FPÖ-Politiker: "So viele Flüchtlinge aufnehmen wie möglich."

07. September 2015

Sascha Bauer ist Gemeindepolitiker in der FPÖ-Hollabrunn. Der 31-Jährige zählt sich zum liberalen Flügel der Freiheitlichen. Im Gegensatz zu vielen FPÖ-Politikern, fordert er einen leichteren Zugang zur österreichischen Staatsbürgerschaft und so viele Flüchtlinge aufzunehmen wie es möglich ist. 

FPÖ
Foto: FPÖ-Hollabrunn

 

Biber: Sascha, du bist Sportunternehmer und gleichzeitig Gemeindepolitiker. Wie schaffst du die Jobs zeitlich unter einem Hut zu bringen?

Sascha Bauer:  Das gelingt mir relativ leicht, da wir nur viermal im Jahr eine Gemeinderatssitzung haben. Das ist wenig. Als Unternehmer bin ich an so ein Minimum nicht gewöhnt, da ich das Beste aus meinem Job herausholen will.

Warum hast du dich entschieden für die FPÖ-Hollabrunn zu kandidieren?

Weil ich mir sorgen um den Standort Österreich mache und die Gesellschaft zum positiven bewegen will. Bis in die 1980er Jahre hinein hatten wir sehr gute Politiker gehabt, die etwas bewegten. Seitdem verwalten sie nur noch das Niveau, auf dem Österreich stehen geblieben ist. Aber man sollte bemüht sein die Lage zu verbessern. Ich bin ein Kritiker des rot-schwarzen Systems. Ich konnte jedoch nicht nur von außen kritisieren und fordern, sondern wollte selber etwas bewegen.

Die FPÖ wehrt sich vehement gegen den erleichterten Erhalt der österreichischen Staatsbürgerschaft für Ausländer. Du bist jedoch dafür. Wie passt das zusammen?

Ich sehe mich als freiheitlich-liberalen und bin der Ansicht, dass man in Österreich mitbestimmen sollte, wenn man sich integriert hat. Ich kann es nicht nachvollziehen, wenn eine Person jahrelang hier lebt, die deutsche Sprache beherrscht, hier mitbestimmen will, aber nicht die österreichische Staatsbürgerschaft bekommt.

Immer mehr Flüchtlinge suchen Schutz in Europa. Deutschland hat beschlossen das Dublin-Verfahren bei syrischen Flüchtlingen auszusetzen. Hollabrunn hat 11.622 Einwohner und bringt nur 90 Asylwerber unter. Sollte Österreich mehr Flüchtlinge aufnehmen oder die Grenzen schließen?

Ich denke Österreich sollte so viele Kriegsflüchtlinge wie möglich aufnehmen, solange es für die Sicherheit der Bevölkerung sowie für die Stabilität der Wirtschaft und der Sozialsysteme sorgen kann. Ich finde, dass wir mit der Debatte ehrlich umgehen sollten. Das macht unsere Regierung nicht. Zelte für Flüchtlinge aufzustellen halte ich für keine menschliche Lösung. Und auch wie sich die Landeshauptläute und die Bürgermeister der Gemeinden benehmen finde ich unerträglich. Man sagt ja, die FPÖ will keine Asylwerber. Doch wie sieht beispielweise die Lage in den niederösterreichischen Gemeinden aus? Es gibt keinen einzigen blauen Bürgermeister. Entweder sind sie rot oder schwarz und dennoch bringen die meisten Gemeinden keine Flüchtlinge unter. Da finde ich es sehr heuchlerisch, wenn man den Freiheitlichen vorwirft, gegen Asylwerber zu sein.

Aber deine Meinung steht dennoch im krassen Gegenteil zu vielen in deiner Partei.

Ich richte mich hier nicht nach Parteipolitik sondern nach der Mehrheit der Bevölkerung. Die ist mit dem konfusen Treiben der Politik nicht mehr einverstanden. Österreich hat eine lange Tradition in Sachen Hilfsbereitschaft gegenüber seinen Nachbarn und Flüchtlingen. Ich glaube, dass das Thema die Österreicher eint und dass sie viel weiter sind als unsere Politik. Hier sollte es nicht um die Frage gehen, ob man den Asylwerbern helfen sollte oder nicht. Das Helfen an sich muss im Vordergrund stehen. Das entscheidende für mich ist, dass das Thema geregelt, fair und fernab vom „politischen-Kleingeld-Schlagen“ stattfindet. In der FPÖ-Fraktion in Hollabrunn versuchen wir das immer wieder zu thematisieren. Fernab von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Uns ist wichtig, dass wir die Missstände in der Asylpolitik ansprechen.

Du sagtest, dass du dich zum liberalen Flügel der Partei zählst. Ist es überhaupt möglich liberal in einer Partei zu sein, die mehrheitlich national geprägt ist?

Ich habe den Vorteil, dass ich mich nicht in der Bundes- oder Landes-FPÖ befinde, sondern Gemeindepolitiker bin. In Hollabrunn habe ich freie Hand und kann in meinem Sinne freiheitliche Politik machen. Wir haben einen Stadtratvorsitzenden, der das auch zulässt. Das ist ein Zeichen dafür, dass in der FPÖ eher ein Erneuerungspotenzial drin ist und dass junge Leute nach vorne gelassen werden. Es kann in gewissen Themen, z.B. in der Ausländerpolitik, schwierig sein, mit national gesinnten Freiheitlichen zu debattieren. Aber liberal und Mitglied der FPÖ zu sein, ist für mich dennoch kein Widerspruch, weil der Raum für Leute wie mich gegeben ist.

Im Oktober wird in Wien gewählt. Umfragen sehen ein Kof-an-Kopf-Rennen zwischen der SPÖ und der FPÖ. Was glaubst du: Kann Strache Bürgermeister?

Was ich glaube ist, dass Wien eine Erneuerung braucht. Michael Häupl war nicht immer die schlechteste Wahl für Wien. Aber wenn jemand so lange an der Macht war, dann kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo man die Bedürfnisse der Bürger aus den Augen verliert. Das fängt ja schon mit der überdurchschnittlichen Überbezahlung der SPÖ-Bezirksvorsteher an. Die Gruppe, nämlich die Arbeiter, die sie vorgibt zu vertreten, kann dies nicht mehr nachvollziehen. Eine Erneuerung kann auch schief gehen. Dessen bin ich mir bewusst. Deswegen hoffe ich auf eine funktionierende  Erneuerung und das Strache Bürgermeister kann.  

 

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