Österreichischer Künstlerin droht Einreiseverbot in die Türkei

14. Juni 2016

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Foto: Help Kobanê/NGO

Stell dir vor, du sitzt in einem Flugzeug in Istanbul. Eigentlich ist es bloß eine Zwischenlandung. Doch plötzlich wird dein Name aufgerufen. Du wirst von fünf Polizisten hinausbegleitet. Deine Koffer und dein Handgepäck werden untersucht. Laut der Polizei bist du eine ,,bedrohliche Person.‘‘ Ganze 20 Stunden wirst du festgehalten. Dein Handy wird bei dem Versuch, die österreichsiche Botschaft anzurufen, beschlagnahmt. Du darfst deine Familie nicht kontaktieren. Doch warum? Auf diese Frage hat Nurdane Türkmen auch keine Antwort. Ihr droht  jetzt ein fünfjähriges Einreiseverbot in die Türkei.

Wie es dazu kam

Von Februar bis März 2016 veranstaltete Nurdane Türkmen, eine Sozialberaterin mit künstlerischer Ausbildung, eine Ausstellung im Heeresgeschichtlichen Museum namens ,,Çavê min -­ mein Auge‘‘ . Das Topic: Der Krieg aus der Sichtweise von Kindern. Von Fotos von Kindern in Kriegsgebieten, bis zu ihren Zeichnungen und einem Dokumentarfilm, war alles zu sehen. Dazu arbeitete sie mit Kindern aus Suruc und Kobane zusammen.

Zensuriert

Auch in Istanbul wollte die gebürtige Östereicherin mit kurdischen Wurzeln eine Ausstellung machen. Es gelang ihr zunächst auch. Auf der Kinder- und Jugendbiennale war ,,Çavê min‘‘ vertreten. Doch dort angekommen, durfte der Dokumentarfilm nicht abgespielt werden. Auch die Zeichnungen der Kinder, die teilweise kurdische Flaggen auf ihren Bildern gemalt hatten, wurden zensuriert. Selbst wenn sie bloß die Farben Gelb, Rot und Grün zusammen verwendeten, mussten die Bilder abgehängt werden. Die Künstlerin hängte die Bilder als Kompromiss verkehrt herum auf, doch schließlich wurde die Ausstellung ganz abgesagt.

In Istanbul verhaftet

Am ersten Juni reiste sie schließlich wieder in die Türkei. Ihr eigentliches Ziel war Diyarbakir. Da sie auf Bildungskarenz war, wollte sie dort ihre Muttersprache, nämlich Kurdisch lernen. Ihr wurde das als Kind in der Türkei nämlich verboten. Doch für die geborene Österreicherin war schon in Istanbul die Reise zu Ende. Sie wurde verhaftet. Ihr droht ein Einreiseverbot in die Türkei. Nurdane hat sich einen Anwalt genommen, das Urteil wird erst in 60 Tagen rechtskräftig sein. Bis heute weiß sie nicht, was konkret gegen sie vorliegt.

Hier noch ein paar Zeichnungen der Ausstellung:

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Foto: Help Kobanê/NGO

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Foto: Help Kobanê/NGO

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Foto: Help Kobanê/NGO

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