GESUNDHEITsSPECIAL: So holt dich Oma aus dem Koma

06. Mai 2011

Oma hat gehört, dass du krank bist, und schon steht sie mit Wickeln, Patscherln und Kräutern bewaffnet vor deinem Bett. Wenn du nicht auf sie hörst, ist sie erstens beleidigt, und zweitens setzt du deine Gesundheit aufs Spiel. Die besten Hausmittel zwischen Wien und Belgrad.

Von Olja Alvir, Anna Thalhammer und Daniel Spreitzer (Grafik)

Es wäre so einfach: Ein Gang zum Arzt, Tablette einwerfen und darauf warten, dass die Beschwerden verschwinden. Eine Behandlung mit Hausmitteln ist meist anstrengender und langwieriger. Sie sind meist stinkig, patzig, pickig und unangenehm. Größtenteils geht es darum, sich etwas, das man normalerweise in den Mund oder ins Klo geben würde, auf andere Körperpartien zu schmieren. Also warum der ganze Aufwand? Vielleicht weil man sich in Windeln, Patscherln und tausend Decken eingewickelt geborgener fühlt? Oder weil die eigene Oma schließlich auch 96 geworden ist!

 

Der Katastrophe vorbeugen
Es gibt Dinge, die solltest du laut Oma lassen, wenn du nicht umgehend ins Gras beißen willst. Apropos Gras: Die Regel besagt, dass man sich in Monaten mit „R“ niemals ins Grün begeben sollte. Besonders besorgte Omas wissen außerdem, dass das Sitzen auf kalten Flächen zu Eierstock- und Blasenentzündungen führt. Wenn du jetzt glaubst, als Mann überall sitzen zu dürfen, hast du dich saftig geschnitten. Dir drohen nämlich Hodenverkrümmungen, Hämohorroiden (der Horror steckt schon drinnen) und Inkontingenz/Impotenz.

Aber auch im Sommer ist’s gefährlich! Egal wie warm es ist, mit frisch gewaschenen nassen Haaren darf man das Haus niemals verlassen. Was sonst passiert? Irgendwas zwischen Migräne, Gehirnhautentzündung und spontaner Explosion.
Aber niemand hat es je erlebt, da es niemand gewagt hat. Logisch.

Drei-Gänge-Menü gegen kleine Beschwerden
Es gibt eine breite Palette von Nahrungsmitteln mit Zauberkräften, die dir bei Krankheit nahe gelegt werden – oder eben auf dich drauf. Zwiebel, Kartoffel, Topfen, Speck, Knoblauch oder Sauerkraut finden sich unter den Top 10.
Aus Zwiebeln werden Hals- oder Brustwickel gemacht: die ätherischen Dämpfe öffnen Poren und Bronchien und du kannst wieder besser atmen. Und wenn du richtig Fieber hast: Zwei große Zwiebeln zerhacken, ordentlich Speck dazu, alles anbraten bis es fast schwarz ist und hinunterwürgen! Danach bist du garantiert wieder fit.

Bruder Knoblauch, hat ähnlich ätherische Funktionen und vertreibt allerlei Würmer, die es sich in deinem Verdauungstrakt gemütlich machen. Eine Zehe ist wie ein Zapferl zu verwenden – brennt angeblich kurz, hilft aber garantiert. Die Zehen kann man sich auch noch woanders hinstecken, nämlich in die Ohren, wenn diese schmerzen und stechen.

Nichts ist schlimmer als Verstopfung oder Durchfall – und oft ist der Weg vom Klo in die Arztpraxis zu weit! Bei Dünnpfiff bitte händeweise Zwieback und schwarzen Tee zuführen. Will es dann noch immer nicht aufhören, reib einen Apfel und lass ihn stehen bis er braun ist. Dann essen. Hast du ein Verdauungsproblem in die andere Richtung hilft am besten Sauerkraut, das bringt die Darmtätigkeit wieder so richtig in Schwung.

Topfen und Joghurt helfen gegen Schwellungen, Sonnenbrand und juckende Insektenstiche. Einfach draufgepatzt und losgeheilt. Mit Schal oder Tuch gegen Halsweh und stylischen Essigpatscherln gegen Fieber wirst du deine Grippe los. Und deine/n Freund/in.

Alkohol – das Allheilmittel
Dass ein Stamperl Schnaps gut für die Verdauung ist, wissen wir spätestens, seitdem Oma uns viel zu detailliert über ihre Verstopfung im Urlaub in Caorschle berichtete. Am Balkan gibt es eine weitere hochprozentige Spezialität: Rakija. Nicht umsonst hat man Penicillin erst so spät entdeckt – Rakija kann nämlich sowieso alles zwischen Liebeskummer und Rheuma heilen. Auf Wunden aufgetragen wirkt es desinfizierend – aber Vorsicht! Es schmerzt mehr als die Verletzung selbst. Als Patscherl, Wickel oder Ganzkörperlotion hilft es gegen Fieber. Aber auch Gicht, Gelenksschmerzen oder Gallensteine lassen sich mit Rakija behandeln. Also egal ob innerlich oder äußerlich – Alkohol besiegt alles.

Nur für besonders brave Enkel
Hardcore wird es, wenn Oma die schweren Geschütze ausfährt. Asche sollst du beispielsweise gegen Dünnpfiff essen oder dir die Zähne damit putzen, wenn sie urinfarben sind. Und wenn wir schon beim Thema Urin sind: Der kann, ähnlich wie Alkohol, ebenfalls auf alles aufgetragen werden, was brennt, juckt oder blutet. Das heißt, bei Fußpilz, Quallennesseln und anderen Hautirritationen. Besondere Heilkräfte werden in Dingen Lulu der „Pferde-Fluid“ zugeschrieben.
Klingt skurril? Es gibt noch schlimmere Gruselgeschichten. Gegen Tinnitus und Mittelohrentzündungen wird heißes Öl in deinen Gehörtrakt gegossen oder Zeitungen, die in heißes Öl getränkt sind auf deine Brust gelegt, wenn du husten musst. biber bittet darum, das nicht auszuprobieren.

Wirken Omas Mittelchen wirklich?
Inwieweit Hausmittel nun helfen und die moderne Medizin ersetzen können – darüber scheiden sich die Geister. Sicher ist jedoch, wenn sich Oma liebevoll um dich kümmert und du dich umsorgt fühlst, hilft das der Genesung hundertprozentig. Und selbst wenn es, wie manche Wissenschaftler denken, nur eine Placebowirkung ist – wenn Glaube schon Berge versetzen kann, dann wird er bestimmt auch ein paar kleinen Viren den Garaus machen.

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