Zur Cover-Diskussion

05. April 2013

Liebe Leute,

ich habe schon seit einer Weile nichts von mir lesen lassen doch ich muss mich unbedingt in diese Cover-Diskussion einklinken. Nicht weil ich glaube bahnbrechende Ansichten zu haben, sondern weil es mir ein persönliches Anliegen ist. Um das Kind beim Namen zu nennen, mache ich es aus Liebe zu meiner Tochter.

Mein Beitrag steht abseits der intellektuellen Fakten-Diskussion, er ist persönlich und aus dem Winkel einer direkt betroffenen Person.

Mein Kind hat einen multiethnischen Hintergrund, der in ihrer äußeren Erscheinung deutlich zu vernehmen ist. Dass uns oft Komplimente zu ihrem Aussehen gemacht werden, macht mich als Mutter, in erster Linie sehr stolz aber welche Mutter findet ihr eigenes Kind nicht perfekt? Wenn dann aber der Nachsatz kommt: „Diese Mischlinge sind wirklich die süßesten Kinder“, finde ich ihn, bei aller, guter Absicht daneben. Obwohl ich mich vorher kaum mit dieser Thematik auseinandergesetzt habe, lehnt irgendetwas in mir diese Benennung strikt ab. Es beleidigt mich und innerlich stelle ich mich vor mein Kind und brülle im Stile einer Löwin um das Wort von den Ohren meines Kindes fernzuhalten. Ich weiß, das klingt total dramatisch und utopisch, aber was soll ich sagen?

Mein Empfinden kommt weder von der Nazivergangenheit des Landes, noch vom Vergleich mit Vierbeinern. Es ist so, wenn ein Mensch als Mischling bezeichnet wird, stellt diese Behauptung zwei Varianten der Sicht in den Raum. Die erste und angenehme, man denkt an Vielfalt und Bereicherung, somit kreiert man positive Gedankenketten und alles ist gut. Es gibt aber auch die zweite Variante und die hat den fahlen Beigeschmack nicht rein, nicht ganz/komplett zu sein. In diesem Fall ist die Aussage schlichtweg abwertend. Und klar, es ist alles Auslegungssache, es gibt da draußen gute und böse Menschen aber allein, dass die Möglichkeit gegeben ist, dass sich mein Kind und andere Menschen die davon betroffen sind minderwertig und ausgeschlossen fühlen könnten, macht sie schon inakzeptabel.

Mir liegt zudem der gut überlegte Umgang mit gewissen Ausdrücken besonders am Herzen, weil ich aus einem Land stamme, in dem man selten bis niemals einen Menschen mit interkontinentalem Aussehen gesehen hat. Mein Kind wird früh genug erkennen, dass es in der breiten Masse leichter „auffällt“ und Sie wird auch bestimmt einen Weg finden damit umzugehen, allerdings wünsche ich mir, dass sie dabei unterstützt und nicht gefordert wird.

Zum Schluss noch ein Gedanke wenn wir schon so wollen. Brechen wir die gesamte Weltbevölkerung auf den letzten gemeinsamen Nenner herunter, sind wir alle Mischlinge. Wir sind eine Mischung aus Ei- und Samenzellen, aus Mann und Frau, wir sind ganze Menschen in diversen Formen und Nuancen. Alle.

 

Danke für’s Lesen.

Kommentare

 

VESNA, unabhängig vom tollen Text, ist in mir so ein Glücksgefühl aufgekommen, als ich deinen Namen als Bloggerin las. 

Ich habe deine Blogs so vermisst, warst immer eine meiner Lieblingsbloggerinnen hier. 

Bitte lass dich hier öfters blicken. 

 

 

 

Danke, liebe Ivana :-)


 

 

Auf Facebook veröffentlichen, Biberleute? :)

 

Vielen Dank Vesna. Das ist mal ein toller Beitrag. Was in der "biber-ist-so-rassistisch-Debatte" halt leider untergeht, ist die Tatsache, dass unser "Mischlings-Test" klar zeigt, dass man nicht von Aussehen auf Nationalität schließen kann.

Wenigstens die Berliner TAZ hat das verstanden, anders als etwa da "biber=rassistisch=sexistisch"-Ressort im Standard.

Klar, der Begriff ist provokativ und auch in diesem klar antirassistischen Kontext hinterfragbar. Andererseits wählen nicht wenige Menschen gerade "Mischling" als stolze Selbstbezeichnung, wie etwa eine der Autorinnen der Geschichte. Wie immer ist bei diesen Fragen Sensibilität verlangt und vor allem hat jeder oder jede das Recht, dies für sich selbst oder aber auch seine Kinder zu definieren. Deinen Beitrag verstehe ich. Danke.

Wir werden im kommenden Heft eine Bilanz der Debatte ziehen und auch deinen Blog einfließen lassen.

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