#pfefferfuernazis

15. Januar 2016

Nachdem Bornheim heute ein Schwimmbadverbot für männliche Asylbewerber aufgestellt hat, passierte noch etwas Überraschendes: Jobbik, die rechtsextreme ungarische Partei ist speziell nach Wien gereist, um Pfeffersprays an Frauen zu verteilen. Unter dem Hashtag #pfefferfuernazis verbreitete sich die Nachricht auf Twitter. Die Kundgebung hat am Hauptbahnhof gegen 11 Uhr gestartet, ist dann weiter zum Schottentor und zum Westbahnhof gewandert. Ungefähr 20 Personen (laut einer Twitter Meldung) waren am Start und bis zum Ende befanden sich vor Ort mehr Antifas als Teilnehmerinnen der Aktion „EAU DE BUDAPEST oder Willkommenskultur für ungeborene Kinder“. Die Grünen haben ein Bild mit dem von Jobbik verteilten Flyer veröffentlicht, der unter dem Titel „Flüchtlinge – Überfremdung – gegen Abtreibung“ die Solidarität der ungarischen Frauen für die Frauen in Köln, Salzburg, Helsinki und ganz Europa, ausdrücken sollte. Doch die erste Frage, die mir in den Sinn kommt, ist: Was hat Abtreibung damit zu tun? Wenn ich weiter darüber nachdenke, kann ich nur eines denken: Wie stark kann man eigentlich übertreiben?

Die Initiative fordert „von Europas Entscheidungsträgern, sich von den festbindenden ideologischen Vorurteilen zu befreien und ihre Staatsbürger effektiv zu schützen!“ Was sollen die festbindenden ideologischen Vorurteile heißen? Bedeutet das Wort Krieg nicht überall das Gleiche?

Weiter wird es noch lustiger. Diese Frauen sind davon überzeugt, dass die Politiker die „Rechte der Massen, die sich häufig als Flüchtlinge tarnen“ (!!!!!!!) nicht sichern sollten, weil dann es dann zu einer Verachtung von Rechten der in Europa lebenden Familien, Völker und NATIONEN kommt. Im Jahr 2015 sind etwa 1 Mio. Flüchtlinge nach Europa gekommen. Die gesamte Bevölkerung Europas entspricht 742 Millionen. Wann sind die Flüchtlinge zur Masse geworden? Ach so, die meinen da ALLE Migranten.

Des Weiteren behandeln die „mutigen“ Frauen das Problem der Bewahrung der Menschenrechte. Für sie bedeutet "Menschenrecht" etwas ganz Spezifisches: das Wort Mensch wird im Sinne von Nichtmigrant gemeint. Also die Bewahrung der Nichtmigrantenrechte. „Die langzeitige Bewahrung der Menschenrechte […], muss aber neben den Mauern und Zäunen an den Landesgrenzen“ (die sehr gut da stehen, aber nicht ausreichend sind) „auch von der Erkenntnis und Schutz der nationalen Grenzen im Mutterleib gesichert werden“. Jetzt bekommt man endlich Einblick darin, was sie eigentlich fordern und was die Pfeffersprays damit zu tun haben. Zum Schutz des Mutterleibes! Hauptsächlich vor Flüchtlingen, aber auch vor Migranten  soll der Besitz einer solch furchterregenden Waffe schützen. Also Frauen, benutzt die Pfeffersprays, aber bitte nur gegen Flüchtlinge und Migranten! Ich bin selbst eine Frau und hatte schon Angst, nachts alleine nach Hause zu gehen. Da dachte ich mir aber nicht: „Oh, ich hoffe, ich werde heute nicht von einem Dunkelhäutigen angemacht." Ich dachte mir einfach:  "Es wäre schön, nicht angemacht zu werden." Dass die Angreifer in Köln hauptsächlich Flüchtlinge waren, ist mir bekannt. Dass die Flüchtlinge, die nach Europa kommen, andere Vorstellungen von Frauen haben, ist mir auch bekannt. Verallgemeinern kann man aber nicht. Auf keinen Fall.

Was in Köln passiert ist, ist grausam und unverschämt. Aber der Skandal scheint nie aufzuhören und mit solchen Aktionen wie der heutigen nur aufgehetzt zu sein. Schwimmbadverbot, Pfeffersprays für Frauen, was kommt als Nächstes? Der Flüchtlingsstern? 

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