Frauen auf der Flucht

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Anne Franks Tagebuch hat Generationen junger Menschen bewegt, nun wurde ihre tragische Geschichte neu verfilmt. Es ist die Erzählung über ein junges Mädchen mit großen Träumen, die leider nie in Erfüllung gegangen sind. Bloggerin Madeleine Alizadeh von DariaDaria.com hat sich im Rahmen des Filmstarts viele Gedanken darüber gemacht, welche Hoffnungen und Träume Frauen im Krieg zurücklassen und welche Zukunftswünsche sie mitnehmen. Hierzu hat sie sich mit vier Frauen mit Fluchterfahrung getroffen, um über neue Identität, harte Realität und nie verlorene Hoffnung zu sprechen.

Flucht aus Tschetschenien

Eine dieser Frauen ist Iman aus Tschetschenien. Vor knapp sieben Jahren ist die Jugendliche nach Wien gekommen. Sie musste nach dem Tod ihrer Eltern das Heimatdorf zurücklassen und mit ihrer älteren Schwester nach Österreich fliehen. Hier lebt sie nun in einem Flüchtlingshaus der Diakonie in Sicherheit. Doch wie geht ein junger Mensch damit um, wenn die Kindheit von einem Tag auf den anderen vorbei ist? „Ich bin auf jeden Fall schneller erwachsen geworden“, sagt Iman im Gespräch mit Madeleine. So wie Anne Frank damals, müssen auch heute noch junge Menschen ihre Verspieltheit und Sorglosigkeit aufgeben, um sich im Ernst einer unfassbaren Situation zurechtzufinden.

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© Samuel Colombo | Optical Engineers

Ein schöneres Leben in Österreich

Auch Parisa hat sich seitdem sie in Österreich ist verändert, doch sie sieht das eher positiv. „Es war kein schönes Leben in Afghanistan. Seit ich 2012 hierher gekommen bin, fühle ich mich zum ersten mal richtig frei. Ich traue mich viel mehr, ziehe mich anders an und wachse über mich hinaus.“ Parisa hat es geschafft, ihre alte und neue Kultur gemeinsam in sich leben zu lassen.

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© Samuel Colombo | Optical Engineers

Köchin Parvin Razavi hingegen hat sehr früh gespürt, dass andere sie als Ausländerin wahrnehmen und hatte lange Zeit Schwierigkeiten mit dieser Rolle. Ihre Familie floh aus dem Iran, als sie noch ein Kind war und erst seitdem sie selbst Mutter ist, spricht sie in der Öffentlichkeit ihre Muttersprache Farsi.

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© Samuel Colombo | Optical Engineers


Ähnliches erzählt Amra aus Bosnien, die auch gebraucht hat, um nach ihrer Flucht Anschluss in Österreich zu finden. „Anfangs habe ich mich für meinen Namen geschämt und wollte mich umbenennen lassen, etwa in Anna Müller“, sagt Amra. Ihren Hintergrund mit zwei Heimaten sieht sie inzwischen aber als kulturellen Gewinn.

 

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© Samuel Colombo | Optical Engineers

Eine Flucht ist traumatisch und auch das Einleben in ein neues Land und eine neue Kultur bringen bei weitem nicht nur positive Eindrücke mit sich. „Vor allem Frauen müssen wissen, was ihre Rechte sind, damit sie sich Hilfe holen können“, sagt Amra. 

Vorbild Anne Frank

Anne Frank musste sich schrecklichen Dingen in ihrem jungen Leben stellen, doch sie hat nie die Hoffnung aufgegeben, egal wie ausweglos ihre Lage schien. Iman sieht Anne als Vorbild und lässt sich nicht entmutigen. Im Gegenteil, sie hat große Pläne: „Ich möchte Anwältin werden, weil ich gerne allen Menschen helfen möchte.“ Parisa möchte Medizinerin werden, Parvin ist eine bekannte Bloggerin und Kochbuchautorin und Amra ist eine erfolgreiche Journalistin. Im Gegensatz zu Anne, hatten diese vier tollen Frauen die Chance dazu, ihr neues Leben so zu leben, wie sie es möchten.

Der Film Das Tagebuch der Anne Frank ist seit dem 3. März österreichweit in den Kinos.

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