R.I.P. Niki Lauda - Wien nimmt Abschied

29. Mai 2019

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Tausende Menschen warten im Regen vor der Stephansdom, um Abschied von Niki Lauda zu nehmen. (C): Cecilia Tradowsky

Heute fand im Wiener Stephansdom das Begräbnis von Formel1-Legende Niki Lauda statt. Wir waren dort – wie unzählige andere, die dem Rennfahrer die letzte Ehre erweisen wollten. Unter anderem auch Arnold Schwarzenegger und Alexander Van der Bellen.  

„Wir haben ihn jahrzentelang beobachtet“

„Wir haben den Niki Lauda ja über Jahrzehnte beobachtet, da trifft einen so eine Nachricht schon“, erklärt uns eine ältere Dame im roten Poncho, als sie mit ihrem Mann gerade den Dom verlässt. Sie sind über eine Stunde angestanden, um dann einige Sekunden lang an dem Sarg von Lauda vorbeizugehen. „Er ist ja in unserem Alter gewesen. Traurig das alles, traurig.“, fügt ihr Ehemann hinzu. 

Bereits seit acht Uhr in der Früh warten Fans darauf, endlich die Kirche betreten zu dürfen. Es schüttet, ein eisiger Wind weht, die Schlange ist wahnsinnig lang. Trotzdem reihen sich minütlich mehr Menschen, bewaffnet mit Regenschirmen und Ponchos, ein. Viele von ihnen sind Senioren. Manche tragen rote Baseball-Kappen, andere Ferrarijacken, oder kommen sogar mit Tüll-Schleier vor dem Gesicht. Eines ist klar: Sie alle wollen Niki Lauda die letzte Ehre erweisen. Wir mischen uns unter die Wartenden und wollen wissen, was die persönlichen Beweggründe der Trauernden sind, herzukommen.

Die teilweise stundenlang Wartenden haben im Dom dann nur wenige Sekunden Zeit, an Laudas Sarg vorbeizugehen, bis sie vom Security weitergewinkt werden. Kein Wunder: Der Andrang ist groß, die Schlange vor der Kirche wird immer länger. Wir dürfen dank Presseausweis schnell rein, aber genauso schnell auch wieder raus:  Alles ist rappelvoll.

 

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Vor dem verschlossenen Sarg haben die Trauernden nur wenige Sekunden Zeit, um sich zu verabschieden. (C): Cecilia Tradowsky

„Er hat soviel Gutes für Österreich getan“

Also bewegen wir uns wieder vor den Dom zu den Wartenden und sprechen dort mit Andreas (58). Er trägt eine rote Ferrarijacke, doch nicht nur auf der Rennstrecke war er von Lauda beeindruckt: „Er hat sowohl sportlich als auch menschlich alles richtig gemacht.“ Für Andreas bleibt Lauda auch nach seinem Tod noch ein Vorbild. Schon 1978 war er so inspiriert von dem Rennfahrer, dass er deshalb eine Lehre zum KfZ-Mechaniker begann. Den heutigen Tag erlebt er als traurig, aber freut sich zugleich darüber, die Chance zu haben, persönlich Abschied zu nehmen.

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Für Andreas ist Niki Lauda ein Vorbild (C): Cecilia Tradowsky

Ebenfalls im Ferraridress ist Thomas (37) zur Beerdigung erschienen. Er ist eineinhalb Stunden mit dem Auto angereist und war einer der ersten, die Niki heute Morgen im Stephansdom die letzte Ehre erwiesen. „Wenn der Niki im Radio oder im Fernsehen war, dann hab ich immer lauter gedreht. Was er gesagt hat, hatte auch abseits der Rennstreckte Gewicht“, verrät er. Für ihn ist Niki eine Legende und er ist sich sicher, dass die vielen Menschen, die heute gekommen sind, gleicher Meinung sind: „So einen wie ihn wird es in Österreich nicht mehr geben“. Niki habe viel Gutes für die Österreicher getan, mit seiner Air Line habe er viele Arbeitsplätze geschaffen“, lobt Thomas Nikis Arbeit.

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Thomas ist exta eineinhalb Stunden angereist, um seine Anteilnahme zu zeigen. (C): Cecilia Tradowsky

Auch zwei Flugbegleiterinnen der Lauda-Air sind gekommen, um sich von Niki zu verabschieden. Die beiden wirken bedrückt, als seien sie persönlich von seinem Tod betroffen. Für die beiden Frauen war Niki eine beeindruckende Person, die ein bewegtes Leben hinter sich hat. „Niki ist nicht alt geworden, aber er hat gelebt“, meint Jutta (54). Die lange Schlange und die Menschenmenge können beide gut nachvollziehen, es sei schon immer so gewesen, dass Niki die Menschen vor allem in Österreich begeistert hat. Viele sind traurig über den Tod des Sportlers, doch es eine Erlösung für ihn und für seine Familie gewesen, weiß Rosa (53).

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Jutta und Rosa waren Flugbegleiterinnen bei Lauda Air. Sie trauern um Niki, den sie persönlich kannten. (C): Cecilia Tradowsky

 

Prominente Trauergäste

Um 13 Uhr, als die Kirchturmglocken zur Trauerfeier läuten, sind noch immer unzählige Menschen vor dem Stephansdom versammelt. Sie haben Blumen dabei, tragen rote Kappen und warten im Regen darauf, vielleicht doch noch in die Kirche gelassen zu werden. Denn die Reihen sind bis auf den letzten Platz besetzt.  Aber nicht nur Laudas Fans sind heute in der Wiener Innenstadt erschienen. 

Internationale Stars wie Lewis Hamilton, Flavio Briatore, oder Nico Rossberg gehören zu den Ehrengästen. Beim Seiteneingang sehen wir Alexander Van der Bellen und Arnold Schwarzenegger, wie sie in den Dom gehen, um ihre Trauerreden zu halten.

Egal, ob Promi, Fan, Tourist, oder zufälliger Passant, soviel wird an diesem Vormittag klar: Eine österreichische Legende ist tot. Und Wien nimmt Abschied – im großen Stil.

Wer war Niki Lauda?
Bei einem Unfall auf dem Nürburgring im Jahr 1976  kam Lauda fast zu Tode. Mit schwersten Verbrennungen und Verätzungen der Lunge fiel er ins Koma und erhielt im Krankenhaus sogar die heilige Ölung. Wie durch ein Wunder kämpfte er sich rasend schnell zurück ins Leben und fuhr bereits 42 Tage nach dem tragischen Unfall das nächste Rennen. Niki Lauda wurde zum Publikumsliebling und selbst als er seine Karriere als Rennfahrer beendete, blieb er ein Medienmensch. Er gründete seine eigene Fluggesellschaft, doch im Mai 1991 ereignete sich die schlimmste Tragödie seines Lebens, wie er selbst oft sagte. Eine Maschine der Lauda Air stürzte ab und alle 223 Passagiere kamen ums Leben. Trotz all den Schicksalsschlägen verlor Lauda nie die Lebenslust. Im vergangen Jahr litt er in Folge einer Lungentransplantation länger unter gesundheitlichen Problemen. Seine letzten Monate verbrachte er im AKH und einem Zürcher Spital, wo er letzte Woche verstarb.

 

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