Aller Anfang bei Biber

21. Januar 2020

Die Diversity-Erfolgsgeschichte geht weiter: Die biber-Akademie bildet seit rund zehn Jahren JournalistInnen mit Migrationshintergrund aus und vermittelt sie an große, österreichische Medien. Vier Absolventinnen denken an ihre ersten Gehversuche zurück und zeigen uns ihren neuen Arbeitsplatz.

von Aleksandra Tulej 

Die Medienlandschaft in Österreich ist noch lange nicht so divers, wie sie sein sollte. Der Biber-Verlag bietet hierfür seit 2011 eine Lösung: Die biber-Akademie. Mittlerweile haben über 150 Talente die Journalismus-Kaderschmiede besucht. Es sind meist Absolventinnen und Absolventen mit internationalem Background, diie oft aus Gastarbeiterfamilien stammen, in denen ein Uni-Abschluss keine Selbstverständlichkeit ist. Die Akademie ist ein Sprungbrett in die Medien- und Kommunikationsbranche Österreichs. Mittlerweile arbeiten sie für Medien und Unternehmen wie die Heute, Kronen Zeitung, ORF, Kurier, SIEMENS oder auch im Außenministerium.

AMRA DUCIC, 31, Provisorische Leiterin der Abteilung „Digitale Kommunikation“ im Bundeskanzleramt

Akademie: Februar/März 2012

Amra Ducic ist nicht nur Absolventin der biber-Akademie sondern auch die erste Akademikerin ihrer Familie: „Meine Mama stammt aus einem kleinen Ort in Bosnien, da war es eher üblich, dass man schnell zu arbeiten beginnt“ erzählt sie. Ihr Vater ist als Sohn bosnischer Gastarbeiter in Oberösterreich aufgewachsen. Sie selbst wurde in Sarajevo geboren und verbrachte ihre ersten zwei Lebensjahre bei ihrer Großmutter in Bosnien, während ihre Eltern in Oberösterreich gearbeitet haben. „Studieren war in meiner Familie eher nicht üblich.“ Umso stolzer sind ihre Eltern heute auf sie: Die 31-Jährige, die im Dezember ihren Magistertitel erhalten hat, arbeitet heute im Bundeskanzleramt - als provisorische Leiterin der Abteilung „Digitale Kommunikation“. Zu Ducics Arbeit gehört das Planen und Befüllen der Social Media Kanäle des BKA, so wie die Koordination dieser. „Das ist ein Job, in dem jeder Tag anders ausschaut. Es ist wirklich alles andere als monoton“, erzählt sie über ihren Alltag. Das vielseitige Aufgabengebiet, das Social Media mit sich bringt, hat Ducic schon in ihrem vorigen Job als Pressereferentin des Außenministeriums zu schätzen gelernt. Davor hat sie ein Praktikum im damaligen Integrationsstaatssekretariat absolviert, als Sebastian Kurz noch das Sagen hatte. Zu dieser Chance ist Ducic durch die biber Akademie gekommen, die sie vor sieben Jahren absolviert hat. Damals überlegte die Publizlistik-Studentin, ob der Journalismus überhaupt etwas für sie ist. „Im Studium wurde uns gesagt, dass Journalismus ein Bereich ist, der bereits relativ gesättigt ist.“ Medienarbeit an sich hat Ducic aber immer schon interessiert. „Deshalb dachte ich, ich schaue mir mal an, was man da noch alles machen kann.“ Und es hat sich gelohnt: Die „Learnings“ der Akademie kann sie auch heute noch gut in ihrem Arbeitsalltag umsetzen. „Mein damaliger Akademieleiter hat mir beigebracht, wie man ein Thema spannend aufbereitet, und ob es überhaupt spannend ist und ob es die Leute interessiert. Das hat mir diesen Realitätsblick gegeben, der mich in jedem Bereich meiner Arbeit heute noch begleitet.“

Foto:Christoph Liebentritt
Foto:Christoph Liebentritt

ALEXANDRA STANIĆ, 28, Chefreporterin VICE DACH

Akademie : Oktober/November 2012

„Die österreichische Medienlandschaft ist noch immer nicht so divers, wie sie sein sollte. Wir alle wissen, dass Bildung in Österreich vererbt wird. Die biber-Akademie gibt Leuten eine Chance, die keine Akademiker-Eltern haben.“, so Alexandra Stanić, die 2012 die biber-Akademie absolvierte – vier Jahre später saß sie schon auf der anderen Seite und wurde Akademie-Leiterin. Es folgte ein Praktikum bei der bosnischen Zeitung „Oslobodjenje“ und andere Jobs in der Medienbranche. Heute ist die Tochter bosnischer Gastarbeiter Chefreporterin bei VICE für die DACH-Region. „Meine Eltern wollten eigentlich, dass ich mir einen „sicheren“ Job suche, oder zumindest seichtere Themen in meiner Arbeit behandele. Aber jetzt sind sie sehr stolz auf mich.“ Stanic thematisiert vor allem Bereiche wie Feminismus, Gewalt gegenüber Frauen und Gleichberechtigung. Dafür setzt sie Instagram bewusst für ihre Arbeit ein. Als Stanic vor zehn Jahren ihre journalistische Arbeit begann, war die Plattform grade erst im Kommen. Heute ist es aus der Medienarbeit nicht mehr wegzudenken. „Ich würde jedem/r JungjournalistIn raten, auf Social Media präsent zu sein. Dass man viele FollowerInnen hat, bedeutet aber nicht gleich, dass man eine gute Journalistin ist. Man muss es nur richtig einzusetzen wissen.“ Stanic weiß es: Immerhin interessieren sich über 40.000 FollowerInnen für ihren Content. „Die Akademie ist klein klassisches Kaffe & Post-hol-Praktikum.“ Man bekomme selbst die Chance, Stories zu machen, es gibt flache Hierarchien und das sei auf jeden Fall etwas besonderes. „Für People of Colour und MigrantInnen, die in der Medienbranche Fuß fassen wollen, ist die Akademie ein super Sprungbrett. So war es auch für mich.“

 

Foto: Monika Frauenhofer
Foto: Monika Frauenhofer

 

AMRA DURIC, 29, Stv. Kulturressortleiterin und Chronik-Redakteurin „Heute“ Akademie: März/April 2014

„Durch die Akademie kann man schnell feststellen, ob man wirklich in dem Bereich arbeiten möchte.“, erzählt Amra Duric. Sie war sich schnell sicher: Sie will. Noch während ihrer Akademie-Zeit hat sich die gebürtige Bosnierin bei der „Heute“ beworben – sie wurde eingestellt und ist noch heute dort. Duric hat im Kultur/Szene-Bereich angefangen, und später dann das Red Carpet Ressort übernommen. Im Sommer 2017 ist sie ins Chronik-Ressort gewechselt. „Seit zwei Monaten mache ich aber auch wieder intensiver Szene und Kulturgeschichten.“, so die 29-Jährige. Momentan ist Duric neben ihrer Tätigkeit als Chronik-Redakteurin auch stellvertretende Kulturressort-Leiterin der „Heute“. Zu ihrem Aufgabenbereich gehört unter anderem die Recherche von Geschichten im Chronik und Kultur-Bereich: „Dazu zählen Berichte über Schicksalsschläge, Mordfälle, skurrile Trends, aber auch ein Lokalaugenschein in der Ibiza-Villa, sowie Interviews mit heimischen und internationalen Künstlern, Schauspielern und Musikern. Ich habe auch eine Streaming-Kolumne, in der ich Serien und Filme empfehle.“. Durics bosnische Familie findet ihren Job sehr spannend. „Bereits als kleines Kind war ich sehr neugierig, wollte alles wissen und habe zu viel geredet.“ lacht sie. Künftig möchte Duric mehr im Online-Bereich tätig sein. Sie ist gerade dabei eigene Formate zu entwickeln und möchte sich auch mehr mit Video-Reportagen auseinandersetzen. Ihre Akademie-Zeit hat Duric gut in Erinnerung: „Ich kenne heute einige Journalisten, die in der Akademie begonnen haben – vor allem für Menschen mit Migrationshintergrund ist das eine Chance, sich im Medienbereich zu beweisen

Foto: Sabine Hertel
Foto: Sabine Hertel

JOHANNA BÜRGER, 28, Pressesprecherin SIEMENS AG AUSTRIA

Akademie: Mai/Juni 2017

„Ich sitze jetzt so gesehen auf der anderen Seite“, erklärt Johanna Bürger, die im Sommer 2017 die biber-Akademie absolviert hat. Bürger ist seit Herbst 2017 Pressesprecherin bei SIEMENS Austria. Die Sparte, für die sie hauptverantwortlich ist, heißt „Smart Infrastructure.“ „Ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem Job so viel über Gebäudetechnik, Energiemanagement und Securitylösungen reden werde“, lacht die gebürtige Deutsche. Zu ihrem Job gehört die klassische Pressearbeit wie das Schreiben von Presseaussendungen und Presseanfragen sowie die Organisation von Pressereisen. Letztes Jahr wurde bei einer SIEMENS-Pressereise beispielsweise die Aspern Seestadt als eine „Smarte Stadt der Zukunft“ vorgestellt. Für ihren jetzigen Job konnte die gebürtige Deutsche aus der biber-Akademie einige entscheidende Skills mitnehmen. „Ich habe vor allem gelernt, auf Leute zuzugehen.“ Man wird in der Akademie ins kalte Wasser geschubst und lernt dadurch schnell, selbstständig zu handeln. Durch den Redaktionsalltag hat sie auch mitgenommen, wie wichtig Zeitmanagement ist und wie man Strategien findet, um Dinge durchzuziehen. „Ein Gefühl dafür zu entwickeln, was eine gute Story ist und wie man richtig gut Texte schreibt, ist auch super wichtig in meinem jetzigen Job“, lässt die junge Frau ihre Akademie-Learnings Revue passieren. „Es ist schon cool, wenn man in der österreichischen Medienbranche immer wieder Leute trifft, und dann heißt es ‚Ah, du hast auch die Akademie gemacht?` Das verbindet irgendwie“, so die 28-Jährige.

Foto: Soza Jan
Foto: Soza Jan

 

WAS IST DIE BIBER AKADEMIE?
Die biber-Akademie bildet seit 2011 JungjournalistInnen mit internationalen Backgrounds aus. Die rund 150 AbsolventInnen arbeiten mittlerweile für Medien und Unternehmen wie Heute, Kronen Zeitung, ORF, Kurier, SIEMENS oder auch das Außenministerium. Zwei Monate lang werden je drei StipendiatInnen ausgebildet. Sie veröffentlichen ihre Interviews, Berichte und Reportagen online und im Magazin. Einen weiteren Monat absolvieren die biber-AkademikerInnen bei einem anderen Medium oder einer Pressestelle ihrer Wahl. Das Ziel der „mit scharf“-Akademie ist es, die kommende JournalistInnen-Generation des neuen Österreichs zu rekrutieren und auszubilden. Das Stipendium ist mit 600 Euro monatlich dotiert. 
 
Hauptsponsoren der biber-Akademie sind das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) sowie die OMV. Zudem unterstützen die Wirtschaftskammer Wien und die Wiener Städtische Versicherung die Talenteschmiede.

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