Was Restaurantbesitzer, Frisöre und Versicherungsmakler gemeinsam haben....oder auch nicht....

05. März 2009

Ein Serbe Haus an Haus mit einem Bosniaken. Gegenüber ein Kroate. Wie es hinter den Fassaden aussieht weiß man nicht, doch nach außen hin müssen sie miteinander auskommen. Das ist die Realität in Bosnien – Herzegowina: Ein Serbe macht ein Restaurant auf, ein Bosniake einen Frisörladen und ein Kroate versucht sich als Versicherungsmakler. Was haben alle drei gemeinsam? Sie sind aufeinander angewiesen. Der Serbe muss mit Sicherheit irgendwann einmal zum Frisör, der Bosniake muss seinen Frisörladen versichern lassen und der Kroate wird auch ab und zu etwas essen müssen. Dass der eine zum anderen geht war unmittelbar nach dem Krieg ein undenkbares Szenario. Heute ist das in BiH Alltag und schön langsam haben es die Menschen begriffen: Es geht nur miteinander. Ansonsten droht ein großer Rückschritt in die bittere Vergangenheit.
             Im Ausland lebt die Diaspora nicht nur Haus an Haus, sondern Wohnung an Wohnung, oftmals bloß durch eine Wand getrennt. Bosniaken, Kroaten, Serben – alle finden sie sich in Wien wieder. Doch trotzdem kriegen sie es nicht hin, den Weg des Miteinanders zu gehen. Natürlich gilt das nicht für alle, aber dennoch für die Mehrheit. Vor allem die jugendliche Diaspora entdeckt im pubertierenden Alter plötzlich eine nationalistische Ader und auf einmal sind sie große Kroaten oder Serben oder die gläubigsten Bosniaken Wiens. „Alle Serben sind Četniks, alle Kroaten Ustaše und die Moslems braucht eh keiner“ – all das sind Sprüche, die man öfters von der „gegenüber“ liegenden Seite hören wird. Woran liegt das? Wie können das Jugendliche behaupten, die nicht einmal „unten“ geboren sind und nicht einmal wissen wie man Ustaša oder Četnik schreibt? Ich möchte nicht behaupten, dass ich die Lösung dieser Fragen kenne, aber: In Wien muss Frisör Adnan seinen Laden nicht bei Versicherungsmakler Ante versichern lassen, da geht er lieber zum Herrn Schneider. Restaurantbetreiber Mile geht nicht zu Frisör Adnan, sondern lässt sich lieber von Dragan die Haare schneiden. Und warum sollte Ante Adnan als Kunden an Land ziehen, wenn Ivo und seine Frau Ana mehr Geld bringen?

Kommentare

 

da muss noch viel Wasser die Donau runter fliessen bis sich das mal ändert
dazu kommt noch jugendlicher Übermut
auch hier im Biber "bildlich" miterlebt, was eigentlich sehr enttäuschend ist
siehe EM
bei den meisten legt sich das aber mit dem Alter
da sind andere Dinge wichtiger als Nationalismus
das wirtschaftliche Überleben!
und da springt man gerne auch mal über seinen Schatten ;-)

 

liebe leute, dieser blog wurde von dino als redaktioneller beitrag eingereicht und von mir frei gegeben worden.
es ist ein kleiner versuch.
der nächste ist einer von vesna über die angebliche party stimmung bei den bombardments auf belgrad unten.

es gilt: USER SOLLEN POSTEN; REDAKTEURE SCHAUEN ZU und denken sich ihren teil. Hetzerische Meldungen werden wie in jedem Forum gelöscht.

Sonst gilt weiter die regel: blogs, die konflikte in den herkunftsländern behandeln, haben auf der homepage nichts zu suchen bzw. müssen durch die chefredaktion bewilligt werden.

der chefe

 

Ich habe persönlich miterlebt wie ein "Kroate" (bosnischer Herkunft, jedoch geboren und aufgewachsen in Wien, mit österreichischer Staatsbürgerschaft, also eigentlich waschechter Österreicher) Menschen nicht grüßt oder die von ihnen gemachte Schnitzelsemmel nicht kauft, weil sie Serben sind und das alles ja eh nur Zigeuner seien... Tja dieser Mensch hat auch eine eigene Meinung zu Österreichern... ja die Schwabos haben a ganz andere Mentalität als er und seien ur grindig und genau das wird in der ganzen Familie geprädigt... wo ich mir dann ernsthaft angefangen habe Sorgen zu machen um diesen Menschen war, als er mich fragte, wie ich nur mit einer "Balinkura" (ganz arges Schimpfwort für eine Bosniakin) befreundet sein kann, weil die ja stinken würden und auch ur grindig sein... in einer anderen Art als die Schwabos hat er mir erklärt, einer viel schlimmeren...
Und von der Mutter über die Tanten bis hin zu den kleinen Kindern zog sich dieser grausame rote Faden der Meinungsbildung durch die Angehörigkeit dieses lieben Zeitgenossen... und wenn ein 4jähriges Kind schon Menschen in "Zigeuner", "Schwabos", "Balije", etc... unterteilt, da erübrigt sich die Frage, wo das Übel seine Wurzeln hat...

Love & Peace
In Memory of M

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