Für die Liebe bis nach Peking

08. Juni 2016

Fernbeziehung

Fernbeziehung
(c) Pixabay.com

Fernbeziehungen sind ein beständiges IT-Piece der letzten Jahre. Jetset-beziehungen zwischen Wien und Graz, Eisenstadt und Peking oder Berlin und Alaska sind ganz normal. Doch was kommt danach?

Drei Erfahrungsberichte. 

Prinzipiell bin ich kein Gegner von Fernbeziehungen. Wenn man der Meinung ist, dass die wahre Liebe in Australien am Strand liegt, sollte man auf sein Gefühl hören.

Üblicherweise trennen zwei Menschen in einer Fernbeziehung ein paar hunderte Kilometer, selten sind es wirklich tausende Meilen Entfernung.

Man besucht sich jedes zweite Wochenende oder eben alle zwei Monate, sendet sich täglich Sprachnachrichten und freut sich auf den Feierabend, um die andere Person bei Skype zu treffen. In solch einer Form von Bindung müssen „normale“ Bestandteile einer Beziehung entfallen: Zeit und Ort um eifersüchtig zu sein, gibt es zum Beispiel nicht. Gemeinsames Einschlafen und Aufwachen bleiben ebenfalls auf der Strecke.

 

Zu dir oder zu mir?

 

Dieses Hin und Her halten Paare meistens ein bis zwei Jahre aus und dann muss die Frage, zu dir oder zu mir, gelöst werden. Wer von beiden ist bereit, sein Leben aufzugeben, um ein neues auf einem anderen Kontinent zu beginnen?

Saskia ist 24 Jahre alt und studiert an der BOKU. Sie hat letztes Jahr in Israel ihren Traummann kennengelernt, sie haben sich bisher sechsmal besucht. Für Saskia steht fest: Sie möchte mit ihm den Rest ihres Lebens verbringen.  In drei Monaten reicht sie ihre Bachelorarbeit ein und möchte heiraten. „Ganz ehrlich, alle sind gegen meine Hochzeitspläne mit Ismail. Abgesehen davon, dass wir uns nicht oft gesehen haben, stört die meisten die fremde Kultur, die er mit sich bringt. Aber das genau ist doch der Reiz daran, oder nicht? Ich liebe ihn. Und scheiden lassen kann man sich ja immer noch!“

 

Andrea ist 27 Jahre alt und hat einen Masterabschluss in BWL. Während eines Auslandssemesters in Mailand hat er sich in eine junge Chinesin verliebt. „Seit 4 Jahren führen wir eine Fernbeziehung zwischen Wien und Peking. Durch die strikten Visabestimmungen kann ich nie länger als zwei Wochen bleiben. Ich bin selbstständig und dadurch flexibel, sie aber ist fest angestellt und kann nicht oft Urlaub nehmen. Leicht ist es nicht.“ Auf die Frage hin, wieso er nicht zu ihr zieht, erklärt Andrea: „Um nach Peking zu ziehen bräuchte ich einen Job, den ich nicht finden kann. Die Alternative wäre, wir heiraten. Aber ich möchte nicht, dass sie denkt, ich heirate sie der Papiere wegen.“

 

Marie hat den Schritt gewagt und ihren Mann aus Mazedonien nach Wien geholt. Bereuen tut sie es nicht, aber sie hat sich alles viel leichter vorgestellt. „Die ständigen Behördengänge, die Tatsache, dass er keinen Job länger als zwei Wochen behält und sein schlechtes Deutsch. Das alles nagt wahnsinnig an mir. Ich liebe ihn, aber ich wüsste nicht, ob ich mich noch einmal für diesen Schritt entscheiden würde“, so Marie.

Ein Glücksfang

 

Ob der Partner dann doch so gut zu einem passt, merkt man leider erst hinterher. Wenn man jemanden aus seinem Umfeld reißt und in ein neues Leben wirft, zeigt sich meist der wahre „Charakter“ des Gegenübers.

Der nächste Schritt einer Fernbeziehung ist immer eine Glückssache und eines steht fest: Man braucht deutlich mehr Glück als in einer normalen Beziehung, um den nächsten Schritt erfolgreich zu überstehen.

 

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