Generation Y: „Wir sind angepasste Spießer“

04. Juli 2019

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Generation Y
Freiheitsliebend, beziehungsunfähig, smartphonesüchtig - das gilt als typisch für die Generation Y. Foto: Pixybay

Sie wollen einen Job der Spaß macht und viel Urlaub. Wechselnde Gspusis statt langfristige Partnerschaften und statt Kinder großzuziehen, reisen sie lieber für eine Yogasession nach Indien. Die Generation Y will alle Freiheiten, aber keine Verpflichtungen.  

Ich bin 1995 geboren, ohne mein Smartphone geh ich nicht mal aufs Klo und ich kann mir absolut nicht vorstellen, 40 Stunden die Woche zu arbeiten, bis ich in Pension gehe. Gehöre ich deshalb zur Generation Y? Die jungen Menschen heutzutage haben so stark wie nie zuvor das Bedürfnis, ihr Leben nach ihren eigenen Wünschen zu gestalten. Zumindest gilt das als typisches Merkmal der Generation Y, während die Babyboomergeneration die Arbeit über alles stellt. Die Gesellschaft verändert sich und die Menschen passen sich an. Genau genommen, sind wir krasse Spießer, weil wir uns genau so verhalten, wie man es von der „Generation Youtube“ erwartet.

Die Definitionen, wer nun zu welcher Generation gehört, sind abhängig vom Geburtsjahr und trotzdem nicht eindeutig. Zur Generation Y oder den Millenials zählen alle, die zwischen 1980 und Mitte oder Ende der 90er geboren sind. Ab 1995 spricht man aber auch schon von der Generation Z. Menschen die zu der Babyboomergeneration gehören sind in der Nachkriegszeit geboren. Die Definiton umfasst eine Spanne zwischen 1946 und 1964.

Beziehungsunfähig

Am meistens stört mich, dass über uns gesagt wird, wir seien beziehungsunfähig. Oft höre ich so Sprüche wie „Oma und Opa sind noch zusammen, weil sie kaputte Dinge repariert haben, statt sie wegzuschmeißen.“ Vielleicht sind Oma und Opa aber auch noch immer zusammen, weil eine Scheidung zur damaligen Zeit einfach keine Option war. Frauen waren von ihren Männern abhängig, sowohl wirtschaftlich als auch sozial. Eine Trennung hätte sie in den finanziellen und gesellschaftlichen Ruin getrieben. Allein dass Vergewaltigung in der Ehe bis 1989 in Österreich legal war, zeigt in welch gefährlichen Verhältnissen viele Frauen gelebt haben, ohne sich daraus befreien zu können. Heute sind wir nicht nur bei sexueller Gewalt rechtlich geschützt (was nicht bedeutet, dass sexuelle/häusliche Gewalt nicht mehr existiert) wir können uns auch aus Beziehungen lösen, die uns nicht zufriedenstellen. Viele Frauen haben das Glück, durch einen Job finanziell unabhängig zu sein und auch gesellschaftlich wird man nicht mehr so verurteilt, wie es früher der Fall war. Es gibt mittlerweile einfach viele akzeptierte Lebensentwürfe. Warum also sollten Menschen in Beziehungen heutzutage leiden, oder belastende Arbeitsverhältnisse ertragen, obwohl es andere Möglichkeiten gibt? Weil man das ja früher auch alles ausgehalten hat? Für mich hat das nichts mit Egoismus oder Verantwortungslosigkeit zu tun, sondern mit der Möglichkeit auf Selbstbestimmung.

Kein Individuum

Ich finde es immer bedenklich, eine Gruppe von Menschen zu verallgemeinern. Auch wenn wir zur gleichen Zeit geboren sind und unter ähnlichen Lebensumständen aufgewachsen sind, hat jeder von uns noch immer seine persönlichen Vorlieben, Interessen und Wertvorstellungen. Es mag sein, dass unsere Lebensentwürfe vergleichbar sind. Immerhin sind wir in einer Zeit groß geworden, die von starken Veränderungen der Digitalisierung geprägt ist. Für uns ist die Online-Welt die reale Welt. Wir sind das Sinnbild der Work-Life-Balance, weil Tugenden wie Arbeitseifer und Fleiß für uns veraltet klingen. Wenn wir kein Bock mehr auf einen frustrierenden Job haben, schmeißen wir ihn hin, suchen uns was Besseres oder travelln einmal um den Globus, um uns selbst zu finden. Wir machen das nicht, weil wir rücksichtlos und egoistisch sind, sondern weil wir es können. Ist es wirklich so verwerflich, dass wir die Möglichkeiten, die uns das Leben im 21. Jahrhundert gibt, wahrnehmen?

Generationenkonflikt

Jede Generation versucht sich in irgendeiner Weise von der vorherigen abzugrenzen. Das war schon immer so. Auch Vorurteile und Missverständnis prägen das Verhältnis zweier Generationen zueinander. Weil sich Lebensvorstellungen mit zunehmendem Alter und einer komplexer werdenden Welt verändern. Wer weiß, vielleicht schimpf ich in 40 Jahren auch über diese jungen Leute, die nur Blödsinn im Kopf haben. Aber jetzt pack ich erst mal meinen Koffer, um mich in den Semesterferien irgendwo selbst zu verwirklichen…

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