Mein Papa, der Soldat

Als ich klein war, war es mein Traum denselben Job auszuüben wie mein Vater, nämlich dass ich später beim Bundesheer arbeite. Für ein Mädchen nicht der übliche Job, den man sich vorstellt. Viele sind ja der Meinung, nur Männer dürfen Soldaten sein und Frauen bleiben Zuhause oder machen Bürojobs. In solche Stereotypen wollte ich mich nie einstufen lassen, mir war es schon immer wichtig sich von anderen abzuheben und zu beweisen was ich kann, das hat auch viel damit zu tun, dass ich immer schon viel mit Jungs zu tun hatte. In der Mittelschule waren wir nur 3 Mädchen in einer Klasse von 25 Schülern.

Bundesheer für Frauen

Mittlerweile bin ich etwas skeptisch, was meinen früheren Traumberuf beim Heer angeht.  Oft befindet sich mein Vater in einem anderen Land und das für ein Jahr, macht paar Monate Pause und dann geht es weiter in das nächste Land. Was nicht immer leicht ist für die Familie. Nach einer Weile hatte ich schon Angst zu vergessen, wie er aussieht oder wie seine Stimme klingt. Heute ist es etwas leichter in Kontakt zu bleiben durch soziale Netzwerke wie Skype, Whatsapp und Co. Nur ist es leider nicht dasselbe. Ich möchte meinen Papa lieber in den Arm nehmen als nur zu skypen. Ich war oft so sauer auf seinen Beruf, sodass ich mir heute nicht mehr vorstellen kann, beim Bundesheer zu arbeiten.

Vorurteile täuschen

Wenn ich neue Freunde kennenlerne, sind sie zuerst etwas eingeschüchtert, wenn sie erfahren, dass mein Papa Soldat ist. Aber diese Angst ist unbegründet. Mein Papa hat einen strengen Ton in der Stimme, was in seinem Job sehr wichtig ist, da er autoritär rüberkommen soll, doch wenn man ihn besser kennenlernt, bemerkt man, dass er im Grunde ganz nett ist und man keinen Grund hat Angst haben zu müssen. Nur Menschen  davon zu überzeugen, zum Beispiel meinen Freund, ist sehr schwer, es brauchte Überwindung und sehr gute Überredungskünste. Im Endeffekt kommt immer raus, dass er doch nicht so schlimm ist wie man es sich vorgestellt hat.

Nachrichten aus dem Ausland

Oft sitze ich Nachts wach und schaue mir die Nachrichten an von dem Land in dem mein Papa gerade ist, um zu wissen, ob bei ihm alles in Ordnung ist, weil manchmal höre ich Wochen nichts und mache mir Sorgen, ob er noch am Leben ist oder ihm etwas zugestoßen ist. Wenn mein Papa sich nach Wochen dann wieder bei uns meldet und sagt, dass alles okay ist, fällt mir jedes Mal ein Stein von Herzen. Manchmal wünschte ich mir einfach nur, dass mein Vater einen Beruf hätte wie der meiner Freundinnen, als Elektriker oder Gärtner. So wäre alles leichter. 

Stefanie ist 18 und besucht die HAK/HAS Sacre Coeur.

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