Deutsche, ihr dürft hier wählen!

28. Mai 2019

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Foto: Pixybay

Ich bin Deutsche und lebe in Österreich. Am vergangenen Sonntag hätte ich trotz deutscher Staatsbürgerschaft in Österreich wählen können, wie etwa 171. 000 andere Deutsche auch. Ich habe aber nicht in Österreich gewählt, weil ich nichts von meinem Wahlrecht wusste.

Stimmrecht auch ohne österreichische Staatsbürgerschaft

Jeder EU-Bürger mit Hauptwohnsitz in Österreich hat bei den EU-Wahlen das Recht auch in Österreich zu wählen. Lediglich die Eintragung in die Wählerevidenz muss vor der Wahl stattfinden, was mir bisher völlig unbekannt war. Zum Glück gibt es einige Menschen, die da besser informiert sind als ich, denn aus der deutschen Community wollten rund 20.000 Leute mitentscheiden, was in dem Land, in dem sie leben abgeht. Da kommt schon einiges an Stimmen zusammen. Immerhin verzichten ungefähr 11 Prozent der in Österreich lebenden Deutschen auf ihr Stimmrecht in Deutschland und setzen stattdessen für österreichischen Kandidaten ihr Kreuz. Besonders cool ist dieses speziellen Wahlrecht für junge Deutsche, denn hier in Österreich dürfen sie schon ab dem 16. Lebensjahr wählen und nicht wie im Heimatland erst mit der Volljährigkeit.

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Unter www.oesterreich.gv.at kann man sich das Formular herunterladen, um in die Wählerevidenz eingetragen zu werden

 

Eigentlich wollte ich wählen, aber

Ich kann mir vorstellen, dass noch mehr Menschen aus EU-Ländern in Österreich gewählt hätten, wenn sie besser über ihr Wahlrecht informiert gewesen wären. Viele meiner Freunde haben ebenso wie ich aus Bequemlichkeitsgründen ihren Hauptwohnsitz in Deutschland. Bisher dachten wir ja auch immer, dass sich dadurch nichts ändert. Doch wenn ich die Möglichkeit habe, in dem Land zu wählen, in dem ich momentan mein Leben verbringe, dann wäre das ein guter Grund, diese eine Zeile auf dem Meldezettel ändern zu lassen.

Wer nur einen Nebenwohnsitz hat, darf auch nur in seinem Heimatland wählen. Dank Briefwahl eigentlich kein Problem. Eigentlich, denn wie in meinem Fall scheitert es häufig an bürokratischen Hürden. So auch beim Beantragen der Briefwahl. Der Antrag flatterte natürlich schon vor Wochen bei meinem Hauptwohnsitz in Deutschland ins Haus. Als politisch interessierter Mensch sehe ich es ja eigentlich als meine moralische Pflicht, unsere Zukunft mitzubestimmen. Eigentlich. Es vergingen Tage und meine Wahlunterlagen waren immer noch ungeöffnet in Deutschland. Meine Mutter zu bitten, mir den Brief nach Wien zu schicken, den Antrag ausfüllen, abschicken, Wahlkarte zugeschickt bekommen, ausfüllen, frankieren und zurückschicken. Schon ein bisschen umständlich. Irgendwann kam dann der Zeitpunkt, an dem mir bewusst wurde: Jetzt ist es eh schon zu spät. Es ist traurig und peinlich, dass ich die 15 Minuten nicht investiert habe, um von meinem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Aber noch trauriger ist es, dass ich im Vorfeld nicht mal eine Minute recherchiert habe, um mit wenigen Klicks herauszufinden, dass mir die Wahlunterlagen auf Anfrage auch direkt nach Wien geschickt werden.

Wählen ist easy, EUda

Auch einige meiner Freunde haben nicht gewählt, zu aufwendig und kompliziert sei es, vom Ausland aus zu wählen. Ich schäme mich ein bisschen für uns. Wir können uns aussuchen, ob wir in Deutschland oder in Österreich wählen wollen und wählen gar nicht. Das Hauptproblem des Nichtwählens sehe ich nicht mal im Desinteresse der Wahlberechtigten, sondern eher an mangelnden Informationen zur Durchführung. Hätte ich gewusst, wie easy ich die Wahlkarte bekomme, hätten meine Freunde in Wien gewusst, dass sie nicht extra nach Deutschland fahren müssen, sondern sogar vor Ort für Österreich wählen dürfen, wer weiß wie viel höher die allgemeine Wahlbeteiligung gewesen wäre.

 

 

 

 

 

 

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