Schnuppertage im islamischen Kindergarten

Mein Name ist Yasamin und ich bin 16 Jahre alt. Ich bin in Afghanistan geboren und lebe seit vier Jahren in Österreich. In Afghanistan durfte ich nicht die Schule besuchen, weil die Taliban nicht wollen, dass sich Mädchen bilden. In Österreich habe ich also nicht nur Deutsch, sondern auch schreiben und lesen gelernt. Ich habe einen sechsjährigen Bruder und eine 20 Monate alte Schwester. Da ich Kinder liebe und durch meine kleinen Geschwister auch gut mit Kindern umgehen kann, möchte ich Kindergartenpädagogin werden. Ich liebe Kinder und bin sehr hilfsbereit und geduldig. Ich habe letzten November meine Schnuppertage in einem islamischen Kindergarten im 14. Bezirk gemacht. Dort habe ich vier Tage lang mit den Kindern gespielt und gesungen. Ich habe mit den Kindern Koransuren gelesen, ihre Aussprache verbessert und arabische Schriftzeichen ausgemalt. Aber ansonsten spielte die Religion keine große Rolle. Am zweiten Tag sind wir mit den Kindern in den Park gegangen. Danach gab es Mittagessen, frisch von einer türkischen Köchin zubereitet, es war sehr lecker. Es gab eine Suppe, Reis mit Fleisch, Salat, warmen Tee und Wasser.


Die Kinder hatten bosnischen, tschetschenischen, türkischen und arabischen Migrationshintergrund, österreichische Kinder gab es keine. Die Kinder haben miteinander und mit den Betreuerinnen Deutsch gesprochen. Die fünf Betreuerinnen kamen aus Bosnien und der Türkei und eine österreichische Konvertitin war auch dabei. In den nächsten Tagen waren wir auch im Park, das lieben die Kinder. Ich habe gelernt, dass ich den Kindern beibringen muss, dass sie nicht mit Fremden reden sollen und niemals mitgehen dürfen oder etwas von Fremden annehmen dürfen. Jedes Mal bevor wir in den Park gegangen sind, mussten wir die Kinder an diese Regeln erinnern. Wenn die Kinder untereinander gestritten haben, wurde ihnen beigebracht, dass sie sich beeinander entschuldigen müssen. Wenn sich ein Kind nicht entschuldigen will, darf es nicht in den Park und muss bei einer Betreuerin im Kindergarten bleiben.


Ich habe in den vier Tagen gelernt, dass ich den Kindern gegenüber verständnisvoll sein muss, ihnen immer zeigen soll, dass ich sie mag, auch wenn sie einmal schlimm waren. Am letzten Tag war ich schon etwas müde, ich habe begriffen, wie anstrengend die Arbeit im Kindergarten ist. Trotzdem möchte ich unbedingt Kindergärtnerin werden, das ist mein absoluter Traumberuf.

Yasamin ist 16 und besucht die 4b der WMS Kauergasse.

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