Balkanskys Feder: Obama kills Osama

03. Mai 2011

Aufatmen? Einatmen? Oder Durchatmen?


Bogumil Balkansky betrachtet eine globale ironische Farce.

Historiker denken manchmal von Geschichte als einer Art Wesen – Göttin vielleicht – die durch menschliche Schicksale das Leben und Sterben ganzer Nationen und der Welt launig gestaltet. Bisweilen soll "Die Geschichte" sogar so launisch sein, das Historiker von "Ironie der Geschichte" sprechen. Bei Osama Bin Laden hat Ironie und Farce in Regie von Frau Historia gewirkt.

Das Gesicht von Gut und Böse
Das ausgerechnet der erste nicht-weiße Präsident der USA, Barack Hussein Obama, als Gegenteil des stockkonservativen Kreuzfahrers George W. Bush gepriesen, den spektakulärsten Feind Amerikas zur Strecke bringt, ist deswegen ironisch, weil erst Bin Ladens Aktivität Bush eine zweite Amtsperiode sicherte. Bis zum 9/11 Event war Bush nur an seinem Vater George H. W. Bush, dem Weltkriegshelden und Sieger im Ersten Golfkrieg gemessen worden. Nun ergab sich für den Sohn, sein eigener Krieg - der gegen den (islamistischen) Terror - und als Krönung, die reale Aussicht auf zwei Amtszeiten. Damit hat der, als Versager der Familie punzierte, seinen Papa eindeutig überflügelt. Einzig die Krönung der Erfolgsstory blieb Sohn Bush versagt: Osama Bin Laden zu erlegen.

Das Gesicht des Bösen hingegen könnte gütiger nicht sein – ganz besonders, wenn Osama die ungeheuerlichsten Drohungen gegen völlig unschuldige Menschen per Video verkündete. Dabei lächelte er stets milde und das Lächeln wurde von seinen vollen, geschwungenen Lippen zur perfekten Maske des Unheimlichen stilisiert. Der Rest von Bin Ladens Körper vervollständigt diese Ironie: er ist ein Mann im letzten Drittel seines Lebens, mager bis zur Schlaksigkeit und schwer nierenkrank. Dennoch führt er die Weltmacht USA und ihre Koalition der Willigen – zurzeit die größte Militärmaschine des Planeten – ein Jahrzehnt an der Nase herum. Ganz nebenbei wird Osama Bin Laden zum Vater der nachhaltigsten und unheimlichsten Terrororganisation der Geschichte, der sogenannten Al Kaida. Doch auch Bin Laden soll keinen Enderfolg als amtierender Terror-Kaiser erleben. Als er dieser Tage erschossen wird, ist er für das Funktionieren der Al Kaida überflüssig, fast schon in Pension. Nur sein Mythos lebt und wird nun erst recht leben.

Das Gesicht des Glaubens
Wenn Muslime mit der Existenz und der Wirkung Bin Ladens konfrontiert wurden, haben sie stets argumentiert, Osama sei ein Fanatiker, seine Gefolgsleute und Sympathisanten seien eine Minderheit und sein Islamismus habe nichts mit dem Islam zu tun. Man mag ihnen Recht geben, auch wenn Religionskritiker das durchaus widerlegen könnten. Selbstverständlich ist die Mehrheit der über einer Milliarde Muslime gegen Gewalt jedweder Art und würde sich niemals in den Dienst Bin Ladens gestellt haben . Das bezweifeln auch die schärfsten Islamkritiker nicht. Und hier zeigt sich eine weitere Ironie. Wenn man so will, ist Bin Laden der Erfinder der sogenannten "Islamophobie", einer sinnentleerten Floskel die als Faschismuskeule in der Diskussion herhalten musste, wenn jemand "dumme" Fragen über den Islam gestellt hat.

Nun haben alle, die so sprachen, die Gelegenheit, ihre Worte dem Wahrheitscheck zu unterziehen. Weil Bin Laden den Islam missbraucht hat, damit eine der größten Religionsgemeinschaften in Misskredit gebracht hat und mehr Muslime als "Ungläubige" das mit ihrem Leben bezahlt haben, ist Bin Laden gleichzeitig der größte Beleidiger des Islam. Eine glaubhafte Fatwa gegen Bin Laden wäre daher immer schon angebracht gewesen. Bei Sir Salman Rushdie, der den Islam angeblich durch einen Roman beleidigt haben soll, kam die Fatwa blitzschnell und wirkt bis heute.

Und hier schlägt die Ironie der Geschichte in die Farce um. Werden wir nun erleben, dass die sogenannte muslimische Welt, jene friedliebende und gewaltablehnende Mehrheit, erleichtert aufatmet? Sie hat allen Grund dazu: der Oberbeleidiger des Islam ist tot, ganz so wie es Shariatisch für so schlimme Beleidigungen des Islam vorgesehen ist.

Meint Bogumil Balkansky

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Kommentare

 

osama wurde im endeffekt von der us-regierung (bush's sowohl obama's) und den us-medien zu dem feindbild schlechthin hochikonisiert um der breiten öffentlichkeit jemanden zu geben auf den sie mit dem finger zeigen können und sagen "das ist der böse".
de fakto ist das selbstverständlich unsinn. osama war im bezug zum 11. september höchstens der finanzielle sponsor.
deshalb ist diese ganze feierei der amis so absurd. ich kann mich nicht errinnern das die amis gefeiert haben als ein khaled shaikh mohammed verurteilt wurde.
einfach ein paradebeispiel dafür wie regierungen die bevölkerung manipulieren können um ihre unterstützung bei kriegen und militärischen aktionen zu sichern. ich bin überzeugt das berge von medientheorie büchern das als fallbeispiel verwenden werden.

grungsätzlich stellt sich mir noch immer eine frage.
was oder wen feiern die amerikaner gerade?
den tod eines menschen?
von mir aus. es gibt genug leute die absolut das recht haben sich über den tod dieser person zu freuen.
aber worüber was sonst
die regierung?
eine regierung die überhaupt erst für dieses ganze debakel verantwortlich ist.
eine regierung die diese menschen in die positionen gebracht hat wo sie erst solche terrorakte ausüben konnten.
eine regierung die das volk von einen druch lügen herbeigeführten krieg in den nächsten geschickt haben.
eine regierung die hunderte amerikanische soldaten und tausende zivilisten in den tod geschickt haben für lügen und geld.

oder vielleicht ist grund für die feiern auch einfach "FUCK YEAH, AMERICA"...

 

stimme mit jedem Wort überein. Damit erspar ich mir ein Kommentar, danke :)

 

Hvala vam za sve sto ste ucinili - to vam nikada necemo zaboraviti!

Hvala vam za sve sto ste nam uradili - to vam u zivotnu necemo oprostiti!

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