Panama Papers: Wir müssen uns empören!

04. April 2016

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Panama
Screenshot: Youtube

Mit den sogenannten „Panama-Papers“ wurde das größte Datenleck der Menschheitsgeschichte aufgedeckt. Zahlreiche Funktionäre aus Politik, Wirtschaft und Sport haben offensichtlich Geldwäsche betrieben. Wo zum Teufel bleibt der Aufschrei?

Wie jeden Abend um 20 Uhr schaue ich mir die Tagesschau an, um auf dem Laufenden zu sein. Eigentlich war dieses Ritual in den letzten Monaten überflüssig. Stets war die Flüchtlingskrise und die hilflos wirkende Reaktion der EU darauf unanfechtbarer Spitzenreiter in den Schlagzeilen. Bis gestern. Da platzte eine mediale Bombe. Die sogenannten „Panama-Papers“ wurden von 109 Zeitungen, Fernsehstationen und Online-Medien in 76 Ländern gleichzeitig veröffentlicht. Es handelt sich um 11,5 Millionen E-Mails, Briefe, Faxnachrichten, Gründungsurkunden, Kreditverträge, Rechnungen und Bankauszüge in einer unvorstellbaren Größe von 2,6 Terabyte - das bis zu diesem Zeitpunkt größte bekanntgewordene Datenleck in der Menschheitsgeschichte.

Staatschefs, Fußballer und Drogenschmuggler
Offensichtlich haben amtierende und ehemalige Staats- und Regierungschefs, Akteure aus der Wirtschaft und sogar Spitzensportler eine massive Steuerhinterziehung betrieben. Sie alle haben ihr Vermögen der privaten Anwaltskanzlei Mossack Fonseca in Panama anvertraut, die weltweit 214.000 Briefkastenfirmen in 21 Steueroasen betreibt. Auch Drogenschmuggler, Terroristen und sich auf Sanktionslisten befindende Firmen sind unter den Kunden. So geht aus den Dokumenten hervor, dass arabische Öl-Firmen Kerosin an Syriens Machthaber Bashar Al-Assad verkauft haben sollen, um es für den Bürgerkrieg verwenden zu lassen. Mit Hilfe einer Briefkastenfirma soll Wladimir Putin in Panama 2 Milliarden Dollar gebunkert haben. Fußballstar Lionel Messi soll diese ominöse Methode ebenfalls genutzt haben, um keine Steuern zu zahlen.

Verschwörungstheorien haben sich bestätigt
Um es auf den Punkt zu bringen: Jegliche Theorien, wonach regierende und entscheidungsfällende Machthaber sowie weltweit einflussreiche Wirtschaftsakteure, das Weltgeschehen mit ihren Finanzen in Hinterzimmern lenken, haben sich mit diesen Papieren bestätigt. Es bestätigt sich auch, dass nicht  einfache Arbeitslose, Mindestsicherungsbezieher, Flüchtlinge bzw. Asylwerber oder Ausländer  auf Kosten der Steuerzahler leben, sondern unsere gewählten Vertreter und die Vermögenden. Jene Menschen, die uns vorgaukeln, dass man die Mittel für Entwicklungshilfe und damit die effizientere Hilfe vor Ort streichen muss, weil angeblich das Geld dafür fehlt.

Wo ist der Aufschrei?
Doch wo bleibt der Aufschrei der sogenannten „besorgten Bürger“? Man muss sich einen Aspekt vor Augen führen: Die größte Flüchtlingsbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg, die durch zahlreiche Kriege und Konflikte ausgelöst wurde, ist die Folge dubioser Geschäfte von Kaptialfetischisten, die sich von ihren Wählern massiv entfremdet haben und in ihrem Paralleluniversum leben. Drum empören wir uns, über die 5,8 Billionen Dollar in Steueroasen und nicht über die 0,8 Prozent des Budgets für die Mindestsicherung.

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