„Lesben wissen, was lesbische Kunden brauchen.“

05. Mai 2015

Die Erste Group, BMW, ÖBB, Infineon und auch die Post: Große Unternehmen setzen zunehmend auf Diversity-Management. Doch welchen Nutzen haben Unternehmer davon?

Von Onur Kas und  Sophie Kircher (Foto)

Was habenbiber, die ÖBB Holding AG und der internationale Konzern Henkel CEE gemeinsam?  Alle drei Unternehmen haben den DiversCity Preis 2014 erhalten. Mit dieser Auszeichnung würdigt die Wirtschaftskammer Wien herausragende Projekte im Bereich Diversity-Management und will damit das unternehmerische Verständnis für dieses Thema stärken.Tatsächlich ist der Begriff Diversity kaum mehr aus dem Management-Bereich wegzudenken. Und zunehmend setzen Konzerne – wie etwa die ÖBB oder die Erste Bank – auf eigene Diversity-Mangerinnen, die für mehr Vielfalt in ihren Unternehmen sorgen sollen.

Konsumpotenzial von Migranten

Fairversity
Foto: Sophie Kirchner
„Diversity“ ist aus Management-Foren, Karriere-Rubriken und Marketing-Strategien kaum mehr wegzudenken. Die zentrale Messe zum Thema in Österreich ist die „fair.versity Austria“, die Karrieremesse für vielfältige Talente.Hinter „fair.versity Austria“ stehen die beiden Organisatoren Manuel Bräuhofer (Inhaber der Agentur Brainworker) sowie Manfred Wondrag (factor D – diversity Consulting). Die beiden Experten beraten Unternehmen, wie sie die Potenziale von Frauen, Migranten, Senioren, behinderten Menschen sowie von Lesben und Schwulen besser nutzen können. „Diversity ist für alleBerufsfelder wichtig. Unsere Gesellschaft wird immer vielfältiger. Um weiterhin auf der Erfolgsspur bleiben zu wollen, müssen Unternehmern diese Vielfalt widerspiegeln“, sagt ManfredWondragund verdeutlicht: „Schwule und Lesben wissen etwa besser, welche Dienstleistungen und Produkte Schwule und Lesben wollen.“

Was bedeutet Diversity? Die englische Bezeichnung für „Diversität“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Vielfalt“. Die Wirtschaft hat das Konzept von Diversity–Management für sich entdeckt, um durch gezielte Maßnahmen im Personalwesen als auch im Marketing das Betriebsergebnis zu verbessern. Dabei wird nicht nur der Migrationshintergrund berücksichtigt, sondern auch das Geschlecht, Alter, die sexuelle Orientierung und Behinderung. Unternehmen versuchen nicht nur die individuelle Verschiedenheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu tolerieren, sondern dies auch für das Unternehmen und damit auch den Profit zu nutzen.

Gehörlose Apotheker

Die „fair.versity Austria“ ist eine Karrieremesse, die das Anderssein als Stärke vermitteln will. „Wir wollen Unternehmen dafür sensibilisieren, dass Migranten, Behinderte und Frauen viele Vorteile mit sich bringen, die vielleicht auf den ersten Blick nicht erkannt werden“, sagt Wondrag. Eine Wiener Apotheke habe es vorgemacht. Sie hat gehörlose Lehrlinge aufgenommen, um gehörlose Kunden mit der Gebärdensprache zu beraten. Ein Gewinn für beide Seiten.

Zwar hat Diversity auch einen politischen Charakter, aber im Vordergrund stehe der wirtschaftliche Aspekt: „Viele Unternehmen erkennen zum Beispiel das große Konsumpotenzial von Migranten. Da merkt man ganz schnell, dass ein Mitarbeiter mit Migrationshintergrund gewinnbringend ist. Sie besitzen die nötigen kulturellen und sprachlichen Kompetenzen, um diese Zielgruppe anzusprechen. Im großen Stil setzen vor allem Banken wie Raiffeisen oder die Erste Bank sowie  Versicherungen wie die UNIQA oder die Wiener Städtische auf migrantische Mitarbeiter, um gezielt Kunden mit Migrationsbackground anzusprechen.

Ältere als Gewinn

Viele Chefs und Personalverantwortliche hätten sich bei Manuel und Manfrednach den letzten Messen gemeldet und mitgeteilt, dass sie tolle Menschen kennengelernt haben, die sie für gewöhnlich nie zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen hätten. Unternehmen, wie die Erste Group, Infineon, die Post, BMW und auch die Stadt Wien zählen zu den Partnern der „fair.versitiy“. Bei der nächsten Messe, die im Oktober stattfindet, ist das Sozialministerium der Hauptpartner, das sich vor allem für Ältere stark macht. „Damit wollen wir Arbeitgebern aufzeigen, dass ältere Arbeitnehmer auch eine Bereicherung sind. Sie punkten vor allem mit ihren jahrelangen Erfahrungen“, beteuert Manfred.

Trotz dieser Bemühungen existieren auf dem Arbeitsmarkt weiterhin strukturelle Diskriminierungen. Bewerber mit einer Behinderung oder einem ausländisch klingenden Namen haben es beispielsweise schwer, eine Stelle zu bekommen. Manfred Wondragkann das nicht verstehen, denn: „Fragt man die Personalverantwortlichen, warum bestimmte Bewerber nicht ins Stellenbild passen, wissen sie oft keine Antwort drauf.“

 

Info über fair.versity Austria

Die fair.versity Austria ist die erste und einzige Karriere- und Weiterbildungsmesse mit dem Schwerpunkt Diversity in Österreich. Namenhafte Unternehmen wie die Erste Group, Vienna Insurance Group, Infineon, die Post und BMW sind Partner dieser Veranstaltung und positionieren sich als attraktive und diversitätsoffene Arbeitgeber vor. Der Fokus dieser Messe liegt nicht nur auf spezifischen Zielgruppen, sondern auf Kompetenzen und Erfahrungen, die unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Behinderung und sexueller Orientierung sind.

Die nächste fair.versity findet am 23. Oktober 2015 in der MAK-Wien, Weiskirchnerstraße 3, in 1010 Wien statt.

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