Mein erster Besuch im Wiener Konzerthaus

Großer Saal
Wiener Konzerthaus

Im Klavierdepot

Ein kleiner Raum hinter schweren Stahltüren, an den Betonwänden dicke Rohre. Kaum zu glauben, dass wir uns hier im Wiener Konzerthaus befinden, wären da nicht die vier schwarzlackierten Flügel im grellen Licht der Halogenlampen. Vier Stück, damit die Künstler wählen können, welcher am besten zu ihnen passt. Steinway und Bösendorfer, nur das Beste natürlich, für die begnadeten Pianisten, die hier auftreten dürfen.

„Auch Luftfeuchtigkeit und Temperatur müssen hier passen, damit die Instrumente nicht verstimmt werden“, erklärt uns Katja, die uns, einer kleinen Truppe aus sechs Personen, im Rahmen des „Youth Lab“* eine Backstage-Führung durch das Wiener Konzerthaus gibt.

Durch einen Aufzug können die schweren Flügel aus dem Klavierdepot direkt auf die Bühne des „Großen Saales“ befördert werden, in dem wir uns nachher das Konzert „Martin Grubinger meets Yuja Wang“ anhören werden. Noch weiß ich nicht was auf mich zukommt, klassische Musik ist mir zwar nicht fremd aber meine Lieblings-Pop Bands habe ich doch immer bevorzugt.

Hoch hinaus

Schon jetzt, zwei Stunden vor Konzertbeginn, klingen die Töne des bekannten Schlagzeugers und Perkussionisten Martin Grubinger durch den Backstage Bereich, während wir durch Sesseldepot, Künstlerräume und über eine Wendeltreppe hinauf zum Dach geführt werden. Von da aus hat man einen schönen Ausblick auf die Wiener Ringstraße und sogar einige Bienenstöcke sind zu bewundern, die hier, mitten in der Stadt den „Wiener Konzerthaushonig“ produzieren.

Weiter geht es, wieder zu einem ganz besonderen Ausblick. Denn hoch über dem großen Saal, oberhalb der goldenen Jugendstil-Verzierungen, gibt es einen kleinen Bereich, von dem aus man einen atemberaubenden Überblick hat: Unten auf der Bühne sehen wir Martin Grubinger üben, von Instrument zu Instrument hastend. Von Schlagzeug bis hin zu einem Gitter mit Kochtöpfen ist vieles vertreten. Mittendrin: ein edler Flügel. Die Wände sind in Weiß und Gold gehalten, der Saal wirkt offen und weiträumig, was zu dem modernen, weltoffenen Konzept des Hauses passt. „Wir wollen schon mit der Architektur zeigen: Hier ist jeder willkommen“, erklärt man uns. „In den Sälen wird auch nicht nur klassische Musik gespielt. Wir hatten sogar schon Boxveranstaltungen oder einen Frisörwettbewerb hier im Konzerthaus“.

Zurück in den offiziellen Bereich

Wieder treten wir durch eine Tür in eine andere Welt, wir kommen zurück in den offiziellen Bereich. Ein roter Teppich auf dem Boden, Goldverzierungen an den Wänden, luxuriös aussehende Polstermöbel. Und doch wirkt es nicht altmodisch, vielmehr herrscht ein sowohl modernes als auch familiäres Ambiente. Über ein System von bunten Lampen wird man einfach zum richtigen Saal geführt und muss nur noch seine Plätze finden. Fast 2000 Zuschauer fasst der Große Saal, was einem gar nicht aufgefallen wäre, denn durch eine ausgeklügelte Architektur wirken Bühne und Künstler selbst von hinten aus noch relativ nah. So bekommt man sogar für billigere Karten noch viel.

Nach einiger Zeit gehen dann die Lichter aus, das allgemeine Gemurmel verstummt. Man klatscht, als die Musiker den Saal betreten, nicht in Anzug und Fliege, wie man es bei einem klassischen Konzert vielleicht erwartet hätte; Martin Grubinger trägt ein einfaches schwarzes T-Shirt, genau wie seine Kollegen. Yuja Wang, eine berühmte Pianistin, tritt im kurzen Paillettenkleid auf. Auch sonst herrscht eine lockere Stimmung: Beim Moderieren werden Witze gemacht, das Publikum lacht.

Als dann endlich das erste Stück beginnt, bin ich begeistert: Von langweilig kann gar nicht die Rede sein. Nicht nur die Musik ist schnell und mitreißend, wirkt neu und modern. Auch auf der Bühne ist einiges los. Yuja Wang scheint die Musik, die sie macht, mit dem ganzen Körper zu spüren, wippt mit dem Kopf, schwingt an langsameren stellen mit. Martin Grubinger rennt von Instrument zu Instrument, von einer Marimba, einem Schlaginstrument aus Holz, zu einem Glockenturm oder einer alten Waschtrommel. Jeder Schlag ist genau geplant, seine Schnelligkeit Produkt stundenlanger Übung, wie er uns später noch erzählt. „Kurz vor einem Konzert besteht das Leben eigentlich nur aus Üben, Essen und Schlafen. Ansonsten übe ich sieben oder acht Stunden am Tag“, sagt der Salzburger. Sein Lieblingsinstrument sei die Marimba, meint er, und auf die Frage, wie er dazu kam, mit Yuja Wang zusammenzuarbeiten, erzählt er, wie er sie in einem Konzert kennengelernt hatte, weil sie währenddessen einmal an einer besonders lauten Stelle vor Schreck geschrien habe.

Martin Grubinger und Alena
Wiener Konzerthaus

„Wir haben dieses Konzert wirklich sehr genossen“, sagt Martin Grubinger noch zum Publikum, bevor er den Saal verlässt. Und auch ich fühle mich danach gleichermaßen euphorisch und entspannt. Für mich steht fest: Das war nicht mein letzter Besuch im Wiener Konzerthaus.

*Im Rahmen von You(th) Lab genießen die Jugendmitglieder des Wiener Konzerthauses Ein besonderes Backstage-Programm und exklusive Künstlerbegegnungen.

Alena durfte das You(th) Lab dank einer Kultur-/Anzeigenkooperation zwischen biber und dem Wiener Konzerthaus besuchen.

Alena Wacenovsky, 15 Jahre alt, geht in die sechste Klasse des BORG Henriettenplatz

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