Eine ernsthafte Wahlanalyse

26. September 2008

Als ich Ende September 2006, mit meinen zwei Koffern und einer auf ein Taschentuch geschriebene Telefonnummer am Wiener Westbahnhof angekommen bin, war das mitten im Nationalratswahlkampf. Ich machte mich auf dem Weg zu den Familienbekannten, wo ich schlafen sollte und stieg in die U-Bahn.

Am Eingang der U6 wartete ein SPÖ-Agitator auf mich und gab mir einen Gusenbauerflyer und eine riesige Gummibaerchenpackung. Das faengt ja eigentlich gar nicht so schlecht an, mein Aufenhalt in Österreich, habe ich mir gedacht – die Leute in Wien sind so freundlich, begruessen mich gleich mit etwas zum Naschen. Als ich aus der U-Bahn hinausgehen wollte, da war schon wieder ein freundlicher junger Mann, diesmal von der Volkspartei mit einem „Schüssel – unser Kanzler“ – Zettel und ein paar Schokowaffeln für mich. Ich wusste schon, dass Liebe durch den Magen geht, aber laesst sich die politische Wille auch durch Essen kontrollieren?

Anfang der 90iger Jahre, als die Demokratie in Bulgarien, mein geliebtes Heimatland, noch neugeboren war, haben die politischen Parteien die gleiche Taktik in den Romavierteln der Großstädte benutzt, um sich Stimmen zu kaufen. Sie haben damals nur Orangen verteilt, denn die Orange war damals etwas ganz exotisches und seltenes in unserem Land. So wurden ein paar Romabezirke mit ihrem ausserordentlich guten Orangenschnaps ganz berühmt. Also nichts neues eigentlich.

So liess ich mich eine Woche durch zahlreiche Süssigkeiten verwöhnen und am Ende kam der Wahltag und das Ergebnis stand fest. Die zwei größten Traditionsparteien sollten nun Zusammenarbeiten.Was daraus geworden ist, ist ein anderes Thema. Über den hohen Stimmenanteil der FPÖ habe ich mich nicht besonders gewundert. Von denen habe ich eigentlich nichts Süsses zum essen bekommen, aber Diabetiker sind ja auch Wahlberechtigt.

Kommentare

 

ich hab heute vom werner das zweite mal, in 3 tagen ein große packung manner schnitten bekommen.

tja manner, mag man eben und der faymann ist nun irgenwie süß.

 

...sind tatsächlich entscheidend für viele Unentschlossene und ihrer Stammpartei-skeptisch-Gegenüberstehende. Das Wahlzuckerl-Phänomen zeichnet sich aber nicht nur hierzulande ab- in der Türkei etwa werden neben Heizmaterial auch gerne Lebensmittel verteilt. Und weil die Herrschaften von der Politik so traditionsbewusst sind, stellen sie auch gerne Zelte fürs Iftar-essen bereit.
Ein Taxler hat mal erzählt, dass ihm kurz vor den Wahlen sogar die Krankenhauskosten von der Partei abgenommen wurden und natürlich wäre es mit seinem Gewissen nicht vereinbar, würde er eine andere Partei wählen.

 

die könen sich von mir aus all ihre gletschereis-bonbons, naps-schoko, gummibärln und schnitten sonst wo hinstecken...wie wärs mit etwas, womit sie die leute wirklich käuflich machen könnten.....ne neue jeans aus dem peek zum beispiel. das wär mal was. das würde mich beeindrucken...27/32 (pepe,french connection, calvin klein bevorzugt) - falls es wer liest =)iv.cucu.

 

...Suleyman hats schon notiert!

 

tja...ich bin der meinung, dass man wahlzuckerl schon annehmen darf..dies soll aber noch lange nicht heißen, dass ich deshalb eine bestimmte (die mir das wahlzuckerl gegeben hat) Partei wählen muss...oder diese mir nun sympatischer sind???!!!

oder berichtet ein Redakteur nur positives über eine veranstaltung, nur weil er/sie dort gratis hineinkommt? ;-)

lg

 

lange nicht gelesen kollege kantar.
wenn man/frau in österreich zwar 20 jahre lebt, jedoch einen serbischen pass besitzt darf er/sie ohnehin nicht wählen. was bleibt denn noch übrig, ausser wahlzuckerl annehmen und so tun als ob man sich linken lassen würde? ;)

poz.

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