Wie weit geht Gastfreundschaft?

29. März 2011

Gerade bei uns am Balkan wird Gastfreundschaft groß geschrieben, von Hauspatscherln, die nur Gäste benutzen dürfen bis zu 5 Sterne-Menüs, alles ist dabei. Schließlich will man ja einen guten Eindruck machen. Aber wie weit geht Gastfreundschaft wirklich? Und wann ist die Grenze überschritten?

 

Mir wurde es in die Wiege gelegt. Meine Eltern haben/hatten 2 Lokale und gerade im Gastronomie-Bereich ist Kundenzufriedenheit mit Abstand das Wichtigste. Ich weiß also nur zu gut, was es heißt, wenn „der Kunde König ist“.
Irgendwann geht es aber zu weit mit der Gastfreundlichkeit. Oder liege ich da etwa falsch? Ich lasse mir ungern auf der Nase rumtanzen, selbst wenn Obama bei Besuch zu mir ist. Und gerade Familienmitglieder erlauben sich mehr, als in Ordnung ist. Man sagt zwar immer „Fühl dich wie zu Hause“ – aber ist das wirklich ernst zu nehmen?
 
Was, wenn sich jemand einfach selbst einlädt? Meint, ja am Samstagabend ist er da und übernachtet bei uns. Hierbei handelt es sich um ein älteres Familienmitglied, ein sehr nahes. Findet ihr das nicht unverschämt? Ich komme in eine unangenehme Situation, ich kann nicht einfach sagen „neee, du kommst nicht“. Doch, müsste ich eigentlich, aber es ist einfach komisch. Ich würde mich NIE selber einladen, ohne vorher zu fragen, ob irgendwelche Pläne anstehen. Ich meine, wir sind jung, es ist Samstagabend und unsere Wohnung ist definitiv nicht so riesig, dass man einen Gast am Sonntagmorgen ignorieren könnte, und gerade für mich als Morgenmuffel ist das katastrophal. Oder wenn ein anderes Familienmitglied nach Absprache übers Wochenende hier bei uns in Wien bleibt und kein Benehmen zeigt. Beispielsweise ein nasses Handtuch auf meiner geliebten Couch liegen lässt und relaxt TV sieht, während ich das Geschirr abwasche und Wäsche aufhänge. Ich kann es nicht ausstehen, unentwegt hinter jemandem aufzuräumen. Klar, wenn derjenige wirklich „Gast“ ist, versteht sich das von selbst, aber wenn mir jemand sehr nahe steht, halte ich es für nötig, dass man selbst auf die Idee kommt und ein wenig hilft. Ein weiterer Faktor ist das Geld. Wenn also jemand bei uns übernachtet, öfters, zeigt es dann nicht von Charakterlosigkeit, wenn er nicht einmal auf die Idee kommt, uns einzuladen? Nein, das Frühstück, Mittagessen, Snack für Zwischendurch und last but not least das Abendmahl geht auf unsere Kappe. Natürlich würde ich es ablehnen, dass der Gast bezahlt, aber rein höflichkeitshalber würde ich fragen bzw. sogar streiten, um bezahlen zu können.
 

Wenn ich bei jemandem zu Gast bin, ist es das Mindeste, dass ich hinter mir wegräume, sofern das der Gastgeber zulässt. Dass ich Kaffee koche, wenn ich früher auf bin. Dass ich Mittagessen mache (eher kaufe), falls der Besuchte arbeiten ist. Falls ich nur zum Abendessen eingeladen bin, werde ich die Gastfreundschaft NICHT als selbstständig ansehen und meine Dankbarkeit deutlich machen. Nein, ich werde niemandem die Füße küssen, ein einfaches „Danke“ reicht auch, vor allem bei langjährigen Freundschaften. Aber es ist für mich so eine Unart, wenn sich der Gastgeber ins Zeug legt und dafür nicht einmal ein kleines Dankeschön bekommt. Selbst bei meiner Schwester, bei der ich ein und ausgehe, bedanke ich mich. Gehört sich einfach.

 

Dieser Spruch „Fühl dich wie zu Hause“ … So wortwörtlich sollte man den nun auch nicht nehmen.

Kommentare

 

ich glaube...da spielt Balkan wieder eine große rolle...

ich würde nie von einem Gast Geld verlangen für das was er verspeisst!

Jedoch ist die Frage wie oft der Gast kommt und wielange er bleibt. Irgendwann würd ich auch wahrscheinlich nicht mehr wollen. Ich würd zwar kein Geld verlangen (NIE!) aber er würde sich auch nicht mehr wohl fühlen (wie ich mich kenne) :-)))

 

Ich auch nicht, nie würde ich Geld verlangen. Mir geht es nur um Höflichkeit.

 

Bezüglich Benehmen des Gastes, ich sage natürlich was Sache ist und das freundlich, indem ich ihn freundlich dazu auffordere sein Handtuch von meiner Lieblingscouch zu nehmen und zur Wäsche zu geben und dies das nächste mal gleich so Hand zu haben.
Ich sage ihm dann auch, wenn er das erste mal da ist oder seltener kommt, dies ist da und dort zu finden und was gebraucht wurde gehört da und dort entsorgt. Und falls er Wäsche zu waschen hat sage ich ihm, er darf sie beruhigt mir geben, ich wasche sie ihm. Genau so wenn er etwas spezielles zu essen wünscht, dann mache ich es ihm, vielleicht schmeckt es mir auch. Schließlich soll er sich ganz wie zu Hause fühlen. (:

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