Sarajevo zu Gast in Wien

15. April 2008

Ab 21. April wird sich Sarajevo, die Hauptstadt Bosnien - Herzegowinas, in Wien präsentieren. Der hauptsächliche Aspekt ist zwar der kulturelle, allerdings soll ebenso kräftig die Werbetrommel für die Stadt selbst gerührt werden. Sowohl ÖsterreicherInnen als auch die bosnische Diaspora - Gemeinde selbst sollen mit den Wiener "Sarajevo - Tagen" angesprochen werden. ÖsterreicherInnen deshalb, damit Sarajevo ihnen als Stadt vorgestellt wird und die bosnische Hauptstadt selbst einen neuen Tourismuszweig erschließt und die Diaspora - People, um ihnen ihr Heimatland attraktiver und schöner näher zu bringen. Diesbezüglich hat die Bürgermeisterin von Sarajevo, Semiha Borovac, ein Ziel: "Wir möchten die Jugend ermuntern, wieder in ihr Land zurückzukehren." - Das klingt ja schön und gut, doch was für Perspektiven kann das heutige Sarajevo der Jugend bieten? Gute Job- und Bildungschancen? Eine hohe Lebensqualität? Das sind wohl eher Fragen, bei denen am Ende statt einer Antwort bloß das große, dicke Fragezeichen steht.
   Durch diverse Projekte, wie z.B. den Bau eines riesigen Olympiabades(welches gleichzeitig den olympischen Winterspielen 1984 ein Denkmal setzt) oder der Sanierung der ehemaligen Olympia - Skipisten soll die komplette Region Sarajevo Touristen anziehen und ehemalige Einheimische ins Land zurückholen. An und für sich eine gute Idee. Vergleicht man das mit Japan (wobei sich das in Japan vorwiegend im Wirtschafts- und Forschungsbereich und nicht im Tourismusbereich abspielt), so könnte man denken, dass das durchaus klappen könnte. Dort läuft das ganze so ab: Angehende japanische WissenschafterInnen genießen in Japan selbst die Vorzüge einer Topausbildung in ihrem Bereich. An die Ausbildung anschließend, werden sie in die USA geschickt. Die USA wiederum holen immer wieder Leute von "Außen" herein, um am neuesten Stand der Forschung bleiben zu können (ich gebe zu, dass es kein Zufall ist, dass sich die Amerikaner insbesondere Japan gewählt haben..die sind ja nicht dumm die Amis..). Haben die Wissenschafter in einer anderen Umgebung genug Erfahrungen gesammelt (eben in den USA), holt sie Japan wieder zurück und beide Seiten haben vom ganzen Wechselspiel enorm profitiert.

Funktioniert so ein System auch am Balkan? Vor allem in einer (ehemaligen) Multi-Kulti-Metropole wie Sarajevo? Denn das Ziel ist ja die Jugend zu ermutigen ins Land zurückzukehren. Doch das Problem ist, dass hier keine Wechselwirkung gegeben wäre. Zwar genießt der größte Teil der Jugend eine gute Ausbildung im Ausland und von gut ausgebildeten Fachkräften, Akademikern, Wissenschaftern etc. würde Sarajevo sicher profitieren. Doch wie würde die Jugend davon profitieren? Tja, das ist eine andere Frage...

Der Westen hat auch vor Sarajevo nicht Halt gemacht. Auch hier finden sich Top - Markenartikel wieder, die dem westlichen Standard entsprechen. An und für sich ist das ja nichts schlechtes, das ist nun mal der Trend der Zeit. Tito ist Geschichte, Kapitalismus nicht. Da muss man mitziehen. Doch eine große Portion Cevapi mit Kajmak und Luk mitten in der "Carsija" wird selbst der McDonald's - Westen nicht stoppen können.

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Näheres zum Programm:

  • 21. April: ab 11 Uhr - Palais Palffy - Ausstellungen "Sarajevo 1878 - 1918" und "Bearbeitet" (zeitgenössische Kunst). Läuft bis 4. Mai.
  • 22. bis 26. April: ab 7 Uhr - Einkaufszentrum Q19 (U4 Heiligenstadt) - Präsentation der alten Handwerke, des Tourismusangebotes und der 14. Olympischen Winterspiele - Sarajevo 1984.
  • 23. April: ab 11 Uhr - Palais Palffy - Präsentation der Haggadah der Ahdnama: eine historische Schau über den bekannten jüdischen Kodex. Läuft bis 4. Mai.
  • 4. Mai: 17 Uhr - Augarten / Bunkerei - Open - Air - Konzert des Ensembles "Lola" - Abschluss der Sarajevo - Tage in Wien.

Nützlich ist sicherlich noch die Info, dass alle Veranstaltungen kostenlos sind!

Nähere Informationen zu den einzelnen Events gibt es unter: http://www.wien.gv.at/international/sarajevotage.html

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