Niemand hat mehr Angst vor Corona.

Der erste Lockdown im Frühjahr war ein Drama. Nun ist nichts mehr neu daran, niemand hat mehr Angst. Mir hat man im Frühling von allen Seiten schon ein schlechtes Gewissen gemacht, als ich einfach nur spazieren gehen wollte. Ich war monatelang Zuhause am Herumspinnen, genau wie die meisten anderen. Meine Tage und Nächte verschmolzen immer mehr ineinander, verschoben sich fließend mehr als einmal rund um die eigene Achse. Ich dachte über Vieles nach, klärte Dinge, die ich mit mir selber noch offen hatte, und probierte neue Sachen aus. Ich nahm verlorene Kontakte wieder auf, knüpfte neue Bekanntschaften. All das zuhause in meinem Zimmer, während ich irgendwie die Schulsachen ,,bezwang‘‘. Anfangs habe ich nicht mal meinen besten Freund getroffen. Im Homeschooling ist man im zweiten Lockdown mittlerweile gut genug angepasst, hat erprobte Vorgehensweisen fixiert. Doch die meisten meiner Freunde haben die Krisenbewältigung so satt, dass sie mittlerweile lieber erkranken, als weiter Teil derer zu sein, die sich so sehr davor hüten. Auch ich gehöre dazu. Das psychische Wohlbefinden ist mir mindestens genauso wichtig – man muss seine Grenzen ziehen, aber auch auf die Psyche achten. Gesund ist man nämlich nicht nur körperlich. Die Zahlen sind zwar höher, aber gerade das bestärkt viele darin, dass es doch eh egal sei. Da gehen die Leute feiern und machen sich lustig über die ganze Situation. Jeder denkt, dass er selber sicher fit genug wäre, die Krankheit durchzustehen. Das stimmt wahrscheinlich nicht. Das Virus ist da und allgegenwärtig. Und bringt es überhaupt was, oder wäre es vielleicht sogar besser, sich einfach nicht darum zu scheren, ob‘s einen trifft, so wie es die meisten Leute eh schon machen?

 

 

Alexej Koch ist 16 Jahre alt und besucht das Gymnasium Maroltingergasse.

Alexej ist 16 Jahre alt und besucht das Gymnasium in der Maroltingergasse in Ottakring.

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