Islamophobie ist real

27. November 2015

In den letzten Tagen habe ich Erlebnisse von muslimischen Frauen nach den Anschlägen von Paris gesammelt, die sie auf FB geteilt haben. Wie nach 9/11, nach besonders grausamen IS-Videos oder nach Charlie Hebdo sind die MuslimInnen im Westen nach den direkten Opfern diejenigen, die die Taten von Terroristen ausbaden müssen. Die Screenshots unten sind nur Erlebnisse von Frauen, die ihre Erlebnisse überhaupt auf Facebook dokumentiert haben und die ich auch gesehen habe. Es ist nur ein kleiner, winziger Auszug von dem, was sichtbare, muslimische Frauen in Österreich in den letzten Tagen erlebt haben. Und dann gibt es tatsächlich noch Leute, die fragen, ob es Islamophobie als eigene Form von Rassismus überhaupt gibt.


Von Dudu Kücükgöl

Direkt nach den schrecklichen Anschlägen von Paris haben mehrere Frauen in meinem Bekanntenkreis „Vorsichtsmaßnahmen“ getroffen: am Tag direkt danach wollten viele gar nicht rausgehen, andere haben beim Rausgehen die Jacken mit Kapuzen bevorzugt und sich vorgenommen nach Einbruch der Dunkelheit nicht alleine unterwegs zu sein. Sie alle sind sichtbare, muslimische Frauen, die im Laufe der Zeit gelernt haben, wann sie vermehrt mit Übergriffen zu rechnen haben. Ich nenne dieses Phänomen „doppelte Terrorangst“: Einerseits hat frau die Sorge völlig unschuldig einem Terroristen zum Opfer zu fallen, so in Paris oder Beirut.

Andererseits werden sichtbare, muslimische Frauen auch noch von „besorgten BürgerInnen“ terrorisiert: Beleidigungen und sogar körperliche Übergriffe. Wie präsent diese Themen für muslimische Frauen sind, weiß man nur, wenn man in der muslimischen Community unterwegs ist: Zufällig habe ich Einkaufen eine junge Frau getroffen, die gerade eine Haube für sich gekauft hat. Viele ihrer Freundinnen würden aus Angst überlegen ihre Kopftücher abzulegen. Sie wollte zumindest in der kalten Jahreszeit nicht als Muslimin erkennbar sein. „Aber was sollen wir im Sommer machen?“, hallt mir ihre Frage immer noch nach. Ihre christliche Omi, zu der sie eine sehr innige Beziehung pflegt, hätte ihr nun angeboten, sie zuhause zu besuchen, damit sie nicht rausgehen muss.

„Diese Leute machen nicht mal vor unseren Kindern halt,“ sagt sie und bestätigt die vielen traumatischen Erfahrungen von Frauen, deren Kindern rassistische Übergriffe miterleben mussten. Dieser jungen, intelligenten und eloquenten Frau mit guter Ausbildung sollten eigentlich alle Türen offen stehen. Stattdessen steht sie mitten in Wien vor mir und erzählt mir von der Angst, auf die Straße zu gehen. Immer wieder höre ich, wie "Integrationsexperten" Islamophobie verniedlichen und von der "Opferrolle" der Muslime sprechen. Sie seien nicht fähig zur Selbstkritik und zur Reflexion. Diese „Experten“, die von ihrer privilegierten Position heruntersprechen haben keine Ahnung davon, was muslimische Frauen tagtäglich erleben.

Vielleicht sollten sie mal andere daran erinnern aus der „Täterrolle“ auszuschlüpfen?! Meine Schwestern: Lasst euch weder von Terroristen, noch von Islamophoben oder Experten verunsichern und entmutigen! Wir müssen weiterhin an ein friedliches Zusammenleben und uns selber glauben. Allah beschütze euch und stärke euch! Wenn jemand nun all diese Erlebnisse liest und gerührt ist. Martin Luther King soll in einer Rede gesagt haben: „Wenn alles vorbei ist, werden wir uns nicht an die Worte unserer Feinde, sondern das Schweigen unserer Freunde erinnern.“ Das sagen auch die meisten Frauen nach ihren Erlebnissen: Das Schweigen der Menschen rundherum schmerzt mehr als die Worte von Rassisten. Schau nicht zu, wenn du Zeuge von Rassismus bist und ergreife Partei! Zeige, dass in unserer Gesellschaft kein Platz für Menschenfeindlichkeit ist.

Islamophobie, Screenshot, Alltag

Islamophobie, Screenshot, Alltag

Islamophobie, Screenshot, Alltag

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Islamophobie, Screenshot, Alltag

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Islamophobie, Screenshot, Alltag

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Islamophobie, Screenshot, Alltag

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Kommentare

 

Endlich nennt jemand die dinge beim namen! Danke!

Bis vor kurzem haben die "religionskritiker" ihre islamophobie noch mit dummen fragen nach dem kopftuch als humanismus getarnt. Dann hat ihnen eine mutige, junge muslimin die richtige antwort gegeben: die kopftuchdebatte ist beendet, muslimische frauen hätten keinen bildungsauftrag gegenüber ahnungslosen und bildungsresistenten menschen.

Nun, da niemand ihre provokanten und dummen fragen beantwortet, zeigen sie ihr wahres gesicht und beginnen kopftücher rassistisch herunter zu reißen. Die erlebnisberichte, die sie gesammelt haben, sprechen für sich und niemand kann leugnen, dass es sich eindeutig um rassismus handelt.

Nun werden manche sagen, religionszugehörigkeit sei kein parameter aus dem rassismusdiskurs.

Aber auch da stimme ich ihnen zu, frau dudu: was wissen die schon!

BB

 

Und natürlich kann diese Art der verallgemeinerten Ablehnung Rassismus sein.
Schrecklich dasses zu diesen Erlebnissen kommen musste, die hier dokumentiert wurden.

Irgendwie ist dieser Artikel leider ein bisschen wie die andere Seite des Extrems: auf der einen Seite sind alle Moslems Terroristen, auf der anderen Seite - dieser hier - gehts nur um die bösen Islamophoben und die bösen Experten. Wo ist die Vernuft der Mitte?
"Das Schweigen der Menschen rundherum schmerzt mehr als die Worte von Rassisten" Ganz genau. Toll das Tausende gegen die FPÖ und gegen Pegida und gegen Burschenschafterbälle. Aber was ist mit dem Schweigen der Muslime?
Es wäre mal schön einen ausgewogenen Artikel zu lesen, der sich mit den Gründen der Islamophobie auseinandersetzt... Es gäbe viel aufzuarbeiten...

http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/4869481/SaintDenis_Wie-m...
http://derstandard.at/2000026628629/Schule-Ein-Moechtegern-Jihadist-laes...
http://www.mrctv.org/videos/trailer-documentary-sexual-harassment-belgium
https://www.vice.com/alps/read/wenn-deine-familie-aus-homophoben-arschlo...
https://www.vice.com/alps/read/kleine-schlampe-warum-redest-du-so-ueber-...
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