FIFA-Battle in Wien

28. März 2013

 

Ronaldo gegen Messi – mitten in Wien! Im April begegnen einander die besten FIFA-Zocker des Landes und kämpfen um die Vorherrschaft auf dem virtuellen Rasen. Wir haben vier davon im echten Leben getroffen.

 

 

Der Mathematiker

Name: Yasin Asrak, 18, Schüler

Durchschnittliche Spielzeit: zwei bis drei Stunden während der Schulzeit. Sein Rekord liegt bei 17

Stunden am Tag

Lieblingsspiele: Call of Duty, World of Warcraft

Konsole: PC

 

 

Level 1

Wenn deutscher Rap aus Yasins Zimmer ertönt und noch dazu literweise türkischer „cay“ fließt, weiß seine Familie, dass der Sohn in die Schlacht gegen den Feind zieht. Heldenhaft setzt er seine

Kopfhörer auf, schlürft ein wenig Tee und startet „Call of Duty“, einen der erfolgreichesten Ego-Shooter. Seine Eltern verstehen seinen Zeitvertreib nicht, tolerieren ihn, weil der schulische Erfolg nicht darunter leidet. Nicht zuletzt aufgrund der von Yasin selbst aufgestellten Formel, die ihn zum Strebern verdammt. Sie lautet: zu viel zocken = schlechter Schulerfolg = schlechte Zukunft = schlecht bezahlter Job = weniger zocken!

 

Level 2

Yasin ist überzeugt, Videospiele hätten ihn positiv verändert. Durch das ständige Zocken habe sich seine Reaktionsfähigkeit stark verbessert. Er hat durch das Online-Spielen auch viele neue Freunde kennengelernt, mit denen er sich regelmäßig über Neuigkeiten auf dem Spielmarkt austauscht. Mädchen hat er aber noch nie online

angebaggert, kindisch findet er das. Wenn man Frauen anmacht, dann wie ein echter Mann, empfiehlt Yasin.

 

Level 3

Erst vor drei Jahren hat Yasin seine Leidenschaft für Ego-Shooter entdeckt. Er besorgte sich „Call of Duty: Modern Warfare 2“ und ballerte auf Terroristen in einem Irak-ähnlichen Land. Seitdem ist er dem Spiel loyal geblieben und zockt in seiner Freizeit online im Multiplayer-Modus. Wenn ihm Rumgeballer, Explosionen und „Headshots“ zu viel werden, zieht er sich in die unendliche Welt der MMOR PG’s zurück. MMOR PG’s sind „Massively Multiplayer Online Role-Playing Games“, auf gut Deutsch Spiele, bei denen Tausende Spieler gleichzeitig eine virtuelle, zu jeder Zeit zugängliche, riesige Welt bewohnen können. Da sage mal einer, Zocker würden ihr Kammerl nicht verlassen.

 

 

 

Die Emanze

Name: Fatma Kücükg.l, 21, Germanistik-Studentin

Durchschnittliche Spielzeit: bis zu vier Stunden, wenn nichts zu tun ist

Lieblingsspiele: Legend of Zelda, GTA

Konsole: Nintendo 64, X-Box 360

 

Level 1

Fatmas erste Liebe war nicht Johnny Depp oder Nick von den Backstreet Boys. Ihre erste Liebe hatte auch kein Gespür für Mode oder Style. Er trug grüne Kleidung, hatte ein magisches Schwert bei sich und versuchte ständig, Prinzessin Zelda aus der Geiselhaft zu befreien. Fatmas Schwarm hieß Link und war die Hauptfigur aus „The Legend of Zelda“, ein episches Fantasy Rollenspiel für Nintendo. Sie hat alle Teile der Spielreihe durchgespielt – und tut es aus Nostalgiegründen noch immer. Für ihr Nintendo 64 holte sie sich noch „Super Smash Bros“, „Super Mario 64“„Mario Kart“, alles Titel, in denen der wohl bekannteste Spielercharakter, Mario, eine tragende Rolle spielt.

 

Level 2

Fatmas Spiel-Motto lautet: Wer nicht zockt, der verpasst etwas! So stahl sie in ihrer Jugend Autos, verprügelte unschuldige Passanten, erschoss Polizisten, raubte Banken aus und lieferte sich wilde Verfolgungsjagden mit dem FBI, alles natürlich im Spiel. Sie ist bis heute ein großer Fan der GTA-Reihe geblieben. Nix da mit Make-up, Jungs und anderem typischen Mädchenkram. Als sie von dem Nintendo 64 zum PC wechselte, kam sie auf den Geschmack von Ego-Shootern und zockte stundenlang „Counter-Strike“. Ja, sie hat auch während des Unterrichts reihenweise gegnerische Soldaten abgeknallt, aber psst! Ihrer wahren Liebe Link aus „Zelda“ blieb sie immer treu. Um die neuen „Legend of Zelda“-Teile wie „The Wind Waker“ und „Twillight Princess“ genießen zu können, kaufte sie sich extra einen Nintendo GameCube und verbringt seitdem jede freie Sekunde mit ihrem Helden mit grüner Zipfelmütze, Engelshaar und Biggoron-Schwert.

 

Level 3

Fatma ist eine Gamerin durch und durch, nur eine Sache stört sie besonders: die Darstellung von Frauen in Videospielen. Sie beklagt die viel zu knappen Outfits bei Lara Croft in „Tomb Raider“ oder die Hilflosigkeit der weiblichen Figuren wie bei „Legend of Zelda“. Das hat sie trotzdem nicht davon abgehalten, weiter zu zocken und auch ihren Cousin Fatih bei der Organisation des bundesweiten FIFA-Turniers zu unterstützen. Da laufen ja auch knapp bekleidete Männer mit knackigen Waden über den Bildschirm. Das nennt man virtuelle Gleichberechtigung.

 

 

 

Der Präsident

Name: Fatih Öztürk, 26, Grafiker und Mediendesigner

Durchschnittliche Spielzeit: Drei Stunden täglich

Lieblingsspiele: Tekken, FIFA, Super Mario

Konsole: Xbox 360

 

Level 1

Fatihs Gaming-Lebenslauf fing mit der Einstiegsdroge Nintendo an. Spiele

wie „Super Mario“, „Duck Hunt“ und „The Legend of Zelda“ bestimmten seinen

Alltag. Jeden Sommer, als Fatih mit der Familie in die Türkei flog, suchte

er sich die nächstgelegene Spielhalle und zockte dort „Counter-Strike“, das legendäre Ego-Shooter Spiel. Rückblickend kann er stolz behaupten: „Ich hatte mehr Spielkonsolen als Handys!“

 

Level 2

Fatih interessierte sich schon immer für alles, was Spiele betraf: Er kaufte sie, spielte sie schnelldurch und lernte alles über sie. Er lernte nicht nur alle Cheat Codes, sondern auch Fakten und Zahlen zu den Spielen. Verkaufszahlen, welcher Game Engine verwendet wurde, dies alles konnte Fatih im Schlaf beantworten. Selbst Studium und seine Hochzeit konnten Fatih nicht von seiner Passion für Videospiele trennen. Der Fernseher in seiner Wohnung ist nur dafür da, um seine Konsole anzuschließen und sich die Finger wund zu zocken. Er nimmt aber Rücksicht auf seine bessere Hälfte und spielt dann, wenn sie gerade Sport macht, oder nicht zu Hause ist.

 

Level 3

Fatih ist ein liberaler Gamer, was so viel heißt, dass er nicht nach Genre diskriminiert und alles zockt, was ihm in die Hände kommt. FIFA, „Call of Duty“, „Need for Speed“, um nur einige zu nennen. Vom Online-Zocken hat er sich erfolgreich ferngehalten – aus gutem Grund. Er hat Angst, durch Spiele wie „World of Warcraft“ oder „League of Legends“ der Sucht zu verfallen. Fatih träumt davon, eine klassische Tekken 3-Arcade Maschine in seinem Wohnzimmer stehen zu haben. Auf dem virtuellen Rasen kickt Fatih regelmäßig, meistens FIFA. So wie beim echten Fußball, kommt es auch da zu heftigen Fouls, roten Karten und Schreiduellen. Seine Liebe für E-Fußball brachte ihn dazu, ein bundesweites FIFA- Turnier in Wien zu veranstalten. „Wir wollen die Leute animieren, in Gruppen gegeneinander zu spielen und damit die abgedunkelten Räume zu verlassen, in denen sich viele stundenlang aufhalten“, so Fatih. Er fordert jeden Finger-Ronaldo und Couch-Messi dazu auf, sein Können am 20. April zu beweisen. Anmeldungen über www.comboclash.com

 

 

 


Der Wilde

Name: Senad Pintol, 28,  Publizistik- und Philosophiestudent

Durchschnittliche Spielzeit: Unter der Woche bis zu einer Stunde, am Wochenende ohne Limit.

Lieblingsspiele: GTA, Pro Evolution Soccer, Super Mario

Konsole: Xbox 36


Level 1

Videospiele haben Senad bereits im zarten Alter von sieben Jahren in ihren Bann gezogen. So wie jeder Game-Pionier fing auch er mit der NES (Nintendo Entertainment System) an. „Super Mario“ oder das legendäre Stapel-Spiel „Tetris“ weckten in ihm das Zocker-Gen. Senad hat seine NES und die beiden erwähnten Spiele immer noch zu Hause lagern – guter Mann! Wenige Jahre später legte er sich eine Sega-Megadrive zu und zockte wie verrückt „Sonic – The Hedgehog“ und „Mortal Kombat“ Auf der Sega machte Senad mit „FIFA 95“ seine erste Erfahrung mit E-Sport, wo er mit Pixel-Männchen Fußball spielte.

 

Level 2

In seiner späten Pubertät besorgte sich Senad eine Playstation und wollte was Neues ausprobieren. Mit „Tony Hawks Pro Skateboarding“ versuchte er sich als virtueller Skateboarder in dem Reich des E-Xtreme-Sports und mit „Grand Theft Auto“ (GTA) tauchte er in das Leben eines Kleingauners ein, der zielstrebig nach dem Motto „get rich or die trying“ versucht, Geld und Macht an sich zu reißen. Er war sofort verliebt und ist der erfolgreichen GTA-Reihe bis heute treu geblieben. Nebenbei zockt er nach wie vor den Fußballklassiker FIFA. Seine Loyalität zu GTA und FIFA setzte er auf der Playstation 2 fort bis er 2008 einen Seitensprung wagte und sich mit der X-Box 360 vergnügte.

 

Level3

Senads Spielverhalten hat sich stetig verändert, sowohl die Spielauswahl als auch die Art, wie Senad das Spiel genießt. Anfangs spielte er alleine! Mittlerweile zockt Senad mit oder gegen seine Freunde und Verwandte. Dabei wird es manchmal auch lauter als es den Nachbarn lieb war. Sie haben schon mal die Polizei gerufen wegen zu lauter Jubelgeschreie als Reaktion auf ein geschossenes Tor. Sollte je ein Tribunal für Spielverbrecher gegründet werden, würde Senad ganz vorne auf der Anklagebank sitzen. Er gibt zu, schon mehrere Spielkontroller auf dem Gewissen zu haben, die er beim Ausraster während dem Zocken gegen die Wand oder am Boden geschmissen hat. Er hat vor sich zu ändern!

 

 

Interview mit einem Experten:

 

In seinem Buch „Junkies wie wir“ stellt der Psychiater Kurosch Yazdi eine düstere

Hypothese auf: Wir sind alle süchtig! Shoppen, Internet, Spiele – die Großkonzerne

wecken unsere Süchte und machen uns zu manipulierbaren Konsumenten. Der gebürtige

Iraner über die gefährlichsten Online-Spiele, Facebook-Nutzer mit Entzugserscheinungen

und den Tipp, Freundschaften auch im echten Leben zu führen.

 

 

biber: Sind Videospiele gefährlich?

Yazdi: Wir sehen in unserer Ambulanz viele junge Menschen, die stark süchtig nach Online-Rollenspielen wie z.B. World of Warcraft sind. Natürlich gibt es Spieler, die nicht übertreiben und das Spielen genießen, ohne süchtig zu werden. Aber speziell jene, die dem Alltagsfrust entfliehen wollen und deshalb extrem viele Stunden spielen, können eine Suchterkrankung entwickeln.

Warum gerade Online-Rollenspiele?

Das hat mehrere Gründe: 1. Wenn man erfolgreich sein will im Spiel, muss man sehr viele Stunden spielen. 2. Man ist in einer Scheinwelt, die für manche Menschen spannender ist, als das echte Leben. 3. Wenn man Erfolg im Spiel hat, wird man von anderen Spielern sehr respektiert, wodurch man motiviert wird, noch mehr zu spielen. 4. Für manche Menschen ist es leichter, über das Spielen andere kennenzulernen als im echten Leben.

Konsolenspiele sind also harmlos?

Bei Konsolen kann es vorkommen, dass jemand eine Zeit lang exzessiv spielt, aber Sucht kommt da selten vor. Online-Spiele haben ein weit höheres Suchtpotential, weil man mit, oder gegen größere Gruppen spielen kann und so eine Gemeinschaft vorgetäuscht wird.

Wie kommt man dazu, Onlinesüchtige zu behandeln?

Als ich vor ca. 3 Jahren in Linz die Ambulanz für Spielsucht gründete, gab es in ganz OÖ keine medizinische Einrichtung für die Behandlung von Verhaltenssüchten. Wir fingen zuerst nur mit der Behandlung von Glücksspielsüchtigen an. Mittlerweilebehandeln wir auch Onlinesüchtige und Kaufsüchtige.

Welche Gefahren birgt Facebook?

Facebook-Süchtige leiden an Kontrollverlust, Gewöhnung und Entzugserscheinungen. Ich habe viele Social Network-Süchtige gesehen, die zwar 400 „Friends“ online hatten, aber keinen einzigen echten Freund, weil sie ihre gesamte Zeit online verbrachten und sonst nichts mehr unternahmen. Ich warne davor, dass man Facebook-Friends mit echten Freunden aus Fleisch und Blut verwechselt.

Haben Sie Tipps für unsere Hardcore-Gamer?

Der Erfolg im Spiel sollte nicht wichtiger werden, als der Erfolg im echten Leben. Mit Erfolg meine ich nicht nur Schule oder Beruf. Es ist auch wichtig, im echten Leben Freunde und Partner/Partnerin zu haben, vielfältigen Hobbys nachzugehen und gesund zu sein.

 

Von Muhamed Beganović und Florian Raidt (Fotos)

Bereich: 

Das könnte dich auch interessieren

.
Herbst heißt für viele Studienbeginn...
.
Du interessierst dich für Gesundheit...
.
Klassiker der georgischen Küche wie...

Anmelden & Mitreden

3 + 0 =
Bitte löse die Rechnung