Warum bin ich anders?

 

 

Alevite, Sunnite, Türke, Kurde????

Ich habe diese Begriffe zum ersten Mal gehört als ich bereit im Volkschulalter war. Ich komme aus einem typisch anatolischen Dorf, wo es eine Moschee gibt aber niemand hingeht. Ich habe immer meine Mutter gefragt warum wir anders sind als die anderen Menschen, die in unseren Nachbardörfern leben.

Als ich 8 Jahre alt war, zogen wir vom Dorf in die Stadt mit meiner Familie. Es war für mich sehr komisch am Anfang, weil unsere Nachbarn uns gefragt haben, woher wir kommen, warum meine Mutter kein Kopftuch trägt oder ob sie 5-mal am Tag betet …. Ich verstand es nicht warum sie solche Fragen gestellt haben. Nach den 3 Monate Sommerferien begann endlich unsere Schule. Ich war sehr gespannt weil ich in einer neue Schule war und neue Freunde haben werde. Ich habe diese Fragen auch in der Schule gehört. Warum war es so wichtig für meine Klassenkameraden??

Mein Onkel hat mich ermahnt, wenn mir jemand solche Fragen stellt, sollte ich einfach sagen, dass wir Moslems sind und auch in die Moschee gehen wie die anderen. Es war für mich wirklich sehr komisch, weil ich niemanden gesehen habe von meiner Familie, der/die in die Moschee geht J

Nach eine Weile ginge ich mit Freunden in die Moschee gemeinsam beten. Ich kann mich sehr gut erinnern, es war an einem Freitag und mein Großvater war bei uns weil er grad in der Türkei auf Urlaub war. Es war ganz genau 12 Uhr bzw. 1 Stunde vor dem Freitagsgebet. Unsere Nachbarin kam zufälligerweise uns zu besuchen. Als sie mein Großvater sah, fragte sie meine Mutter mindestens 3- oder 4-mal ob er beten gehen wird. Obwohl ich damals 11-12 Jahre alt war, war ich innerlich sehr reif. Ich ginge schnell zu meinem Großvater und sagte, dass er mit mir rausgehen soll. Als wir rausgingen, sagte ich sehr laut zu meiner Mutter dass wir beten gehen damit die Nachbarin es hört. Ich bin mir 1000-mal sicher wenn es heute wäre, würde ich das nicht machen. Ich weiß es auch dass es viele Menschen gibt, die wegen ihre Umgebung dasselbe machen. Natürlich ist es sehr traurig, wenn man seine Religion innerlich lebt aber äußerlich anders ist.

Als ich 14 Jahre alt war, kam ich nach Wien meiner Familie. Neues Leben, neue Freunde, neue Möglichkeiten… Ich habe wieder diese Fragen gehört, die ich in der Türkei gehört habe. Aber dieses Mal war es anders. Türke oder Kurde? Moslem?...Meistens habe ich von Freunden gehört dass wir Aleviten Alkoholiker sind oder nicht an Gott glauben. Irgendwann habe ich mich selbst gefragt, warum ich mein Glauben verheimlichen soll, während meine türkischen Freunde stolz auf ihr Glauben sind. Ich ginge ein paar Mal in die Moschee mit ihnen aber ich war immer derjenige der Ihr Glauben respektiert hat. Natürlich habe ich viele Freunde, die sehr respektvoll sind und niemals im Leben mich angesprochen haben über meiner Nationalität oder Religion.

Ich habe mit 15 meine Entscheidung getroffen und habe ich mir gesagt, egal was die anderen sagen, sollte ich mein Glauben so wie ich mich frei und wohl fühle.

 

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