FPÖ-Jugend: Das war eins zu viel.

01. September 2023

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Das neue FPÖ-Video: So problematisch wie noch nie. (C) FPÖ TV auf YouTube

„Kulturverlust“, „Bevölkerungsaustausch“, „Woke-ism“: Neulich sorgte ein Video der FPÖ-Jugend für einen öffentlichen Aufschrei. Was im Video gezeigt wird, ist brandgefährlich: Bitte lassen wir dieses Gedankengut nicht als Meme in der „Another Day in Austria“-Kartei enden.

Von Mathias Psilinakis

Den Freiheitlichen gelingt es immer wieder aufs Neue, für Überraschungen zu sorgen – das haben sie uns auch letzten Sonntag bewiesen, als ein Video der jungen FPÖ auf Social Media für Aufsehen sorgte.

Das Video erinnert, wie bei den meisten Propagandavideos der Freiheitlichen Partei, an meine erste Power-Point-Präsentation aus dem Jahr 2011: Epische Hintergrundmusik (die genauso für die nächste Tatort-Folge in Frage kommen würde), während auf dem Bildschirm eine Serie an Stock-Fotos zu sehen sind, all das untermauert von visuellen Effekten jeglicher Art.

„Genderwahn“, „Kulturverlust“ und „Bevölkerungsaustausch“

Doch auch sprachlich bietet uns die FPÖ-Jugend in nur zweieinhalb Minuten ein regelrechtes Feuerwerk an Begrifflichkeiten. „Genderwahn“, „Kulturverlust“, „Bevölkerungsaustausch“: Schlagwörter, die allzu oft von den Freiheitlichen herangezogen werden, kommen auch in diesem Video innerhalb weniger Sekunden vor und erinnern an Diskurse von Verschwörungstheoretikern und rechtextremen Gruppierungen.

Mehr als nur Provokation

Ein provokantes Video mit rechtspopulistischer Rhetorik ist bei den Freiheitlichen kein Ausnahmephänomen. Übertroffen haben sie sich dieses Mal jedoch mit der Wahl ihrer visuellen Motive. Ein paar Highlights: Das neue Lieblingswort der Rechten, „Woke-ism“, wird visuell von einem Mann mit Black-Lives-Matter-Plakat begleitet – das Recht, nicht von der Polizei getötet zu werden, ist der jungen FPÖ also anscheinend zu „woke“? Wenige Sekunden später deklariert ein junger Mann „Wir aber wollen eine Zukunft“, während jener Balkon gefilmt wird, an dem Adolf Hitler 1938 den Anschluss verkündete. Spätestens hier sollten bei uns doch sämtliche Alarmglocken schrillen, oder nicht?

Als krönender Abschluss eines mehr als nur provokanten Videos geben uns die Freiheitlichen noch einige Literaturempfehlungen auf den Weg und deklarieren, dass „die Linken“ fortan nicht mehr die Themen der öffentlichen Debatte bestimmen werden. Eingeblendet werden hierbei unter anderem die Journalisten Armin Wolf und Florian Klenk – ein bisschen Name-Dropping sorgt bekanntlich für mehr Reichweite.

„Klare Kanten zeigen“

Das Video der Freiheitlichen Jugend geriet schnell auf den Radar der Öffentlichkeit. David Stögmüller, Sicherheitschef der Grünen, forderte wenige Tage später eine Überwachung der FPÖ-Jugend im Rahmen des Verfassungsschutzes – die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) müsse nach dem Video „klare Kanten zeigen“. Ein Musikverein, der im Video eingeblendet wird, distanzierte sich „nachdrücklich“ vom Inhalt des Videos und gab bekannt, rechtliche Schritte prüfen zu wollen. Herbert Kickl verstehe die „Pseudo-Aufregung“ rund um das Video der freiheitlichen Jugend jedoch nicht - er finde es „großartig“.

Diesmal nicht.

Wie so oft habe ich mir die Frage gestellt, ob es überhaupt sinnvoll ist, der Freiheitlichen Partei mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Doch solch ein Maß an Hass und Hetze kann und darf nicht ignoriert werden. Journalistin Elisabeth Hofer schreibt in der Presse zu dem Propaganda-Video: „In dem jüngst veröffentlichten Video der Freiheitlichen Jugend findet sich so viel Problematisches, dass man nicht mehr wegsehen kann.“

Videos wie diese dürfen nicht ignoriert werden. Viel zu oft kommt es in Österreich zu einem kurzen Aufschrei, der jedoch ohne Konsequenzen bleibt und bestenfalls" als Meme nach dem Motto „Another Day in Austria“ endet. Diesmal braucht es aber eine öffentliche und rechtliche Antwort auf eine Partei, in der rechtsextreme Ideologien von Tag zu Tag salonfähiger werden. Das Video der FPÖ ist nicht nur ein Schrei nach Aufmerksamkeit: es ist brandgefährlich.

Stand: 31.08.2023

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So wie in Deutschland muss auch in Österreich der Kampf gegen Rechts spürbar verstärkt werden.

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