GESUNDHEITsSPECIAL: Ärzteberuf als iranisches Symptom

06. Mai 2011

In Österreich hat jede Zuwanderungsgruppe einen Klischee-Beruf: so kennt man die Polen als gute Installateure, Türken sind stolze Kebab-Buden-Besitzer, Migranten aus Ex-Jugoslawien machen sich gut in der Putz-Branche und die Iraner werden alle Ärzte.

Von Toumaj Khakpour und Lucia Bartl (Fotos)

Tatsächlich arbeiten von den 13.000 in Österreich lebenden Iranerinnen und Iranern rund 1000 im Gesundheitswesen. Aber warum ist das so?

Ein Grund liegt in der geschichtlichen Tradition: Eines der ersten und bedeutendsten medizinischen Handbücher wurde im 12. Jhdt. von einem persischen Arzt und Philosophen geschrieben. Abu Ali Sina’s Werk „Quanun al-Tibb“ (Kanon der Medizin) beeinflusst auch heute noch die moderne Medizin.

 

Ein guter Fang Ein weiterer ist, dass Studieren unter Persern prinzipiell sehr beliebt sei, sagt Bamdad Heydari, Oberarzt in der nuklearmedizinischen Abteilung des Wilhelminenspitals. Auch er wurde schon als kleines Kind ermutigt, ein Studium abzuschließen. Medizin ist eine der beliebtesten Studienrichtungen – denn der Arztberuf steht für Prestige und finanziellen Wohlstand. Aber das ist nicht der einzige Vorteil: Ein Mediziner hat am iranischen Heiratsmarkt sowohl einen über alles erhabenen Ruf als auch beste Chancen, denn viele Familien wählen den Anwärter nach seinem Berufsstand aus.

Neue Heimat Österreich
Viele Iraner kommen schon in jungen Jahren nach Europa, um zu studieren. Österreich erfreut sich wegen der guten politischen und wirtschaftlichen Beziehungen besonderer Beliebtheit. Viele kehren auch nach Studienabschluss nicht mehr in ihre eigentliche Heimat zurück und schlagen hier Wurzeln. Das Medizinstudium könne auch als Chance gesehen werden sich gut in eine „fremde“ Gesellschaft einzupassen so der gebürtige Teheraner Heydari: „Als Ausländer hat man es doppelt so schwer, aber mit einem fertigen Medizinstudium wird man mit anderen Augen gesehen.“

„Persische Ärzte sind bei den Österreichern außerdem beliebt, weil sie sich viel Zeit nehmen, auf die Patienten eingehen und als freundlich gelten“, sagt der 45-jährige Allgemein- und Nuklearmediziner – etwas, das man seinen österreichischen Kollegen im niedergelassenen Bereich nicht unbedingt nachsagt.

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