Flüchtlinge Willkommen: Mit Flüchtlingen zusammen wohnen

23. September 2016

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Flüchtlinge Willkommen Raoul Kopacka
Foto: Flüchtlinge Willkommen / Alexander Gotter

Massenunterkünfte sind leider eine sehr verbreitete Wohnlösung für zahlreiche Flüchtlinge in Österreich. Der Verein „Flüchtlinge Willkommen“ hat sich daher gefragt, warum Flüchtlinge nicht in privaten Wohnungen oder zusammen mit Einheimischen in WGs wohnen könnten. Wir haben mit Raoul Kopacka gesprochen und herausgefunden, wie der Verein diese Idee möglich macht.


biber: Wer sind diese Menschen, die bereitwillig sind, mit Flüchtlingen zusammen zu wohnen?

Raoul: Unsere Wohnungsanbieter sind hauptsächlich Österreicher, aber auch viele, die selbst aus dem Jugoslawienkrieg geflüchtet sind und jetzt anderen in einer ähnlichen Situation helfen wollen. Es gibt natürlich dabei auch internationale Leute, denen die Initiative zugesagt hat.

Wie wirkt sich das Zusammenleben auf die Integration der geflüchteten Personen aus?

Der Grundgedanke hinter der Idee war, Flüchtlingen eine sichere Umgebung zu schaffen, in der sie sich wohl fühlen und ihr Leben von Grund auf wieder anfangen können. Zu viele geflüchtete Personen wohnen leider in Flüchtlingsheimen oder zu zehnt in einer WG mit anderen Flüchtlingen zusammen. In diesem Fall ist Integration in der neuen Gesellschaft kein Thema. Auf der anderen Seite, wenn sie zusammen mit Einheimischen wohnen, verbessern sich ihre Deutschkenntnisse, bekommen sie Hilfe bei der Jobsuche, fühlen sich als Teil der Gesellschaft und nicht mehr Angehörige einer abgegrenzten Gruppe.

 

Flüchtlinge Willkommen Raoul Kopacka
Foto: Raoul Kopacka / Flüchtlinge Willkommen

 

Was ist die Rolle von „Flüchtlinge Willkommen“ bei der Vermittlung?

Menschen erfahren von uns meistens vom Internet. Sie melden sie sich bei uns an und wir fordern sie auf, ausführlich ein Formular auszufüllen, damit wir mehr über sie wissen: Welche Hobbys sie haben oder wie gut sie schon Deutsch sprechen können. Solche Informationen sind sehr wichtig, um die perfekte Kombination zwischen den WGs und den Wohnsuchenden zu finden. Zur Verfügung stellen wir sowohl Studenten-WGs, als auch ganze private Wohnungen, in denen Familien zusammen leben können.

 
 

Nichts im Leben läuft immer aalglatt. Was war bisher die größte Herausforderung?

Vorerst sind über 1000 Personen auf der Warteliste. Nach den Ereignissen in Köln im Jänner ist leider die Zahl der angebotenen Wohnungen zurückgegangen. Es liegt uns sehr am Herzen, möglichst viele Wohnmöglichkeiten für sie zu finden, dennoch behalten wir dabei immer auch die Qualität im Auge. Alle Wohnungsanbieter verpflichten sich dazu, die Wohnung für mindestens sechs Monate zur Verfügung zu stellen. Natürlich gibt es auch Probleme, die weiter über die normalen WG-Krisen hinausgehen: andere Erwartungen, der Verlust an Interesse mit der Zeit. An dieser Stelle setzen wir uns dafür ein, dass die geflüchteten Personen eine andere passendere Wohnung oder WG finden.

INFOBOX
Hast du ein Zimmer oder gar eine ganze Wohnung frei und möchtest Flüchtlinge aufnehmen? Auf der Homepage von „Flüchtlinge Willkommen“ erfährst du in drei Schritten, wie du geflüchtete Menschen aktiv helfen kannst, in ihrer neuen Heimat anzukommen. Übrigens können die Kosten in einigen Bundesländern rückerstattet werden. Dafür sorgen die Unterstützer der „Flüchtlinge Willkommen“-Homepage.

 

Flüchtlinge Willkommen Raoul Kopacka
Foto: Flüchtlinge Willkommen
 

 

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Kommentare

 

Man wird den Eindruck nicht los, dass das kleine aber machtvolle Wort "Asyl" nicht mehr dem entspricht, wofür es einst geschaffen wurde. Das nun millionenfache Armuts- oder Arbeitsmigration unter dem Vorwand des Asyls missbraucht wird, ist auch Schuld derjenigen Verantwortlichen die keine Trennlinie mehr zwischen Asyl und illegaler Migration ziehen. Während z. B. A und D praktisch alle mit vielen Milliarden versorgt, die es über die Grenze schaffen, werden die eigentlichen Flüchtlinge in den Flüchtlingslagern, die aus finanziellen Gründen keine Möglichkeit zu einem Europatrip habe, geflissentlich vergessen. Das sollte überdacht und geändert werden.

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