„Da kann man sich nicht wundern, wenn man ein Ausländerfeind wird“

16. Mai 2008

Dieser Satz hat mir in der wiener U-Bahn die Augen geöffnet. Die Augen öffnen, das muss unsere Gesellschaft auch.

Vor mir sitzt ein Ehepaar, sie sieht wie eine gute Omi aus, er wie der nette, hilfsbereite Nachbar, und gerade aus ihrem Mund kommt der erschreckende Satz. Warum? Na, einige gute Gründe verlautbaren die beiden, laut und deutlich, unmissverständlich, auf Deutsch. Ob ihnen bewusst ist, dass sie damit einen Großteil der Einwohner dieses Landes beleidigen, degradieren und ausgrenzen? Ich glaube, das wissen sie. Die Generation der Großeltern versteckt sich hinter einer naiven Fassade. Wer wenn nicht sie, die Entbehrung und Elend erlebt haben, die wissen was Hilfe bedeutet, ist sich nicht bewusst welches Schicksal die „Ausländer“ bewegt hat einen neuen Anfang in Österreich zu suchen. „Nachbar in Not“ wird eben nur ein Werbespott bleiben und nie Wahrheit werden, solange dein Nachbar eine „Tüchlfrau“ oder ein „Tschusch“ ist. 

Die Gründ für die Aufregung beim österreichischen Ehepaar; zwei Burschen, die gerade von der Schule nachhause fahren und lustig sind und eben laut lachen, etwas was Kinder und Jugendliche gerne tun, und das ist auch gut so. Warum sie sie gleich als Ausländer ansehen? Sie haben dunkle Haare, dunklere Haut, sie unterhalten sich mal auf Deutsch mal auf Türkisch, eigentlich ein hervorragendes Beispiel für gelungene Integration ohne die eigenen Wurzeln aufzugeben. Ich bewundere die Eltern, die ihren Kindern die eigene Muttersprache weitergeben. Weitere Aufreger bin ich, wie kann ich es wagen auf Bulgarisch zu telefonieren, „da hört man ja kaum mehr Deutsch auf Wiens Straßen“, sagt die gute Omi. "Da kann man sich nicht wundern, wenn man ein Ausländerfeind wird“, sagt der Opa, aber ich bin doch gar kein Ausländer, ich lebe hier seit 20 Jahren, ich habe hier studiert und arbeite in Wien, bilde mir ein zu dieser Gesellschaft beizutragen, und ich verstehe Deutsch, ich verstehe jedes dieser verletzenden Worte, und sie wissen es. Wissen diese Menschen auch, dass sie mit ihrer Ablehnung ein Zusammenleben verhindern? Wahrscheinlich. Unsere Gesellschaft hat nie aus einer Volksgruppe bestanden, wann wird man das erkennen?

Kommentare

 

Also mich tangieren solche sprüche schon lange nicht mehr. ich nehme die "menschen" die das sagen gar nicht mehr ernst. sind für mich lachgestalten (vor allem die alten, ausrangierten modelle die sich einbilden damit etwas positives zur gesamtsituation in österreich beizutragen)

Sie wissen, das sie nichts verändern können an dem multikulti movement, und sind sooo frustriert das sie sich selbst nicht mehr in den spiegel schauen können.

Esterreich, esterreich mein schenes esterreich.

land der raunzer, land der spinner

 

...

das sind alte menschen- zurückgeblieben, depressiv, frustriert, bemitleidenswert und vorallem anstrengend..
die in der ubahn haben sich über ausländer aufgeregt, ich würd mich über die alten aufregen, weil sie schon um punkt 7 vorm billa stehen und sich bei der kassa vordrängen obwohl sie alle zeit der welt haben!
ich hoffe wirklich aus tiefstem herzen dass ich nieeeeeeeemals so werde, so typisch alter mensch in wien, über ausländer stänkern, sich über die jugend aufregen, sich über zu laute unterhaltungen ärgern , und um 8 im supermarkt stehn!
nimm solche leute nicht beim wort, echt nicht, vorallem sollten dich aussagen von solchen leuten nicht treffen oder verletzen.. eine oma in der straßenbahn hat mal gesagt "ihr gherts alle in die gaskammer" und ich hab mir gedacht, wären die ganzen andern leute nicht da würd ich dir sooooo eine verpassen alte schla*pe, das ist die richtige einstellung ;) haha

 

Was der Bauer net kennt, des mog er net. Diese alten Menschen sind im ganz anderen Umfeld und ganz anderer zeit aufgewachsen als wir - nichts mit Multi-kulti Stadt, zum Inder essen gehen, wohnzimmer nach feng shui einrichten und sambakurs besuchen. Sie genossen nicht die selbe aufklärung und hatten nicht den zugang zur großen welt z.B. Internet, Flugreisen wie wir ihn haben (umso trauriger, dass es auch heutzutage xenophobie gibt). Sie sind natürlich auch nicht bereit all ihre Vorstellungen und Werte im hohen Alter über Bord zu werfen. Dazu kommt der Einfluss eines meinungsbildenden Boulevardblattes - et voila! Für mich ist der Rassismus in den jüngeren Bevölkerungsschichten umso bedenklicher, die alten werden ihre Vorurteile mit ins Grab nehmen.

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