Land der begrenzten Möglichkeiten

13. September 2012

 

Die USA sind das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. „Bullshit!“, würde der Ami sagen. Ohne Visa oder MasterCard bist du aufgeschmissen.

 

Nach so viel Schwarzmalerei in den Medien über die Europakrise und das knappe Geld, wollte ich mein Glück woanders versuchen, mein Ziel: USA. Angekommen in den Staaten, fing das Überlebenstraining an. Andere Länder, andere Zahlungsarten: Und die Zahlungsart in den USA ist die Kreditkarte. Diese habe ich bis dato gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Nur Bares ist Wahres, dachte ich mir immer. Und so reiste ich quer durchs Land, ohne das amerikanische Heiligtum aus Plastik.

 

Do you have a credit card?

Mit Rucksack unterwegs, war mein erstes Reiseziel die Stadt Seattle, an der Nordwestküste Amerikas. Da ich nur Hostels für meine Unterkünfte buchte, war mir nicht klar, dass für solche Low-Budget-Wanderer wie mich die Kreditkarte notwendig sein wird. Im Hostel angekommen, das sich dann doch als Hotel entpuppte, fing das bargeldlose Abenteuer an. „Kein Check-In ohne Karte möglich“, war die Antwort an der Rezeption. Cash-Vorauszahlung als Sicherheit, Prepaid-MasterCard mit Chip und gespeicherten Daten? Keine Chance! Das Ami-System ist auf eingestampfte Namen auf Kreditkarten programmiert. Chips, die in Europa und Asien schon längst Standard sind, können viele der amerikanischen Kartenleser nicht erkennen. Amerika als Nabel der Welt in Kreditkarten, Visa, American Express und MasterCard als nationales Gut? Denkste! „Bis sich die Technologie auf das ganze Land ausgebreitet hat, wird Europa wahrscheinlich schon Mondkolonien bauen”, so die sarkastische Äußerung eines Bankangestellten, der mich endgültig auf den harten Plastikboden zurückholte.

 

Asiaten als Rettung

Um nicht auf der Straße zu schlafen, war ich darauf angewiesen, Hotels zu suchen, die Cash akzeptierten. Sei es Seattle, Portland, San Francisco, Los Angeles, immer waren es asiatische Hotelbetreiber, bei denen ich mein Glück und ein Bett zum Schlafen fand. Nicht nur meine Bleibe war durch Migranten in diesem Land gesichert. Auch Dienstleistungen, wie Faxen, Internetnutzung und Kopieren von Unterlagen waren in amerikanischen Shops keine Selbstverständlichkeit. Während der Amerikaner beim PC nur den USB-Anschluss kennt, hat der Inder in seinem Laden sogar einen Kartenleser für SD-Karten. Dass hier einige Einwanderer das große Geld machen, ist kein Wunder. Sie bringen Standards aus ihren Ländern mit, die den Amis noch gar kein Begriff sind. So machen sie Amerika zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten und sichern mir ein Dach über dem Kopf.

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Kommentare

 

Grad aus NYC zurückgekommen, ohne Kreditkarte existierst du nicht. Gott sei Dank hatte ich vorher eine beantragt, die zahlen dort selbst ihren Müsliriegel von 2 $ mit der Kreditkarte. Schön und gut, aber nicht sehr touristenfreundlich.

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