„Aufessen ist in der serbischen Tradition fast unmöglich“

21. November 2016

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Die serbische Küche
Foto: Carina Spielberger

An den Wänden hängen serbische traditionelle Gewänder, die Tische und Stühle sind aus massivem Holz. Im Hintergrund läuft leise serbische Musik, die Kellner sind Serben, das Essen und die Stimmung sind mindestens genauso authentisch. Soweit das Auge reicht, ist der Tisch bedeckt mit Schüsseln voll Krautrouladen, Bohneneintopf, Gibanica, Šopska Salata und viel, viel Fleisch. Am Tisch steht eine Flasche Ex Rakia, zwischen den Mahlzeiten belebt ein kleiner Schluck des Obstbrandes. 

Schmackhafte Sammlung serbischer Kultur

Das rustikale Lokal „Etno Restaurant Konak“  ist zwar mitten in Wien, genauso könnte man aber in einem kleinen Ort in Serbien sitzen. Das Angebot ist riesig und die Stimmung ist gewohnt gelassen. Vergangene Woche stellte Tatjana Petkovski hier ihr Buch vor, welches das deutschsprachige kulinarische Kochbuchsortiment um einen entscheidenden Teil bereicherte. Das Buch trägt den Titel „Die serbische Küche“ und birgt unter anderem uralte Rezepte von Tatjanas Familie aus Nordserbien. Ein Buch über die würzige Küche am Balkan hat es so noch nicht gegeben. Für das Buch sammelte sie Rezepte von ihrer Mutter und Oma und übersetzte alles ins Deutsche. „Die meisten Rezepte stammen aus dem lang erhaltenen Familienkochbuch. Doch ich habe besonders Wert darauf gelegt, auch Rezepte aus dem zentralen Serbien und der südlichen Region zu sammeln.“ 

 

Tatjana Petkovski
Foto: Carina Spielberger

 

Die Idee entstand zufällig

Tatjana absolvierte ihr Publizistik-Studium in Wien und arbeitet jetzt als Medienplanerin. Die Idee zum eigenen Kochbuch hat sich zufällig ergeben. Die junge Serbin hat vor drei Jahren  über eine Freundin bei der Sendung „Frisch gekocht“ auf ORF 2 mitgemacht und ein traditionell serbisches Gericht zubereitet. Von dem TV-Auftritt hatte sich die 24-Jährige nicht allzu viel erwartet. Als allerdings der „Leopold Stocker Verlag“  auf sie aufmerksam geworden ist und ihr vorschlug, das Buch zu veröffentlichen, freute sie sich über das Angebot zum gemeinsamen Projekt. Alle Speisen mussten angepasst und nachgekocht werden, das war viel Arbeit. „Ohne meine Mutter wäre das alles nicht möglich gewesen. Ich danke ihr von Herzen für ihre volle Unterstützung.“ Tatjana hebt ihr Glas und blickt in die Ecke. Ihre Mutter strahlt sie an, sie ist stolz auf ihre Tochter.

Man muss lieben, was man macht

Nicht nur das Aufzählen von Gerichten war Tatjana wichtig, auch das Erklären der Traditionen ihrer Vorfahren hält sie für wichtig für das Gesamtkonzept des Buches. Die strahlende Blondine sieht in dem Buch mehr als nur eine Sammlung von Rezepten.  Die junge Frau will nicht nur Serben erreichen. Vor allem Leuten, die nicht aus der Gegend kommen, will sie die serbische Küche dadurch näherbringen. „Man muss lieben, was man macht. Motivation kommt durch die Freude.“ Wenn Tatjana Heimweh bekommt, kocht sie am Wochenende etwas aus dem Buch. Dann lädt sie auch gerne Freunde zu sich ein. „Wir Serben mögen das Feiern. Dazu gehört, viele leckere Mahlzeiten zuzubereiten und sie in einer geselligen Runde zu genießen. Aufessen ist in unserer serbischen Tradition fast unmöglich.“

Das Buch ist beim Leopold Stocker Verlag erschienen und kostet im Handel 16,90€.

 

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