„Hijama“: Die jahrtausendealte alternative Heilmethode

09. März 2017

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Schröpfen
Screenshot: https://www.youtube.com/watch?v=L94OETMNzWQ

Hijama“ statt Tabletten: Diese Heilmethode soll mit Hilfe von Gläsern Schmerzen am ganzen Körper lindern können und zusätzlich das Immunsystem stärken. Sie ist unter Muslimen seit Ewigkeiten populär und wurde ebenfalls im alten China angewandt. Sogar Schwimm-Superstar Michael Phelps schwört darauf, dennoch scheinen nur wenige Menschen die „Hijama“-Therapie zu kennen.

 

Hijama“ in Wien

Vor Kurzem erzählte mir eine meiner besten Freundinnen von einer höchst außergewöhnlichen Behandlungsmethode namens „Hijama“. Sie und ihre Schwester ließen ihre Rückenschmerzen damit in einer Praxis im 11. Bezirk behandeln. Ich hatte diesen Begriff zuvor nie gehört und war gespannt auf ihre Erfahrungen damit. Meine Freundin meinte, dass die Behandlung gegen verschiedene Beschwerden helfen kann und außerdem das Immunsystem stärken soll. Als ich mir dann Videos und Fotos davon ansah, war ich zuerst ein wenig schockiert. Die Methode schien schmerzhaft zu sein und die Bilder erinnerten mich beinahe an Filmszenen aus der „Saw“-Reihe. Ich sah mit Blut gefüllte Gläser, die sich an menschlicher Haut festsaugten. Oh boy, das heißt also Leiden für die Gesundheit? Zum Glück nicht! Als ich sie fragte, ob die Prozedur so qualvoll war, wie sie aussah, antwortete sie mit „Nein, man spürt nur ein leichtes Ziehen“.

 

Wollen Sie es trocken oder blutig?

Hijama“ ist die arabische Bezeichnung für das Schröpf-Heilverfahren. Es handelt sich um eine Therapie aus der Naturheilkunde. Beim Schröpfen werden meist kugelförmige Gefäße aus Glas auf bestimmte Punkte des Körpers gesetzt. Durch Erhitzen oder Absaugen der Luft wird in den Gläsern Unterdruck erzeugt, der diese dazu bringt, an der Haut zu saugen. Es gibt verschiedene Varianten davon. Zum Beispiel die trockene und die blutige. Beim trockenen „Hijama“ wird durch das Saugen an der Haut lediglich die Durchblutung angeregt, was zu einer aktivierten Funktion der inneren Organe und einem stärkeren Immunsystem führen soll. Beim blutigen Schröpfen werden zusätzlich kleine Kerben an die betroffenen Stellen geschnitten, damit es bei der Behandlung zum Blutaustritt kommt. Somit soll Blut, das Giftstoffe enthält, langsam aus dem Körper entfernt werden.

 

Sunna“ im Islam, verbreitet im alten China und beliebt bei Schwimmstar Michael Phelps

Wie schon erwähnt hat diese Heilmethode in der islamischen Welt eine besondere Bedeutung. Viele religiöse Muslime schwören auf die „Hijama“-Therapie, vor allem da der islamische Prophet Mohammed sie mehrmals empfohlen haben soll. Aus diesem Grund wird „Hijama“ als „Sunna“ betrachtet. Die „Sunna“ beinhaltet Aussprüche, Ratschläge und Taten des Propheten und gilt als zweitwichtigste Quelle des Islams. Das Schröpfen war/ist ebenso in anderen Regionen eine anerkannte Heilmethode. Einige Beispiele hierfür sind Indien, Griechenland, Japan und China. In früheren Zeiten wurden natürlich andere Materialien wie Tierhörner, Bambus oder Keramik für die Herstellung der Gefäße verwendet. Damals glaubte man zusätzlich, dass man damit von „bösen Geistern“ gereinigt wird. Heutzutage kennt man die Methode im Westen vielleicht am ehesten durch die US-Schwimmlegende Michael Phelps. Er schwor ebenfalls auf diese Therapie und wurde schon oft mit den Blutergüssen, die durch das Schröpfen entstehen, fotografiert.

 

Wann und wo kann man die „Hijama“-Methode anwenden?

Es gibt hierfür keine fixen Regeln, da es wie immer auf die Patienten und deren gesundheitliche Lage ankommt. Die Behandlung soll jedoch bei Muskelverspannungen, Zahnschmerzen, Rückenproblemen, Migräne, Menstrua­tions­­beschwerden und Erkältungen helfen können. Fast überall, wo der Schmerz sich befindet, kann auch geschröpft werden. Allerdings bleiben hierbei gruselige Blutergüsse zurück, die erst nach einer Woche verschwinden. Ob die Behandlung bei jedem anschlägt, ist natürlich nicht vorhersehbar. Es wird sogar darüber diskutiert, ob sie überhaupt tatsächlich wirkt. Die jahrtausendealte Schröpf-Methode hat zumindest meiner Freundin und ihrer Schwester bei ihren Rückenproblemen geholfen. Die jüngere Schwester hat vor ihrer „Hijama“-Therapie auch Massagen, Akupunktur und Gymnastik ausprobiert, nichts hat bei ihr so gut funktioniert wie das Schröpfen.

 

Hat jemand von unseren Lesern schon Erfahrung damit gemacht? Hat's geholfen?


 

 

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