Ich heiße Fatima. Ich wohne in Wien im 16. Bezirk. Ich komme aus Syrien und bin 14 Jahre alt. Vor eineinhalb Jahren bin ich mit meinen Eltern und meinen drei Geschwistern nach Österreich geflohen. Hier habe ich zum ersten Mal wieder eine Schule betreten – zum ersten Mal nach sechs Jahren. Was für andere Kinder wie ein Traum klingt, machte mich sehr traurig. Als ich sechs Jahre alt war, bin ich in meiner Stadt in Syrien zur Schule gegangen. Das hat mir gefallen. Ich war gut in der Schule. Am liebsten lernte ich Englisch, Mathematik, Geografie und Biologie. Als der Krieg ausgebrochen ist, mussten wir zu meinen Großeltern aufs Land ziehen. Unsere Stadt war nicht mehr sicher. In dem Dorf, wo wir wohnten, gab es keine Schule. Meine älteren Geschwister sind in einer benachbarten Stadt in die Schule gegangen, doch ich bin zuhause geblieben. Die ersten drei Monate habe ich mir manche Dinge noch selbst beigebracht – Mathematik, Arabisch, Englisch. Danach habe ich aufgehört. Das einzige, was mich noch interessierte, waren Bücher. In dieser Zeit habe ich viele Bücher auf Arabisch und Englisch gelesen.

Als wir nach Österreich kamen, war das sehr schwierig für mich. Nach sechs Monaten hier bin ich zum ersten Mal wieder zur Schule gegangen, in die NMS Herthergasse. Am Anfang hatte ich immer montags und dienstags den ganzen Tag Deutsch. Den Rest der Woche hatte ich Unterricht mit den anderen Kindern. Jetzt habe ich nur noch fünf Deutsch-Stunden in der Woche und bin öfter im regulären Unterricht. Das finde ich besser. Denn jetzt habe ich mehr Englisch und Mathematik. Darin bin ich besser als in Deutsch. Im Moment werde ich noch in fast keinem Fach beurteilt, weil ich außerordentliche Schülerin bin. Doch nächstes Jahr möchte ich auf die Polytechnische Schule gehen und bekomme Noten wie die anderen Schüler.