Schule, ein Ort, an dem meine Alpträume real wurden

Viele freuen sich täglich auf die Schule, für andere ist es nur eine Pflicht.
Für manche ist es ein Ort des Wissens, der Freude, ein Ort um neue Freundschaften zu schaffen, ein Ort wo Träume wahr werden können. Doch für ein paar Schüler ist es ein Ort wo ihre Albträume erwachen.

Auch ich habe keine guten Erinnerungen an meine Schulzeit. Jeder kennt diesen einen Schüler, der anders ist. Der gehänselt, beschimpft und ausgelacht wird. Auch ich war damals diese Schülerin, die immer am Rand saß, keine richtigen Freunde hatte und immer komisch angeschaut wurde.Täglich ging ich mit Angst und weichen Knien in meine damalige Schule. Es war eine Überwindung das Schulgebäude zu betreten, in meine Klasse zu gehen und mich auf meinen Platz zu setzen. Ständig sah ich mich um, ob nicht doch irgendwas mich hier rausholen könnte. Bevor meine Mitschüler kommen.

Jeden Tag dasselbe
 

Täglich um 7:45 Uhr  begann die „ Quälerei“. Damals war ich in der 2. Klasse einer KMS in Wien.
Täglich wurde ich komisch angesehen, gehänselt weil ich andere Interessen hatte und bekam gemeine und sehr verletzende Spitzennamen wie zum Beispiel Biblosos – die Königin der Schirchheit. Ich begann, meinen Frust mit Essen zu überwältigen und wurde davon dick. Als das einfach nicht mehr ausreichte, habe ich in meiner Klasse Lügen rum erzählt. Ich wollte von mir ablenken. Zum Beispiel erzählte ich, dass ich Jimi Blue Ochsenknecht persönlich kenne oder dass DJ Ötzi mein entfernter Onkel ist. Ich wollte cool sein. Somit erzählte ich immer mehr Lügen, manchmal auch um bemitleidet zu werden. Ich wollte das Gefühl bekommen, dass ich ihnen wichtig bin. Doch auch das hielt nicht lange an.

Wie ich mich geschützt habe
 

Alle vier Klassen meines Jahrganges fingen an mich fertig zu machen. Auch meine Cousine konnte mir nicht helfen, obwohl sie in der Nebenklasse war. Später fingen auch die Lehrer an, auf mir herum zuhaken. Was folgte, waren schlechtere Noten.

Damals haben mir meine Mitschüler das Gefühl gegeben, nichts wert zu sein. Es wurde besser nachdem ich in der gleichen Schule die Fachschule besuchte. Ich lernte, was richtige Freunde sind. Jedoch hatte ich auch nach meinen Abschluss der KMS keine Ruhe, da eine alt bekannte Mitschülerin ebenfalls in die Fachschule weiter ging. Doch ich habe mit der Zeit gelernt, nicht alles an mich ran zu lassen. In diesen Jahren des täglichen Mobbings habe ich mir eine Art Schutzschild gebaut. Ich habe gelernt es mir nicht anmerken zu lassen, wenn mich etwas verletzt. Ich habe damals nie jemandem vertraut. Auch heute fällt es mir noch schwer Vertrauen auf zu bauen.

Lasst euch nicht unterkriegen
 

Mir hat damals wirklich nur geholfen durchzuhalten und dann in die Fachschule aufzusteigen, wo ich andere Mitschüler hatte.
Auch noch heute habe ich oft nicht den Mut „Nein“ zu anderen zu sagen. Bis heute bereue ich es sehr, dass ich es nie jemanden gesagt habe, was in der Schule alles passiert war.

Ich würde allen Schülern raten, die in einer ähnlichen Situation sind wie ich damals, dass sie mit jemandem darüber sprechen sollen. Gerade Schüler, die etwas anders sind, müssen sich auf die Beine stellen, denn anderes zu sein ist etwas Schönes. Es zeigt die Vielfalt der Menschen und dass jeder anderes ist.

An die „ beliebten“ Kids kann ich nur sagen, hört auf andere wegen ihrer Figur oder ihrer Interessen zu ärgern. Wenn ihr seht, dass ein Mitschüler gemobbt wird, schreitet bitte ein. Hört auf zu denken, dass wenn ihr einschreitet, ihr auch gehänselt werdet.

Mein Wunsch wäre, dass das Mobbing an Schulen endlich ernst genommen wird. An alle Lehrer, Eltern und Schüler: Macht die Augen auf und handelt!  

Bianca besucht die Dr. Roland Maturaschule.

Das könnte dich auch interessieren

Foto: Zoe Opratko
Zum Abschied gibt es kein Trompeten­...
Foto: Marko Mestrović
Ob Hijabi-Style, koschere Perücken oder...
Foto: Marko Mestrović
Nicht über die Communitys zu sprechen,...

Anmelden & Mitreden

3 + 17 =
Bitte löse die Rechnung