Kroatischer NS-Verbrecher auf Klagenfurter Fanmeile

18. Juni 2008

Auf der Fanmeile in Klagenfurt entdeckte ein reporter der bitischen SUN den von Interpol gesuchten kroatischen NS Verbrecher Milivoj Asner.

Auszug aus "Spiegel online":

 

"Art der Verbrechen: Massenmord, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Haftbefehl erlassen in Kroatien." Daneben ein Passfoto mit akkuratem gelben Hemd und Sakko. Mit diesem förmlichen Passfoto fahndet Interpol weltweit nach dem 95-jährigen Milivoj Asner.

Dieser Tage gibt er sich gerne legerer.

Auf der EM-Fanmeile in Klagenfurt hat ihn ein Journalist der britischen "Sun" ausfindig gemacht - dass Asner in Kärnten wohnt, war seit langem kein Geheimnis. In welchem Gesundheitszustand er sich befindet dagegen schon. Der Reporter der "Sun" beobachtete Asner und dessen Frau Edeltraut: beim Kaffeetrinken, beim Spazierengehen, beim Unterhalten. Und er besuchte ihn in dessen Klagenfurter Wohnung.

Hohlwangig sei der alte Mann gewesen, aber mit festem Blick und festem Händedruck, seine Ausdrucksweise sei gewählt und höflich gewesen. Er habe zwar "betont, dass ihn sein Gedächtnis im Stich lässt" und seine Frau "demonstrativ gefragt, wie viele Kinder er hat", aber alles in allem habe Asner einen klaren Eindruck gemacht.

Erstaunlich - waren doch die renommiertesten Psychiater Österreichs in verschiedenen Gutachten zu dem Schluss gekommen, Asner leide unter fortschreitender Demenz, sei nicht in der Lage, die Folgen des von ihm Gesagten abzusehen und könne deshalb auch nicht an Kroatien ausgeliefert und rechtlich belangt werden.

Dass Interpol ihn sucht, entlockt Asner im Gespräch mit dem britischen Journalisten nur ein Lächeln. Offenbar weiß er, was ihm vorgeworfen wird. Seine Verfolger seien "Hohlköpfe", sagt er. Es gehe ihm gut genug für einen Prozess: "Ich kann vor jedem Gericht erscheinen."

Bislang war das aber gar nicht erforderlich: Asner wird vorgeworfen, im Zweiten Weltkrieg als Chef der Ustascha-Polizei in der kroatischen Stadt Pozega für die Deportation Hunderter Juden und Serben verantwortlich gewesen zu sein. Nach Kriegsende flüchtet er vor den Kommunisten nach Österreich, beantragt unter dem Namen Georg Aschner die österreichische Staatsbürgerschaft und lebt mehr als viereinhalb Jahrzehnte unbehelligt in der Alpenrepublik. 1991 kehrt er zurück in seine Geburtsstadt Daruvar - Kroatien wird nach seiner Unabhängigkeit vom Nationalisten Franjo Tudjman regiert, Asner fühlt sich willkommen.

Mitte der neunziger Jahre stellt der Amateurhistoriker Alen Budaj erste Nachforschungen zur Geschichte der Juden von Pozega an. Dabei stößt er immer wieder auf einen Namen: Milivoj Asner. Mehr als hundert Seiten Papier trägt der damals 19-Jährige zusammen: von Asner unterzeichnete Befehle, die Namen von Augenzeugen. Asner nachzuspüren wird zu Budajs Mission.

Im Jahr 2004 gelangen die Beweise über das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem in die Hände des damaligen kroatischen Präsidenten Stipe Mesic. Mesic, selber Jurist, entscheidet: Asner dürfe das Land in keinem Fall verlassen.

Am selben Tag packt Asner sein Hab und Gut und fährt mit dem Auto zurück nach Österreich. Sein Anwalt bestreitet vehement, dass es sich um eine Flucht gehandelt habe: Reiner Zufall sei die Abreise am selben Tag gewesen, der 91-Jährige habe nur Urlaub machen wollen in Österreich. Urlaub ohne Wiederkehr.

Asner selbst redet offener: Er sei von Freunden davor gewarnt worden, dass man versuche, ihn zu verleumden. "Ich bin 92 Jahre alt und ich möchte einfach in Frieden und in Ruhe leben. Ich habe zehn Jahre lang in Daruvar gelebt und dann kommt plötzlich dieser Jude daher, und nur weil er ein Jude ist, glaubt man ihm alles, was er sagt", hat Asner einst in einem Interview gesagt.

In Österreich findet er Zuflucht - bis Kroatien im Jahr 2006 einen Auslieferungsantrag stellt. Doch zu einer Vernehmung, die nach österreichischem Recht zwingend für eine Auslieferung ist, kommt es erst gar nicht. Asner sei weder verhandlungs- noch vernehmungsfähig, urteilt Psychiater Reinhard Haller.

Seither sind zwei weitere Gutachten erstellt worden, das letzte vor wenigen Wochen. Das Urteil der Wissenschaftler ist einhellig: Asner gilt als schwer dement und leidet unter Alzheimer. "Es gab erhebliche Zweifel, ob er in der Lage ist, dem förmlichen Verfahren zu folgen", sagt Gerichtssprecher Manfred Herrenhofer SPIEGEL ONLINE. "Es bestand der Eindruck, der Herr ist nicht in der Lage zu verarbeiten, was ihm vorgetragen wird." Auch ein Mann wie Asner habe ein Anrecht auf ein rechtstaatliches Verfahren. "Österreich ist nicht Guantanamo."

Dennoch: Die Fotos, die Asner gemeinsam mit seiner Frau auf der Fanmeile zeigen, könnten doch noch Folgen haben. In Österreich fühlt man sich provoziert: durch die Kritik des Simon-Wiesenthal-Zentrums und den Zynismus des alten Mannes, den man lieber jenseits der Grenze wissen würde. Der zuständige Staatsanwalt Helmut Jamnig sagte SPIEGEL ONLINE, man habe dem Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung einen neuen Ermittlungsauftrag erteilt. Asners "gegenwärtige Konstitution" soll überprüft und festgestellt werden, ob Asner dement ist oder nicht - zum vierten Mal binnen weniger Monate.

Historiker Zuroff sieht die internationale Gemeinschaft in der Pflicht: Dem Reden der Österreicher über Paragrafen der Strafprozessordnung setzt er das Gewissen der Weltgemeinschaft entgegen.

Krankheiten seien für Regierungen immer wieder eine "willkommene Entschuldigung", um die Auslieferung mutmaßlicher NS-Täter zu verhindern. Der Artikel in der "Sun" trage dazu bei, die "Behörden zu blamieren, die die Täter decken" und "Druck auszuüben". "Wo Asner sich aufhielt, war schon lange bekannt. Aber dass er in einem guten gesundheitlichen Zustand ist, ist neu", sagt Zuroff. "Das ist mehr als problematisch: Er genießt das Leben und seine Opfer leiden noch immer - oder mussten seinetwegen sterben."

Kommentare

 

soll das irgend wie jetzt ineressant od so sein?
od wolltest du damit irgend wie beweisen das fußball ein nazi sport is...=/
mach lieber weiter deine fotos

 

...ich finde diesen Artikel allemal interessant! nur weil in letzter zeit viel über die EM gepostet wird, heißt das nicht, dass auf andere wichtige Begebenheiten verzichtet werden darf.

 

ah lass ihn. das thema kommt wie gerufen für den igor. er kehrt gern vor fremden haustüren. des wiss ma ja schon.
der artikel war schon vor 2 tagen in vecernji list.
nur weißt eh, dem igor hab ichs gegönnt es rauszukrahmen. war nur eine frage der zeit, wann es kommt. damit er info und seine überzeugung in einem verpacken kann. kam ja nicht oft vor bei der em. er konnte ja nur russland anfeuern. lass ihm die freude, wenn er meint :))

 

"er kehrt gern vor fremden haustüren. des wiss ma ja schon." ==> Hä?? Verdient man etwa als Hausmasta so viel?? ;-))

 

anscheinend schon :))
überleg mir auch grad die branche zu wechseln ;)

 

etwas gemeinsam ;-)

 

im gegensatz zu dir kehre ich keine wichtigen story's unter den teppich.

mag ja sein das für dich wichtiger ist, was am freitag im pallazzo los sein wird beim kroatien match. aber einige leute interessieren sich doch auch für solche themen.

 

warum ich manche sachen nicht schreibe, sag ich dir dann persönlich am montag. ;)

 

ivana, nemoj ga plasit :))

 

junge komm mal runter. nur weil du bei der martinovic landen willst brauchst die nazis ned in schutz nehmen, kapisch bruder?

 

diese statements sind beide deplatziert.

iv.cucu.

 

er möchte in Frieden seine ihm noch verbleibende Zeit leben-
das hätten viele seiner Opfer auch gern getan :-/

 

hmm ja irgendwie makaber die story....schade eigentlich das sowas noch durchgeht heutzutage

 

Mal etwas sehr produktives. Find ich echt genial Igore. Ist schon ein Wahnsinn, was da in Österreich passiert. Ausgerechnet in einem Land, welches selbst mit der NS-Geschichte zu kämpfen hat, passiert so etwas. Sehr schlimm, die Regierung kann anscheinend nicht genug von den EU-Sanktionen bekommen?! Schande über das Land und schande über Koroška!!!

 

ich finde es auch äusserst fragwürdig warum einige psychiater sich so leicht täuschen lassen.

 

keine ahnung was hierbei eigentlich los ist?! das ist echt ein versäumnis von österreich hier einfach "nichts" zu tun. hm, naja. vielleicht gibt es eventuell noch eine überraschung.

 

das würde jetzt allerdings auch nichts mehr nutzen, wie lange hat denn ein 95 jähriger noch zu leben?

also der lacht sich ins fäustchen, er hat nichts mehr zu verlieren. bis er verurteilt wird ist er schon längst übern jordan.

schade, aber so ist die welt nun mal

ich werd mal ausschau halten nach ratko mladic auf der wiener fanmeile, vielleicht ist der auch schon so alt das man ihn nicht mehr ausliefern kann.

 

nach dem ich etwas länger nachgedacht habe, warum österreich denn herrn auf dem foto nicht ausliefern will, ist mir eingefallen, dass die republik warscheinlich keine probleme mit den lokalen tierschützvereinen haben will..ich mein, die bedrohung einer aussterbenden spezies...hm..die muss man ja schützen oder? Wahnsinn...

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