Manager gesucht

16. August 2016

Unwort des Jahres

Gibt es schon ein Unwort des Jahres 2016? Falls nicht, möchte ich hiermit einen Antrag stellen. Die deutsche Sprache hat es sich in letzter Zeit zur Aufgabe gemacht, besonders unbeliebte und unschöne Themen durch besonders beliebte Wörter zu umschreiben. Vor allem Fremdwörter aus dem Englischen oder Französischen eignen sich in bester Weise, um Euphemismen darzustellen. Mein „Lieblingswort“ des Jahres: Management. Heutzutage kann jeder im Management arbeiten. Jeder in seinem eigenen Bereich. Es gibt Personalmanagement, Projektmanagement, Qualitätsmanagement, Diversity Management, Change Management, … (Es gibt sogar Bibermanagement, aber darauf legen wir erst einmal keinen Fokus – und nein, es ist auch keine Erfindung der Biber-Redaktion.)

Botox für die Sprache

All die Berufe, die sonst so unsympathisch klingen, werden einfach in Manager umgetauft – am besten noch mit einer englischen Bezeichnung davor, damit sie wichtiger wirken. Wer möchte schon sagen, dass er Personal kündigt? Stattdessen arbeitet er im Human Resource Management und verhilft den Leuten, sich im Leben neu zu orientieren. Eine Reinigungskraft heißt auch nicht mehr Reinigungskraft, sondern Facility Manager – oder Environment Improvement Technician. Unsere Sprache braucht eben auch ein paar chirurgische Eingriffe.

Doch mittlerweile wird das Wort Management in ganz andere Dimensionen gehoben. Auch die Politik hat es schon längst für sich entdeckt. Neben Flüchtlings- und Integrationsmanagement schafft es vor allem der Begriff Grenzmanagement immer öfter in die Medien. Das Wort "Grenzzaun" ist immer seltener in den Zeitungen zu lesen, stattdessen wird die nette Bezeichnung "Leitsystem" verwendet, hin und wieder ersetzt durch "Seitenteile". Dieser Prozess geht schon weit über Euphemismus hinaus. Da zahlen sich die Unmengen an Steuergeldern offenbar aus, die jährlich in PR investiert werden – besser gesagt in Öffentlichkeitsmanagement.

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