"Bei 'Dragan' denken viele an einen kleinen Zigeuner" - Naplava im Interview

16. Februar 2017

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Naplava Band
Foto: Michaela Kobsa

Hart, härter, Naplava. Das Hardrock-Trio aus Wien will sich aber nicht in eine Schublade stecken lassen. Im Cafe Weidinger haben uns zwei der drei Bandmitglieder erzählt, wieso sie 'Tee-isten' sind, weshalb sie von ihren Eltern verarscht werden und was sie von Klarinetten halten.


Biber: Beschreibt Naplava mal in einem Wort

Moritz: Unmöglich

Dragan: Würde ich auch sagen. Im positiven, sowie im negativen Sinn.

 

Was bedeutet Naplava eigentlich?

D: Das ist tschechisch und stellt jemanden dar, der in einer neuen Stadt ist. Ein gestrandeter. Den Namen haben wir zufällig gewählt, hat irgendwie gepasst. Außerdem gibt es keine andere Band, die so heißt.

 

Wo würdet ihr eure Musik einordnen?

M: Von Death Metal bis zum italienischen Schlager ist uns alles recht, solang etwas ausgedrückt wird. Ob wir jetzt verzerrte Gitarren spielen oder ein Klarinetten-Solo einbauen ist uns egal, solange es uns gefällt. 

D: Musik ist ja irgendwie wie ein Steak. Das Steak schmeckt zwar, aber immer dieselbe Soße dazu ist auch langweilig. Hard Rock gefällt uns, aber hin und wieder bauen wir auch komplett andere Sachen ein.

 

Die Musik von euch bedient aber keine Massen. Wieso habt ihr euch entschieden gegen den Mainstream zu schwimmen?

D: Es geht hauptsächlich um den Spaß. Es muss uns gefallen. Dass es anderen Leuten auch noch gefällt ist die Zugabe.

M: Mit dem Mainstream kann ich mich auch nicht so identifizieren. Da kommt für mich nichts rüber.

 

Naplava Moritz
Foto: Michaela Kobsa

 

Aber nehmen wir an, ihr werdet für den Amadeus Award nominiert. Würdet ihr trotzdem hingehen, obwohl es ein Mainstream Event ist?

M: Hm, ich weiß nicht...
D: Klar würden wir hingehen!
M: Ja, aber nicht mit der größten Ernsthaftigkeit.

D: Eher mit so Britney Spears T-Shirts am Red Carpet. Außerdem würde es uns da auch um die Message gehen. Wenn ein 12-Jähriger dann sieht, dass man auch anders sein kann und trotzdem honoriert wird. Das wäre uns wichtig.

 

Und nehmen wir an, ihr gewinnt einen Preis. Was wäre eure Dankesrede?

M: Eine Mischung aus was Ehrlichem und aus etwas, was wohl niemand verstehen würde.

D: Und ein Seitenhieb.

 

An wen?

M: An alle. Es ist schwierig in Österreich Musik zu machen und ernst genommen zu werden.

 

Musik wird ja auch oft als brotlose Kuns angesehen. Woher zieht ihr eure Motivation weiter zu machen?

D: Es stimmt schon, man wird auch oft schief angesehen. Ich meine manche bekommen Kinder, Jobbeförderungen und dann fragt man "Du machst noch Musik? Ist es nicht an der Zeit damit aufzuhören?"

M: Ich kann ja gar nicht anders. Ich kann auch ohne Brot leben. Ich ernähre mich von Microalgen und Tee. Ich bin 'Tee-ist'.

D: Außerdem merken wir, es tut sich was. Jeder Gig ist ein Ansporn. Auch, dass wir jetzt mit euch da sitzen und über uns reden dürfen motiviert uns.

 

Dragan, du hast ja Wurzeln am Balkan, wohnst in Wien und singst trotzdem englisch. Wieso?

D: Ich tu mir ehrlich gesagt schwer mit meiner Muttersprache. Sogar meine Eltern verarschen mich, weil ich einen deutschen Akzent habe (lacht).
In englisch kann ich mich einfach am Besten ausdrücken. 

 

Und wo fühlt ihr euch zu Hause?

D: Keine Ahnung. Da wo alles funktioniert.

M: "Home is where you lay your head" Das kann würde ich hier gerne zitieren.

 

Der Name "Dragan" ist aber dennoch ein gewisser Stempel. Fühlst du dich manchmal als Ausländer?

D: Die Leute haben auf jeden Fall eine andere Erwartungshaltung, wenn sie mich noch nicht kennen. Bei "Dragan" denken viele an einen kleinen, dicken Zigeuner, mit einem goldenen Ohrring. Aber wirklich diskriminiert werde ich nicht.

 

Und du, Moritz?

M: Du wirst lachen, aber ich komm ja aus Kärnten und am Anfang war es schon schwierig in Wien. Ich war immer der lustige Kärntner. Die Leute kommen her und meinen, "sag mal was". Mit der Zeit nervt das schon, aber heute stehe ich da drüber.

 

Naplava Band
Foto: Michaela Kobsa

Zurück zur Musik. Wie läuft der kreative Prozess bei euch ab?

D: Wir drei im Raum. Es passiert einfach. Ich bin jetzt auch nicht der Bandleader, der jedem sagt was er tun soll. Es harmoniert einfach.

M: Ja die Harmonie ist echt wichtig. Nur so kann das funktionieren.

 

Aber man ist ja doch ein Perfektionist, wenn man ein Künstler ist. Kommt es da nie zu Streit?

D: Nein, Streit kann man nicht sagen.
M: Das ganze basiert auf Freundschaft und Ehrlichkeit. Da nimmt sich niemand ein Blatt vor den Mund, aber der andere fühlt sich auch nicht angegriffen. 

D: Wenn mir Einer der Beiden sagt, "das Riff geht noch besser", dann ist da auch was dahinter. Die sagen das nicht einfach so.

 

Ihr wollt dieses Jahr auch ein neues Album herausbringen. Was ist der Unterschied zum Vorgänger?

D: Ja, im September ist es geplant. Es wird extremer, schneller und in jeder Hinsicht drei Mal so heftig. Sei es die Produktion, der Sound oder die Message. Es ist ein neues Kapitel. 

M: Das war auch meine Vorraussetzung, um bei dem Projekt mitzumachen. Ich habe gesagt, wir können ein Album machen, aber es muss härter werden. 


Eure Videos heben sich ein wenig von den herkömmlichen Musikvideos ab. Was ist das Geheimnis dahinter?

D: Wir haben nicht viel Budget und da habe ich zum Moritz gesagt, wir nehmen zwei iPhones und machen das nächste Video im Wohnzimmer meiner Eltern.

M: Und ich fand die Idee geil.
D: Budget 6€ und geiler Output.

M: Außerdem erweckt dieser VHS-Style nostalgische Gefühle. 

D: Ja die 90er waren ja für uns eine prägende Zeit. Wenn man sich zwei mal Mrs. Doubtfire auf Kasette angesehen hat, dann hat es auch so abgefuckt ausgesehen. Aber hat was.

M: Außerdem trifft es den Zeitgeist, wenn man das ganze mit iPhones filmt. 

 

Geht es dem Mann im Video gut?

D: Dem geht es super.
M: Hat der nicht aufgehört zu saufen?
D: Ja, glaube schon.

M: Dem geht's also Scheiße.

 

Was dürfen wir uns in nächster Zeit von euch erwarten?

D: Am 5. April spielen wir im Flex, anlässlich des 23. Todestages von Kurt Cobain.

M: Den Rest kündigen wir rechtzeitig an.

 

Was sind eure Ziele?

D: Bandbus, Festivalgigs. Durch Deutschland, Österreich und Schweiz fahren und einfach spielen.

M: ...und weiter Tee trinken

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