Ein bisschen wie Klassenfahrt mit Beat

30. Januar 2016

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RBMA Bass Camp
Foto: Victoria Kager / www.lupispuma.com

Ein Hotel, zwanzig junge österreichische Acts, vier Tage, fünf Studios und eine Menge Möglichkeiten - das Red Bull Music Academy Bass Camp macht dieses Mal in Wien Halt und wir waren an Tag 2 dabei!

Die Red Bull Music Academy spürt seit 1998 musikalische Rohdiamanten auf und steht ihnen beim Durchbruch zur Seite. In den verschiedensten Städten bekommen Musiker im Rahmen von gemeinsamer Studiozeit, Lectures und Recording-Sessions die Möglichkeit, Neues dazuzulernen. Am Abend können auch „Normalos“ teilhaben und bei den Konzerten und Clubnächten ordentlich feiern.

Die Acts

AMENITÀ, B.VISIBLE, CLEFCO, DANDARIO, DEMUJA, DINO SPILUTTINI, FAUNA, FEUX, FRONTARRIAN, HEAP, HREN, MASHA DABELKA, MILE XY, MIRA LU KOVACZ, MOMO SAFI, MOONY ME, PRCLS, SOLO PREMIUM, SOPHIE LINDINGER & TOJU KAE

Fachsimpeln mit Camo & Krooked

Der zweite Tag im Camp startete mit einem Workshop. Das österreichische Produzentenduo Reinhard "Camo" Rietsch und Markus "Krooked" Wagner quatschten über ihr Schaffen. Zwei Studios besitzen sie, da der eine in Wien lebt und der andere eher ländlich wohnt. Beide sind exakt gleich eingerichtet. Gearbeitet wird gleichzeitig  und kommuniziert mittlerweile via Internet. Die Leinwand, die am Ende des Raums erscheint, zeigt, wie die zwei Künstler ihre Hits kreieren. Zwischen Synths, Plugins und Ausdrücken wie Fruity Loops, verstehe ich Bahnhof. Aber da die meisten Teilnehmer ohnehin selbst produzieren, entwickelt sich eine spannende Lernatmosphäre.

RBMA Bass Camp
(Foto: Victoria Kager / www.lupispuma.com)

#futtern wie bei Muttern

Das Hotel, in dem die Basis für die zwanzig jungen Acts stationiert ist, bietet allerhand Komfort. Neben der nie endenden Red Bull-Quelle gibt’s Breakfast, Lunch und Dinner. Das Essen ist laut Teilnehmern und Crew himmlisch. Ein bisschen wie Weihnachtsvöllerei im Jänner! Doch vor lauter Essen darf auf die Arbeit nicht vergessen werden, deshalb skippen manche Musiker den Mittagstisch und machen sich im Studio breit…

Ab ins Studio

Der Rapper Mile XY ist gerade erst nach Wien gezogen, als er die Zusage für das Bass Camp bekam, lebte der Steirer gerade in London. Der erste Blick auf die Kollegen ist schon gefallen - „Man kann sich mit jedem in ein Studio hauen und es wird irgendwas passieren. Man weiß ja doch nicht, was einen erwartet, aber es kommt eine Überraschung nach der anderen. Komplett unterschiedliche Charaktere sind dabei – von zurückhaltend bis extrem aufgedreht, Technikfreaks bis Singer/Songwriter.“

RBMA Bass Camp
(Foto: Victoria Kager / www.lupispuma.com)

Sophie Lindinger, eine Hälfte des Duos Leyya, hat sich ins Studio im zweiten Stock des Hotels zurückgezogen, um Sounds auszutüfteln. Die Stimme steht bei ihr im Vordergrund, doch auch der viele technische Input wird zu schätzen gewusst - „Ich achte nicht so unbedingt darauf, wie sauber die Produktion ist. Ich mache meistens nur die Vorstufe und jemand anderer – meistens mein Bandkollege Marco - macht den Feinschliff. Aber es ist cool, dass wir hier einige Leute haben, die das können, weil so kann ich mir etwas abschauen!“

RBMA Bass Camp
(Foto: Victoria Kager / www.lupispuma.com)

Der Wiener Produzent Dandario und der Grazer Solo Premium unterhalten sich gerade über kleinere Probleme mit dem Equipment. „Es braucht ein bisschen, bis man sich an das frische Set-up gewöhnt hat“, so die Artists. Alle Studios sind gerade belegt, deshalb stehen die beiden am Balkon im zweiten Stock. Bald beginnt wieder ein Vortrag im hinteren Bereich des Hotels. „Die Lectures sind gut durchdacht und wirklich informativ. Langweilig wird’s nicht!“, meint Dandario. „Es sind super Leute da für die Lectures. Schon wirkliche Genies, die uns da in ihren Workflow entführen. Das kann man auf jeden Fall gut mitnehmen!“, stimmt ihm der Grazer zu.

Mira Lu Kovacs, Frontfrau der Formation Schmieds Puls, jagt gerade einem Patch-Kabel hinterher. „Mein Interface ist leider zu Hause. Ich hab' irgendwie nicht daran gedacht alles mitzunehmen, aber hier findet sich immer etwas.“ Die Singer/Songwriterin bringt ein weiteres Mal eine starke, wenn auch oft melancholische Stimme ins Camp. Beats-Bauen ist zwar nicht ihr Hauptaugenmerk, dennoch profitiert auch sie von der Mischung an Kompetenzen - „Ich glaub', das ist die coolste und beste Form von Lernen. Auf Unis gibt’s zwar Vorlesungen, aber im Grunde bleibt von einem künstlerischen Studium meist nur das Netzwerk über. Und selbst das ergibt sich hier!“.

RBMA Bass Camp
(Foto: Victoria Kager / www.lupispuma.com)

Dorian Concept hilft mit

Nicht nur bei Workshops gibt’s heiße Tipps, auch ein ehemaliger Teilnehmer der Red Bull Music Academy Barcelona steht für Fragen zur Verfügung - der Wiener Oliver Johnson alias Dorian Concept. Nachdem sein Album „Joined Ends“ 2014 für Aufregung sorgte, tourte er letztes Jahr mit Cid Rim & The Colonious um den Globus. An seine Zeit in der Academy denkt der 31-Jährige gerne zurück: „Die Zusage kam in einer sehr spannenden Phase für mich. Ich hab gerade mein Grundstudium in Salzburg abgeschlossen gehabt und begonnen, im Ausland zu spielen. Über Youtube und myspace hatte ich etwas Buzz und dann hab ich dort Menschen kennengelernt, die ich eigentlich nur übers Internet kannte.“ In diesem Jahr wird er sich wieder mehr auf seine eigenen Sachen konzentrieren.

RBMA Bass Camp
(Foto: Victoria Kager / www.lupispuma.com)

Ein bisschen DJ Zinc für alle

Die erste öffentliche Lecture des Bass Camps findet am späten Nachmittag statt. Zwanzig weitere Leute, die sich bewerben konnten, durften UK-Drum’n’Bass Größe DJ Zinc lauschen. Der Produzent erzählt von seinen Anfängen, erklärt, warum sein legendärer „Ready Or Not“ Bootleg keinen Euro – äh Pfund – einbrachte und erörtert, wie man von Musik leben kann. Moderiert wird das Ganze von FM4 Moderator Heinz Reich, der auch gleich drei der Acts in seine Sendung LaBoumDeluxe einlädt.

RBMA Bass Camp
(Foto: Victoria Kager / www.lupispuma.com)

Party Time in der Grellen Forelle

Stilecht im Doppeldeckerbus geht’s für die Artists zur Location – Pre-Party inklusive! Dort angekommen bespielen vier Teilnehmer den Floor im Eingangsbereich. Obwohl viele nur hier sind, um den Klängen des Norwegers DJs Todd Terje, dem Hauptact des Abends, zu lauschen, füllt sich auch der sogenannte „Kitchen“-Floor recht gut. Besonders beim Grazer Rapper Mile XY, der das DJ-Pult in Beschlag nimmt, tummelt sich das Partyvolk reichlich. Damit nicht genug, auch Clefco, b.visible und Momo Safi können überzeugen. Die Spannung auf Todd Terje ist jedoch deutlich spürbar und die Forelle feiert ihn. Wer noch Energie übrig hat, fiebert dem Morgen mit dem österreichischen Disco- und House-Produzenten Wolfram entgegen.

RBMA Bass Camp
(Foto: Victoria Kager / www.lupispuma.com)

So geht's weiter

Weiter geht’s am Samstag im WUK mit dem Konzert des Londoner Sängers Jamie Woon. Zu späterer Stunde kann noch einmal die Pratersauna aufgemischt werden. Eine der letzten Gelegenheiten, denn dieses Wochenende schließen sich erst mal die Pforten. Zum Schluss geht's am Sonntag im Radiokulturhaus mit Lubomyr Melnyk und Fennesz zur Sache!

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