Woher kommst du? Die 5 häufigsten Reaktionen auf meine Herkunft

11. August 2016

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Woher kommst du? Die 5 häufigsten Reaktionen auf meine Herkunft
Foto: selbstgebastelt mit Flaggen von free-country-flags.com

In den letzen vier Jahren war ich öfters im Ausland und hatte die Chance, Menschen mit den verschiedensten Staatsbürgerschaften kennenzulernen, von Australiern bis hin zu Taiwanern. Wenn man aus Rumänien kommt, wird man nicht mit denselben Reaktionen konfrontiert wie wenn man Italiener, Deutsche oder Amerikaner wäre. Dafür sind sie lustiger und vielfältiger.


Hier ein kleiner Auszug aus den häufigsten Rückmeldungen auf die glorreiche Antwort „Ich komme aus Rumänien“:

1. „Oh, OK.“

Diese zweisilbige Aussage steht auf dem ersten Platz, weil sie auch die geläufigste ist und in diesem Punkt stimmen mir viele meiner Landsleute zu. Sie kann vieles bedeuten: Man kann nichts mit Rumänien anfangen, man hat eine schlechte Meinung darüber und will sich eines deplazierten Kommentars enthalten, oder man geht einfach gleich zur nächsten Person über, da mich meine Herkunft zu keinem interessanten Konversationspartner macht (ist mir auch passiert).

Fakt ist, Rumänien löst weniger Bewunderung und Begeisterung aus als zum Beispiel Italien oder Japan. Das heißt aber nicht, dass wir Rumänen langweilige Säcke sind. Ganz im Gegenteil!

2. „Habt ihr eine eigene Sprache oder sprecht ihr alle Russisch?“

Zweimal durfte ich diese Reaktion hören und einmal sogar von einem Europäer. Ok, ok, Ostblock, eiserner Vorhang and stuff, aber die Polen, die Ostdeutschen oder die Jugoslawen begrüßten sich auch nicht mit „Добрый день, товарищ!“Auch Länder wie Kasachstan oder Kirgisistan, wo überwiegend Russisch gesprochen wird, haben ihre eigenen Sprachen. Warum sollte ausgerechnet Rumänien eine Ausnahme sein?

3. „Kannst du auch Bulgarisch?“

Viele Europäer assoziieren Rumänien mit Bulgarien, denn sie sind 2007 wie ein schönes langjähriges Pärchen zusammen der EU beigetreten. Ich erwarte auch nicht, dass sich alle mit Sprachfamilien auskennen, aber diese Frage haben meine Ohren schlicht und einfach viel zu oft gehört. Es ist auch keine Regel, dass wir alle die Sprachen unserer Nachbarn können. Die Ungarn sprechen sicher nicht alle Slowakisch.

Kurze Aufklärung in puncto Sprachenherkunft: Rumänisch ist eine romanische Sprache. Das heißt, ich würde ohne Sprachkenntnisse eher Italienisch oder Spanisch verstehen als Bulgarisch oder Russisch.

4. „Cool, mein Bruder / Vater / Cousin hat dort gearbeitet!“

Ja, es gibt auch solche. Von ziemlich vielen Deutschen und Österreichern habe ich diese Geschichte gehört. Es geht in den meisten Fällen nicht um drei, vier Monate, sondern um langjährige Aufenthalte. Diese Personen sagen mir, dass sie selbst da waren und sogar positiv überrascht wurden. So ein Gespräch überschreitet oft die Grenzen von Smalltalk und ich bewundere es, wie kundig sie in Sachen Geografie, Geschichte, Politik und Wirtschaft sind #thumbsup.

5. „Geil! Ich kann ein paar Wörter auf Rumänisch!“

…und dann beginnt mein werter Gesprächspartner, die schlimmsten Schimpfwörter in unserer blumigen Sprache mit einem perfekten Akzent aufzuzählen. Angeblich hatte er einmal einen rumänischen Mitbewohner, der ihm das Beste vom Besten aus der rumänischen Sprache in einem Crashkurs auf der Couch beigebracht hat. In diesem Punkt lächle ich teils gehemmt, teils wannabe-cool-like mein Gegenüber an und versuche, spontan ein anderes Gesprächsthema zu finden. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich fühle mich ein bisschen awkward, wenn eine Person, die ich vor fünf Minuten kennengelernt habe, ahnungslos und hypothetisch Geschlechtsverkehr mit den verstorbenen Verwandten meiner Mutter haben mag.

 

Ich muss zugeben, dass ich im Großen und Ganzen bislang keine rassistischen oder hitzigen Reaktionen mit meiner Herkunft ausgelöst habe. Vielleicht habe ich coole aufgeschlossene Leute getroffen, denn ich kenne leider auch ein paar weniger lustige Beispiele von meinen Freunden. 

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