Bilder von Toten bewirken nichts

03. September 2015

Ein Bild eines Flüchtlingskindes, das leblos auf einem Strand im türkischen Bodrum liegt, verbreitet sich rasend schnell im Internet. Es soll die Tragödie einer bislang nie da gewesenen Flüchtlingswelle vor Augen führen. Die Bestürzung ist groß. Zu Recht empören wir uns über unsere unfähigen Politiker, diese Katastrophe einzudämmen.

Allerdings befürchte ich, dass dieses Bild nichts bewirken wird.

Bilder wie diese lösen emotionale Blitzreaktionen aus, die unsere Wut gegen staatliche Funktionäre hochkochen lassen. Menschen, die wir auf solchen Bildern sehen, sind jedoch niemals daran interessiert als Tote zu Legenden zu werden, sondern streben ein Leben in Frieden und Sicherheit an. Viele Politiker haben es leider versäumt ihren Bürgen das zu vermitteln.

Stattdessen zeigen sie zunächst ihre Bestürzung, nachdem im Mittelmeer zahlreiche Menschen ertrunken sind, versprechen unmittelbare Besserung und zwei Tage später verfallen sie in ihre alten Handlungsmuster zurück, indem sie Kriegsflüchtlinge zu illegalen Grenzgängern stigmatisieren.

Aus diesem Grund halte ich es für moralisch bedenklich, Fotos von Toten zu posten. Sehr schnell passiert es, dass Opfer dadurch politisch instrumentalisiert werden. Flüchtlinge, die vor Tod und Hunger fliehen, nach Frieden, Sicherheit und Bildung für ihre Kinder suchen, sollen nicht zu politischen Figuren werden, sondern Schutz und Anerkennung bekommen.

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