Sag Danke!

18. September 2010

Seit Tagen will ich schon einen Blog schreiben, aber irgendwie habe ich eine Blockade, ich weiß nicht genau, wie ich anfangen soll, um es nicht falsch rüberzubringen und ich weiß auch gar nicht, wie ich das in Worte fassen soll - sowas passiert mir echt selten, sobald ich schreiben will, gehts auch schon los, aber dieses Mal.. Ach, ich versuchs einfach.

 

Mir ist vor einigen Wochen ein Mann aufgefallen, der nicht jeden Tag, aber doch immer wieder vor meiner U-Bahnstation mit dem Schild "ich bin obdachlos und habe Hunger" (vielleicht steht noch irgendetwas oben, aber das ist mir im Kopf geblieben) dasteht und etwas verloren wirkt. Und die ersten Male bin ich - wie jedes andere Arschloch - einfach vorbeigegangen und habe ihn ignoriert. Aber irgendwann letzte Woche dachte ich mir dann , Alex, was verdammt machst du da?! Und bin dann auch prompt zum Mci gegangen und habe ihm einen Cheeseburger, große Pommes und 'ne Cola besorgt, ihm das in die Hände gedrückt und konnte nur noch mit halben Ohr ein Danke hören, weil ich mich umgedreht habe und abgehauen bin. Warum ich abgehauen bin? Keine Ahnung. Schätze mal, mir war es peinlich. Nicht wegen der anderen Leute, die sind mir eigentlich egal. Aber vor ihm, ich weiß auch nicht wieso, irgendwie wollte ich nicht, dass er denkt, ich hätte Mitleid. Obwohl er doch mehr oder weniger darauf hinaus war. Oder so..

Naja, am nächsten Tag begegnete mir der Obdachlose wieder, ich ging an ihm vorbei und was passierte? Gar nichts! Warum? Weil er mich nicht erkannt hat! Und darüber war ich dann so .. wütend ist das falsche Wort, eher enttäuscht, dass ich ihn die nächsten Male wieder ignoriert habe. Und dann habe ich mich plötzlich so grottenschlecht gefühlt, dass ich beim nächsten Treffen mit meinen letzten 2 Euro (okay nicht die letzten, aber die einzigen, die ich einstecken hatte) zwei Cheeseburger gekauft und ihm gegeben habe (ich hatte übrigens auch Hunger). Ist es nicht sowas von unmenschlich von jemandem Dank zu erwarten, wo man ihm doch eigentlich einen Gefallen tun will und sich gar keine Gegenleistung erwartet? Jaja klar, Dankbarkeit ist ja keine wirkliche Leistung, aber trotzdem sollte man - wenn man etwas wirklich nur für jemand anderen tut - nichts, absolut gar nichts erwarten, verlangen, wie auch immer.

 

Aber es ist nicht nur beim dem Mann so, der anbei ziemlich nett rüberkommt, auch wenn man einem Freund oder Bekannten einen Gefallen tut, erhofft man sich doch so etwas wie ein Dankeschön oder man will sich "als einen besseren Menschen" darstellen - bullshit, sobald du einer Person zwar hilfst, dir aber etwas dafür erhoffst oder auch nur im Geringsten einen Vorteil darausziehen willst, bist du genauso ein Arsch, wie die 100 Menschen, die den sympathischen Heimatlosen ignorieren. Jetzt kommt aber die andere Seite, warum denn, er kriegt doch was zu essen, was man sich dabei denkt, ist doch jedermanns Sache.. Stimmt schon, aber dann ist das ja nicht wirklich "eine gute Tat" - wie es in meinem Fall war, weil ich beleidigt war, weil er mich nicht erkannt hat.

Auf jeden Fall wollte ich eigentlich sagen, dass ein Mensch, der sich nicht bedankt, als unhöflich abgestempelt wird - schön und gut, gehört zum guten Ton, aber es ist definitiv nicht nötig, auf ein Danke zu warten oder sich zu denken, dass man demjenigen nie wieder helfen wird, weil er nicht Danke gesagt hat. Ist doch absurd, aber die meisten machen es trotzdem, was ich gar nicht verurteile, weil auch ich leider ab und zu so bin. Nicht unbedingt eine gute Eigenschaft, aber ich versuche es zu bessern - siehe erster Absatz (wobei diese Handlung dann eigentlich aufgrund meines schlechten Gewissens kam, was somit heißt, dass ich ihm diese 2 Burger gekauft habe, damit ich mich besser fühle.. so ein Teufelskreis). Wenn man einer anderen Person etwas Gutes tun will, sollte man auf gar keinen Fall an sich denken, auch nicht in entferntester Art und Weise, nicht einmal einen Prozent.

 

Okay, ich glaube, ich habe die Blockade gemeistert.

Kommentare

 

was ich nicht ganz verstehe...

was bewegte dich dazu dem Obdachlosen zu helfen? war es das dramatische Schild "ich bin obdachlos und habe Hunger", hast dich schuldig gefühlt, dass du an nem Menschen vorbei gehst, der fast (ver)hungert oder wolltest unbedingt, egal von wem, ein "Danke" hören?

"ich ging an ihm vorbei und was passierte? Gar nichts! Warum? Weil er mich nicht erkannt hat!" was hast du dir den erwartet? ein Plauscherl...?

weißt viele Obdachlose wollen auch gar keinen Kontakt zu anderen, sie isolieren sich oder besser gesagt, die Gesellschaft isoliert sie... es braucht auch ziemlich lange, bis sie überhaupt fremde Hilfe annehmen.

 

Ich habe ihm geholfen, weil er mir leid getan hat, im ersten moment dachte ich natürlich nicht ob er mich später eh erkennt und es war natürlich absoluter schwachsinn zu hoffen, er erkennt mich, ich wollte ihm mit diesem essen ne freude machen und nichts mehr.
Kann ich mir gut vorstellen, er wirkte auch irrsinnig distanziert und als ob er in ner anderen welt wäre. Aber der größte grund, warum ich ihm was gegeben hab, war sein blick, der war so.. kein plan weit weg aber doch so mitten im leben. Und ein plauscherl mit ihm hätte ich sogar sehr gern geführt !

 

du solltest öfter blockaden haben. da kommen nämlich echt gute blog raus.

 

Haha danke für das kompliment, aber ich hasse es, wenn ich nicht weiss wie ich anfangen,weitermachen und aufhören soll ..

 

was ich bei delex super finde. sie denkt sehr schnell über ihre taten nach und anaylisert sie. bzw. sie gesteht sich selbst fehler ein, wozu sehr wenige menschen im stande sind.
und das macht sie zum guten menschen

 

:)))))))))

 

Kenne das Gefühl gut, wenn man einem helfen will, aber dann doch vorbeigeht.

Aber getrachte es mal anders rum:
Ich habe die Erfahrung gemacht, als ich so einem Menschen geholfen habe, das danach irgendwie erwartet wird, das du weiterhilfst. Ich hatte einfach Mitleid bei einem Typen (Schild mit "Hunger" dabei) der schon tagelang eine Gegend belagerte. Mein Gewissen hatte mich geplagt. Also paar Golatschen im Anker gekauft, zum Bettler hingegangen, Sackerl in die Hand gedrückt, und nach einem Danke einfach weiter gegangen. Gewissen war ok.
Nächster Tag gleicher Ort, gleiche Uhrzeit. Der Bettler hatte mich wieder erkannt und frage von sich aus ob ich ihm wieder helfen würde, ich war ja anscheinend so offenherzig. Gewissen plagte mich wieder. Ok, am Vortag hatte ich ca. 7 Euro für das Essen ausgegeben. Jetzt wollte ich nicht so viel ausgeben. Also 2 Euro in die Hand gedrückt, um sozusagen ein Signal zu geben, das aus mir nicht so viel zu holen ist. Er schien etwas enttäuscht. Mein Gewissen war wieder beruhigt.
3. Tag, gleicher Ort, gleiche Uhrzeit. Beim Vorbeigehen erkannte er mich wieder und lächelte mir sofort zu. Ich wusste schon was auf mich zukommen würde. Ich war anscheinend zu einem Stammkunden erkoren worden. Als sich diesmal unsere Blicke begegneten, schaute ich demonstrativ weg und ging vorbei. Kein Wort wurde gewechselt. Mein Gewissen plagte mich wieder. Er "erwartete" Hilfe, hatte damit wohl fest gerechnet.
Doch diesmal lag es mir irgendwie schwerer am Gewissen. Als hätte ich einem Bekannten absichtlich Hilfe verweigert.

Fazit: Sei froh wenn er dich nicht erkennt. Sobald jemand weiss das du helfen kannst und auch dazu bereit bist, dann wird das auch von dir erwartet. Wenn du es dann doch verweigerst, tuts dir dann vielleicht noch mehr weh.

Aber nur meine Meinung...

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Sich zu verstellen ist simple Selbsttäuschung.

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