Warum immer mehr Frauen in den Boxring steigen

21. Mai 2021

Wenn du an den Boxring denkst, welches Bild entsteht in deinem Kopf? Sicherlich eines von verschwitzten Männern mit Boxhandschuhen. Boxen ist sowohl unter den Aktiven als auch Zuschauern eine beliebte Sportart. Vorwiegend Männer begeistern sich für Upper-Cuts oder den nächsten Kampf zwischen Antony Joshua und Tyson Fury. Doch damit ist nun Schluss.

„Derzeitig ist die Tendenz, dass die Welt im Allgemeinen viel aggressiver geworden ist. Mit Worten lassen sich nicht alle Konflikte lösen. Aus diesem Grund steigen auch immer mehr Frauen in den Boxring.“, erzählt mir mein Vater Yurii Diadia, ein ehemaliger Boxer in der damaligen UdSSR. In der Ukraine kann er denselben Trend wie in Österreich beobachten. Immer mehr Frauen wollen eine Kampfsportart erlernen, die meisten von ihnen Boxen.

                                     

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Obwohl Wien eine der sichersten Städte Europas ist, hört man immer öfter von Femiziden und Gewaltfällen. Die häusliche Gewalt ist besonders schwer zu verhindern und zu bekämpfen. „Jede dritte Frau ist von mindestens einer sehr schweren psychischen Gewalterfahrung betroffen, und rund jede 10. Frau erlebt sehr schwere körperliche Gewalt. Zwei Drittel der Frauen ist Formen der (sehr) schwerer sexuellen Belästigung ausgesetzt und jede fünfte Frau ist von sehr schwerer sexueller Gewalt betroffen“, weist der Verein „Autonome Österreichische Frauenhäuser“ hin. Die Anzahl der Femizide hat sich in Österreich sprunghaft von 17 im Jahr 2015 auf 28 im Jahr darauf erhöht und lag im Jahr 2018 bereits bei 41 Femiziden. Haben Frauen das Vertrauen in das andere Geschlecht verloren und nehmen die Sache in die eigene Hand?

Außer Haus können Frauen in gefährliche Situationen geraten. Das bestätigt mir Maria Stab: „Nach einigen Monaten der Belästigung lauerte er mir mit seinem Freund auf der Straße auf, und sie schlugen mich zusammen, nur weil ich nicht mit ihm schlafen wollte“, schreibt sie mir auf Facebook, nachdem ich meine Crowd um ihre Einschätzung zu Gewalt an Frauen gebeten habe. Nach der heftigen Situation, die Stab erlebte, betreibt sie seit mehreren Jahren Karate und Streetfighting.

Kultur, Sprache und Traditionen sind von Land zu Land unterschiedlich. Es gibt aber etwas, das die Frauen aller Nationalitäten verbindet: der Kampf gegen das Patriarchat. Einen Ausweg sehen Frauen zunehmend darin, sich selber zu verteidigen und somit auch im Boxen. Laut dem Deutschen Boxsport Verband (DBV) steigt der Frauenanteil der MitgliederInnen stetig an. In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der weiblichen DBV-MitgliederInnen mehr als verdoppelt. Aktuell liegt sie bei über 21.000. Im Vergleich zu den Männern mit über 60.000 Mitgliedern sind die Frauen damit zwar immer noch in der Unterzahl, aber die Tendenz ist steigend. Beim Fitnessboxen ist der Frauenanteil jetzt schon deutlich höher.

Tatsächlich ist Boxen nicht nur ein super Fitmacher, sondern auch ein großartiger Stresskiller. Selbstsicherheit und innere seelische Kraft werden durch das Kampftraining erzeugt. Trotz aller Vorteile stoßen die boxenden Frauen oft auf Kritik aus der Familie. „Es gibt keinen Platz für die Frau im Boxring “, solche und ähnliche Worte kann sich oft ein Mädchen von Familienmitgliedern anhören. Die Männer wollen beim Boxen ausschließlich unter sich bleiben. Zuerst sollten sie aber ihr Verhalten zu Frauen ändern. Ein Mann muss lernen, wie eine Frau gut behandelt werden sollte. Gewalt erzeugt weitere Gewalt. Das sollte nie vergessen werden.

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